Vielleicht nur er selbst ahnte, dass der Umzug beim Radeburger Volkskarneval sein letzter Auftritt in der Öffentlichkeit sein würde. Die Familienangehörigen berichten, dass er erstaunt war, in wie viele bekannte Gesichter er schauen konnte, die ihm fröhlich zujubelten. Er, inmitten seiner farbenfrohen Umzugsgruppe, hat diesen letzten Umzug trotz Beschwerden sehr genossen.
Markus machte nicht viele Worte, er handelte. Zunächst im Jugendklub, im Gelände seiner ehemaligen Schule, als Organisator von Dorffesten, mit der Initiative, die Bärnsdorfer Kirche zur Weihnachtszeit mit Herrnhuter Sternen zu schmücken. Er griff zum Telefon, rief Freunde an, die helfen konnten – fast immer war er derjenige, der andere zum Mitmachen animierte, so auch, als es darum ging, Geld für die Sterne zu sammeln, sie zu beschaffen und sie dann sicher fachgerecht zu montieren und zu beleuchten. Das „Anknipsen“ der Sterne ist nunmehr seit 17 Jahren der Höhepunkt des Bärnsdorfer Weihnachtsmarktes, der als Begegnungsfest der Dorfgemeinschaft begann und spätestens seit 2011, mit der ersten Inbetriebnahme des wohl weltweit einmaligen „Schwimmbogens“ zu einem inzwischen viel zu wenig geheimen „Geheimtipp“ sächsischer Weihnachtsmärkte wurde. Die Überschüsse aus den Veranstaltungen investierte der Verein wieder im Dorf. So gibt es jetzt in Bärnsdorf einen Spielplatz, den es ohne die Inspiration von Markus nicht gäbe – und einen Fest-Ort für vielfältige Treffen der Dorfgemeinschaft wie das Volleyballturnier und das Dorffest.
Sehr gefreut haben sich Familie, Freunde und Bekannte über die Schweigeminute, die der Berbisdorfer SV vor seinem Heimspiel der 1. Männermannschaft einlegte, am Wochenende nachdem Markus von uns gegangen war.
Jeder versucht auf seine Weise die Trauer zu bewältigen. Viele der unzähligen Teilnehmer an der Trauerfeier fragten seine Frau Astrid, ob sie helfen oder sich in irgendeiner Weise erkenntlich zeigen könnten.
„Markus hat immer bedauert, dass von den ursprünglich 3 Glocken im Kirchturm für Kriegszwecke zwei der Glocken eingeschmolzen wurden und nur noch die Taufglocke in Bärnsdorf klingt,“ schreibt sie in einem Aufruf. Auch der Autor dieses Beitrags findet: Glocken stehen für Zeit, die vergeht und die sich immer wiederholt, ihr Hin- und Herschwingen für die Gegensätze, die zusammengehören wie Geburt und Tod, für Bekenntnisse, für Warnen und Mahnen. Wenn die letzten Glocken verstummen, so wie im Dritten Reich während des zweiten Weltkrieges befohlen, weiß wörtlich niemand mehr, was die Stunde geschlagen hat. Deshalb sind Glocken auch Verkünder des Friedens. „Nie mehr sollten Glocken für Kriege eingeschmolzen werden,“ schreibt Stefan Lösche auf Facebook unter Astrids Aufruf.
Zwei der ursprünglich drei Glocken der Bärnsdorfer Kirche wurden für den Krieg gestohlen und auch nach nunmehr 80 ununterbrochenen Friedensjahren nicht wieder ersetzt.
„20 Jahre nach der Sammelaktion für die 4 Herrnhuter Sterne an der Kirche würde ich gern gemeinsam mit euch eine zweite Glocke für die Bärnsdorfer Kirche finanzieren. Ich möchte das Kondolenzgeld von Markus als Anfang nehmen und versuchen mit eurer Hilfe die zugegebenermaßen erst einmal erschreckende Summe von 32.000€ brutto zusammen zu bekommen,“ schreibt Astrid weiter in ihrem Aufruf. Der Kirchenvorstand unterstützt das Vorhaben, es fand eine intensive Machbarkeitsstudie im Glockenturm mit einem Sachverständigen statt, der ebenfalls grünes Licht gab und ein detailliertes Angebot abgegeben hat.“
Damit sind die ersten Schritte getan. Der Verfasser dieses Beitrags hat auf Fördermöglichkeiten über den Dresdner Heidebogen hingewiesen. Jedoch hat die Kirchgemeinde bereits einen Antrag zur Innensanierung der Kirche dort laufen. Die gute Nachricht: Astrid teilt mit, dass nach nur zwei Wochen bereits die Summe von 15.995 € zusammengekommen ist.
Ergänzend zum Flyer (Link unten – PDF), in dem als Spendenadresse der Briefkasten Lindeberg 15 in Bärnsdorf angegeben ist, können Briefe mit Geldspenden und dem Vermerk „Glocke“ in den Briefkasten der Fa. Andreas Stützner (Großenhainer Straße) eingeworfen werden. Bitte hinterlassen Sie Ihre Adresse, falls Sie eine Spendenquittung benötigen. Gegenüber, im Laden der Bäckerei Schöne, ist eine Spendenbox aufgestellt. Zahlungen sind auch per PayPal an astrid.nicklich(at)gmail.com möglich. Wer Fragen hat, kann Astrid Nicklich auch unter der Nummer 0l72 34l8934 erreichen.
Anders als beim Druck des Flyers noch geplant wird gofoundme nicht genutzt, da hier 5% an Gebühren abgezogen werden. Im Fall, dass die Spenden für die Glocken nicht reichen sollten, so versichert Astrid, wird das Geld in jedem Fall für die Sanierung der Bärnsdorfer Kirche zur Verfügung gestellt.
Es ist allerdings eine schöne Vorstellung für alle, die getrauert haben: wenn künftig der Klang der zweiten Glocke den Raum über uns erfüllen wird, wird auch Markus Nicklich mit in diesem Raum sein.
Klaus Kroemke