RAZ: Der Polizeiposten teilt mit, dass er sogar positiv überrascht war und wesentlich weniger Delikte aufgenommen werden mussten als sonst. In den vergangenen Jahren hatten vor allem die Handy- und Taschendiebstähle zugenommen. Dieses Jahr gab es bisher keine Anzeigen in dieser Richtung. Auch die Rangeleien, die zwar nicht erfreulich sind, blieben im üblichen Bereich. Vielleicht wird der eine oder andere jetzt sagen: na wartet erst mal ab, wenn die Asylbewerber erst mal da sind. Ihr habt ja bisher nur Glück gehabt.
Ich wiederhole es gern immer wieder, obwohl ich es leid bin. Es sind ja Asylbewerber da. 25 derzeit. Man kann natürlich immer Angst schüren und sich verrückt machen. Auf Gefahren kann man sich einstellen, wenn es konkrete Gründe gibt. Aktuell gibt es die hier nicht. Ich will damit die Gesamtsituation nicht schönreden, aber was Radeburg konkret angeht, haben wir keine nennenswerten Probleme mit den Asylbewerbern. Die Männer haben per 1-Euro-Job Beschäftigung. Alle besuchen Deutschkurse. Wir versuchen Integration, so gut es geht. Das ist alles ehrenamtlich organisiert und klappt sehr gut.
RAZ: Also ganz anders, als es vor einem reichlichen Jahr war?
Ja. Es war genügend Zeit, entsprechende Strukturen zu schaffen und aus den damals gemachten Fehlern zu lernen. Ich will mich da überhaupt nicht ausnehmen. Es ist eben leider so, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt – wir sind hier alle Lernende.
RAZ: Und wie sieht es mit Volkersdorf aus? Die Anwohner dort erwarten jeden Tag die Ankunft weiterer Asylbewerber, vermuten eine „Hinhaltetaktik” und haben sich in einem Offenen Brief an Sie gewandt, um Aufklärung zu bekommen.
Ich habe den von Stadtrat Frank Großmann formulierten Offenen Brief schon beantwortet. Ich kann mich also nur wiederholen. Ich sehe das Objekt nach wie vor kritisch und unterstütze die Forderung der Volkersdorfer nach einem Maßnahmen- und Umsetzungskatalog zum Sicherheitskonzept. Eine Vorlage dieser Konzepte fordere ich vom Landratsamt bereits seit 2015, als erste Pläne für das Kurheim bekannt wurden. Bisher wurde auf den künftigen Betreiber verwiesen, der aber noch nicht feststeht. Mir wurde kürzlich mündlich mitgeteilt, dass nun doch nicht erst eine Baracke bezogen werden soll, sondern alle, wenn alles saniert ist. Damit wird man sicher erst Mitte des Jahres fertig sein. Man hat das wohl alles nochmal durchgerechnet. Schriftlich habe ich diese Information bisher leider noch nicht erhalten.
RAZ: Vom Narrengericht wurden Sie mit einer Weintraube, einer Vogelscheuche und einem Weihnachtsmann beschenkt – in Erinnerung an vergangene oder vom Vergehen bedrohte Feste.
Ich danke dem Hohen Närrischen Gericht für die freundliche Erinnerung. Wenn wir noch ein paar Unterstützer kriegen, die mitmachen, dann können wir das eine oder andere auch wieder auf die Beine stellen. Mir ist schon bewusst, dass wir im Spätsommer / Herbst noch was brauchen. Im Frühjahr haben wir mit Zillelauf, Rollski-Meisterschaften und Kneipennacht ein gutes Angebot an Veranstaltungen. Die Lücke ist dann zwischen den Sommerferien und dem 11.11. Also ich würde mich freuen, wenn sich Mitmacher melden. Am schönsten wäre es, wenn das Vogelscheuchenfest wieder stattfände – und ich glaube, viele Radeburger sehen das auch so. Es muss aber auch Leute geben, die das mit vorbereiten.
RAZ: Die Veranstaltungen sind immer auch Begegnungsmöglichkeiten und sorgen für den Zusammenhalt im Ort. Eine noch größere Rolle spielen bei uns aber die Vereine. Ich denke, es wird honoriert, dass die Stadt so viel für die Vereine tut...
Ja ich hoffe das. Es gibt natürlich auch Seltsames, das einen verwundert. Da wird uns als Stadt schon mal vorgeworfen, dass wir nicht so viel Geld für die Förderung des Freizeitsports ausgeben wie Dresden. Da muss ich dann mal mit einem Größenvergleich hinsichtlich Einwohnerzahl und Steueraufkommen kontern, obwohl das auf der Hand liegen sollte. Prozentual gibt Radeburg wahrscheinlich sogar mehr für den Sport aus als Dresden. Wo gibt es das noch, dass Kinder und Jugendliche unsere Sportstätten komplett kostenlos nutzen können. Aktuell zahlen einheimische Sportvereine für die Nutzung der Sportstätten nur 15 % der Betriebskosten, 85% trägt die Stadt. Und obendrauf zahlen wir noch einen Zuschuss pro Vereinsmitglied.
Und auch die Erwachsenen zahlen Mitgliedsbeiträge in den Vereinen, die teilweise deutlich unter denen eines Fitness-Studios liegen. Auch wenn der Vergleich sicher hinkt. Schließlich soll möglichst vielen Leuten die Möglichkeit gegeben werden, sich sportlich zu betätigen.
Mit der Millioneninvestition in das neue Mehrzweckgebäude hat die Stadt tief in die Schatulle gegriffen. Spätestens seit dem Richtfest, seit man ahnen kann, wie es mal wird, sind die Kritiker verstummt und die meisten freuen sich auf die neuen Möglichkeiten.
Immer wieder mal aufkeimende Streitigkeiten zwischen den Sportvereinen sollten im Interesse der Nachwuchsarbeit schnell ad acta gelegt werden. Sicher ist es wichtig, seine eigene Identität zu bewahren. Aber man muss realistisch sein und sich eingestehen, was man noch stemmen kann und was nicht. Dass der Kreissportbund mit der Bildung von Spielvereinigungen einen Weg eröffnet hat, Vereinen mit Nachwuchssorgen eine Zukunft zu verschaffen, ist doch sehr visionär gewesen. Sie hätten auch sagen können, wer keinen Nachwuchs hat, nimmt nicht mehr am Spielbetrieb teil. Punkt.
Ich bitte da einfach mal, die Emotionen rauszunehmen und nüchtern die Fakten zu betrachten, dann kommt man auch zu tragfähigen Kompromissen, ohne sich selbst aufgeben zu müssen. Es geht nicht anders, als das wir die Kräfte und Mittel konzentrieren, damit wir den Nachwuchsbereich sichern können. Jetzt haben wir in Radeburg bald beste Bedingungen. Wir sind Schulstandort und haben die Kinder im Ort. Es muss allen Verantwortlichen nun noch besser gelingen, die Jüngsten für aktive Betätigung zu begeistern – und da ist es egal, ob für Sport- oder Karnevalsverein, Feuerwehr oder Chor. Das wird sich in der Zukunft auszahlen.