Bis zum Herbst dieses Jahres werden rund 2.300 Haushalte und zahlreiche Gewerbebetriebe Zugang zu einer Netztechnologie haben, die die bisherige DSL-Technik revolutioniert.
Das VDSL-Vectoring, wie sich die Technologie nennt, die überhaupt erst seit 2013 in Deutschland installiert wird, hat den Vorzug, über Kabelpaare gleichzeitig zu senden und so Fehler extrem zu reduzieren. Dadurch werden Geschwindigkeiten von 100 Mbit/s erreicht. Die „schnellsten“ Radeburger auf Telekom-Leitungen haben derzeit 16 Mbit/s, viele erreichen noch nicht einmal 1 Mbit/s.
Die technischen Voraussetzungen werden durch das Verlegen von 12 Kilometer so genannter „Lichtwellenleiter“-Kabel (LWL) erreicht. Um an die 21 der allseits bekannten „grauen Kästen“, die Kabelverteiler der Telekom zu gelangen, müssen dazu 7,5 km Trassen gegraben werden. In die Nähe der Kabelverteiler werden 19 so genannte Multifunktionsgehäuse gesetzt, die das VDSL-Signal in das schon vorhandene letzte Stück der Übertragungsstrecke bis zum Hausanschluss bringen. Damit wird der Anteil an redundanter Kupferleitung auf weniger als 800 Meter verkürzt und reduziert so erheblich die verbleibenden Verluste. Ab Juni wird jeder Stadtbewohner auf der ENSO-Webseite abfragen können, welche Leistung bei ihm tatsächlich ankommt. Die Erfahrungen in Großenhain zeigen, dass es aber kaum Standorte gibt, bei denen 100 Mbit/s nicht verfügbar wären.
Die Arbeit erfolgt an fünf Bauabschnitten in Etappen bis zum Herbst und fast ausschließlich auf Gehwegen. Nur auf der Lindenallee, wo am Mittwochmorgen die Bauarbeiten bereits begonnen haben, ist eine Verlegung auf der Straße notwendig. Bitte informieren sie insbesondere die Schulkinder, dass das Radfahren gegen die Einbahnstraße hier bis zu den Schulferien nicht möglich ist!
Kosten kommen auf die Stadt Radeburg durch diese Maßnahmen nicht zu. Da die ENSO ohne Fördermittel investiert, muss die Stadt auch keinen Eigenanteil zahlen. Im Gegensatz zur Telekom kann die ENSO, das erklärte Geschäftsführer Heine, die 1,35 Millionen Euro teure Investition kostendeckend darstellen. In der Summe enthalten sind 5,5 km Stromleitung und 1,3 km Gasleitung – Maßnahmen, die aktuell oder in naher Zukunft ohnehin notwendig gewesen wären, wurden so gebündelt. Dazu gehört die Erneuerung von Straßenbeleuchtung an ca. 30 Leuchtpunkten an Dresdner Straße, Lindenallee, August-Bebel-Straße, Bahnhofstraße und am Sinter.
Ende Juli sollen alle Baumaßnahmen beendet sein. Bis Oktober dauert dann der Einbau der VDSL-Technik inklusive Funktionstests. Danach soll die Technik zur Verfügung stehen. Nutzen kann sie, wer seinen bisherigen Telekommunikationsvertrag kündigt und einen neuen mit der ENSO abschließt.
Auf der noch am gleichen Abend abgehaltenen Einwohnerversammlung beantworteten ENSO-Mitarbeiter, Vertreter der Baufirmen und die Bürgermeisterin Fragen der Bürger. Stephan Sommer vom ENSO-Vertrieb, erläuterte, dass die ENSO dann nicht mehr nur Strom- und Gas-, sondern auch Telekommunikationsanbieter ist. Es wird drei Möglichkeiten der Vertragsgestaltung geben. Entweder man „nimmt“ nur eine von drei preislich abgestuften Flatrates, oder ein Paket zusätzlich mit Telefon-Flatrate ins deutsche Festnetz. Für größere Betriebe ist es auch noch möglich, einen Glasfaser-Direktanschluss zu bestellen. Dort fällt dann der „Kupfer-Hausanschluss“ weg und die Glasfaserleitung wird direkt in den Betrieb gelegt. Die Kosten für die zusätzliche Glasfaserleitung muss jedoch der Betrieb selbst tragen.
Auf mehrfache Nachfrage von Bürgern aus den Ortsteilen kündigte Bürgermeisterin Michaela Ritter an, auf der Grundlage einer Bedarfs- und Verfügbarkeitsanalyse auch den Breitbandausbau in den Ortsteilen voranzutreiben. Aufgrund der Einsparung von Eigenanteilen in der Stadt können Mittel konzentriert auf den Dörfern eingesetzt werden. „Breitbandausbau ist zwar keine kommunale Pflichtaufgabe, aber in der Pflicht sehen wir uns als Stadt trotzdem.“ Das ist auch wichtig, weil sonst die Dörfer technisch immer weiter abgehängt werden und die Abwanderung von Industrie, Handwerk und jungen Menschen weiter beschleunigt.
Geschäftsführer Dr. Steffen Heine versprach bereits beim Spatenstich auf Nachfrage von RAZ, dass sich die ENSO an der Ausschreibung für die Dörfer beteiligen wird.