Zum 95. Todestag von Heinrich Zille

Heute ist Heinrich Zilles 95. Todestag. Heinrich Zille wurde in Radeburg geboren - aber keineswegs in ärmliche Verhältnisse, wie gern unterstellt wird. Mehr dazu von unserem Autor und Namensvetter Detlef Zille (Dresden).

Zille stellte in vielen seiner Werke das Leben der Unterschicht dar. Nicht zuletzt das durch Claire Waldoff bekannt gemachte Lied "Das war sein Milljöh" impliziert, dass er auch diesem Milieu entstammt, doch er wurde in Radeburg in bürgerliche Verhältnisse geboren.

Heinrich Zilles Todestag jährte sich am 9. August. Dem wohl bekanntesten Sohn von Radeburg wird nachgesagt, dass er einer armen, unterprivilegierten Familie entstamme. Entspricht das jedoch den Tatsachen? Machen Sie sich selbst ein Bild!

Als der Vater Traugott Zille von Neu-Coschütz (heute im Stadtgebiet Freital) kommend sich 1852 in Radeburg anmeldete, bewarb er sich um das Bürgerrecht. In Sachsen wurde das Bürgerrecht nur Einwohnern zuerkannt, die Hausbesitzer und/oder Gewerbetreibende einer eigenen Firma waren. Allerdings war das Bürgerrecht nicht ganz billig, denn deren Inhaber mussten höhere Steuern als der überwiegende Teil der Bevölkerung entrichten, die als Schutzverwandte bezeichnet wurden.

Da Traugott Zille als selbständiger Uhrmacher kam, wurde ihm das Bürgerrecht nicht verweigert. Er gehörte somit von Anfang an einer bevorrechtigten Gruppe der Einwohner Radeburgs an. Daraus nun zu schließen, dass er wohlhabend war, wäre voreilig. Anderseits deutet ein Grundstückserwerb am 15. November 1861 in Dresden 2 darauf hin, dass der Vater von Heinrich Zille nicht unbemittelt war. Die Kaufsumme von 5000 Thalern würde heute wohl nicht mehr zum Erwerb eines Grundstücks in der Pirnaischen Vorstadt von Dresden reichen – beträgt umgerechnet auf die heutige Zeit jedoch mehr als 120.000 Euro. 3

Es sieht so aus, als ob Traugott Zille in Dresden wirtschaftliche Entscheidungen getroffen hat, die zur Verarmung der Familie führten. Dass er jedoch aus finanziellen Gründen inhaftiert wurde, ist höchst zweifelhaft. Denn zum einen ist das Schuldgefängnis, von dem in den von Heinrich Zille selbst verbreiteten Geschichten die Rede ist, für die fragliche Zeit nicht nachweisbar. Zum anderen gibt es in den Gewerbeakten des Vaters und der Mutter, die sich heute im Stadtarchiv von Dresden 4 befinden, keinerlei Hinweise auf Unredlichkeit. Solche aber wären in jedem Fall sanktioniert und dort vermerkt worden.

Sie möchten mehr erfahren? Bitte lesen Sie unter https://heinrich-zille.info  weitere Informationen.

Detlef Zille

Quellen:

  1. Das Original ist möglicherweise in den Radeburger Archiven verloren gegangen; es existiert jedoch im Heimatmuseum eine Abschrift aus den 1950er Jahren.
  2. Amtsgericht Dresden, Grundbuchamt.
  3. Zur Bewertung können Hinweise unter https://wiki.genealogy.net/Geld_und_Kaufkraft_ab_1803 herangezogen werden.
  4. Stadtarchiv Dresden, Gewerbeamt A, Bürger- und Gewerbeakten, Signatur 2.3.9 Nr.: Z.880 und Z.881.