Die ganz Harten machen durch. Um drei Uhr endet das Remmidemmi, um Sechs beginnt das Sammeln für das Prinzenfrühstück, das um 7 Uhr beginnt und um 8:30 Uhr geht es es mit Tschingdarassabum durch die Kleinstadt, um alle Sünder zu wecken, denn ab 9 Uhr ist die Jagd der Narrenpolizei eröffnet und das Tribunal der Narren nimmt seine Arbeit auf. Auch diese kleine ehemalige „Randveranstaltung” ist längst zum „Zeltfüller” geworden. Was am Anfang eine Notlösung war, weil es keine ausreichend große Räumlichkeit gab und das Zelt ja nun mal da ist, hat sich zu einem gut besuchten Vor-Umzugs-Treffen gemausert.
Schade ist, dass die witzigen Einfälle der Narrenrichter kaum im Publikum vernehmbar sind und auch manche pointierte Antwort der Delinquenten untergeht. Wegen der zwar hohen Lautstärke der Beschallungsanlage, aber einer geringen, beim Hörer ankommenden Frequenzbandbreite ist das ein schwer lösbares Problem.
So ist dem einen oder anderen Besucher des Narrengerichts vielleicht auch entgangen, dass die Närrische Justiz inzwischen eher dazu übergegangen ist, Sünder zu ehren statt zu bestrafen.
So bekam das „alte” Motorsport-Trio Thomas - Georg - Wolf einen Satz „RaBu”-Werkzeugkoffer, um nicht aus der Übung zu kommen. Peter Görne wurde mit einem Hebammen-Set ausgestattet, da er sich bereit erklärt hatte, der Kuh Lisa beizuspringen, falls die gerade während des Urlaubes von Bauer Kasi kalben sollte.
Das Kopierbüro Schmidt, hervorgegangen aus dem Hause des langjährigen Elferrats-Präsidenten Gerhard Ulbrich und mit dem kleinen Kinder-Narrenpolizisten Toni schon in 4. Generation beim närrischen Treiben dabei, durfte sich durch das Absingen der Firmenhymne in Szene setzen.
Hobby-Kellermeister Hans Naumann, der schon seit Jahren dem Narrengericht eine Weinprobe versprochen hat, wurde für sein Versäumnis mit einer eben solchen geehrt – nur dass die Narrenrichter Gläser und Wein selbst mitbrachten.
Radeburgs Bürgermeisterin Michaela Ritter wurde mit einer Weintraube, einer Vogelscheuche und einem Weihnachtsmann beschenkt – in Erinnerung an vergangene oder vom Vergehen bedrohte Feste (siehe Aschermittwochgespräch).
Die Bürgermeisterin vom „Öko-Dorf Ebersbach”, Margot Fehrmann, durfte sich über ein tragbares Windrad freuen, mit dem sie nun jederzeit feststellen kann, woher im Dorf der Wind weht.
Bei der anschließenden Gardetanzschau mischten sich Garden befreundeter Vereine unter die unsrigen und wurden in dem inzwischen gerammelt vollen Zelt frenetisch gefeiert.
Zur gleichen Zeit lief der Rathausempfang bei unserer Bürgermeisterin, zu dem Vertreter der großen Unternehmen unserer Stadt und wichtige Verbündete der Stadt beim Kampf um die Wiedererlangung des Rathausschlüssels geladen waren. Der Einladung waren unter anderem Landrat Arndt Steinbach und der Landtagsabgeordnete Sebastian Fischer gefolgt, aus dem wirtschaftlichen Umfeld Frau Richter von der Sparkasse Meißen, Dr. Arnold und Dr. Heine von der ENSO, die in der Stadt wichtige Investitionen plant, Herr Scheich von der Freiberger Brauerei, die der wichtigste Sponsor des Radeburger Karnevals ist und ohne den die Zeltparties undenkbar wären, Vertreter von Bauland und Lidl, sowie einige wichtige Sponsoren und Spender für die KiTa Großdittmannsdorf, für die Feuerwehren und den Weihnachtsmarkt - Autohaus Elitzsch, Trentzsch Werkzeugbau, Datenschutz Kramer und Haustechnik Herfurt.
Aber 14 Uhr endlich ging es los
mit dem Umzug – und dieser konnte sich sehen lassen! Der Umzugswagen des Prinzenpaares (Nr. 6) war der erste Hingucker, kommt aber traditionsgemäß nicht in die Wertung. Die Gruppe hatte den kompletten Markt als Plagiat zur Strecke gebracht! Auf die Nummer klicken! Die Links ermöglichen Ihnen, Bilder der Gruppe nochmal in Ruhe anzusehen.
Für Aufsehen sorgten die Wetterhexa Altusried (Nr.8) aus dem Allgäu, die wie schon einst die Knerblis von der Narrenzunft Berghaupten mit der bei der alemannischen Fasnet üblichen Hexenmasken auftreten. Sie schafften in dieser Saison 17 Umzüge! Leider gab es dafür von der Jury nur den 21. Platz, weil naja, das Motto spielte natürlich bei ihnen keine Rolle. Ich denke, das werden sie verschmerzen.
Die Ullersdofer Amtsbrigade (Nr.9) bekam eine Anerkennung für die Feststellung: „50% aller Beamten arbeiten sogar”.
Dann aber gleich erkennbar der erste Top-10-Kandidat. Die Truppe von Jörg Tennert (Nr. 16) schipperte als Käpt’n Blaubär-Plagiat auf den 8. Platz.
Dann kam mit Nr. 15 der erste echte Plagiat-Streitfall. Schon seit kurz nach der Wende gibt es das Radeburger-Logo, das in leicht abgewandelter Form von einer Bierbrauerei in Radeberg abgekupfert wurde. Was dann aber das Original-Logo bei einer Plagiate-Olympiade soll, haben die Juroren anscheinend nicht verstanden. Für mich mit Platz 24 zu weit hinten, aber es können ja nicht alle vorn sitzen.
Die Landstreicher in ihren ökofundamentalistischen Outfits um Stephanie Zeiler aus Großdittmannsdorf (Nr. 17) kamen auf den 27. Platz für die Idee, die triste graue Welt einfach bunt zu übermalen.
Plagiate und Malerei – das schien irgendwie auf der Hand zu liegen. Die Frage war dann eigentlich nur: wie aufwändig setzt man das um?
Den offenbar größten Aufwand hatte ganz offensichtlich die Gruppe um Katrin Hausmann (Nr. 19) betrieben, die nicht nur berühmte Gemälde in unglaublicher Präzision plagiierte, sondern die darin „enthaltenen” Personen auch noch lebendig „aus dem Rahmen” fallen ließ. Auf dem Wagen vorneweg die Sixtinische Michaela in Origialgröße – mit dem heiligen Olaf-Kind auf dem Arm, Papst Falk links unverkennbar, rechts der Hl. „Bäcker” Barbara und unten die Engel Dixen und Pizza. Wenn das nicht schon eine Idee ist! Aber dann kommen sie anmarschiert, die Plagiatfarben und ihre Produkte: das Schokoladenmädchen, Munks Schrei, August der Starke, Mona Lisa (die immer lächelt), M. Hille statt H. Zille, Goethe auf Italienreise... Wow! Schade, schade, im Livstream war die Gruppe zu hurtig an der Kamera vorbei. Aber für mich war es an dieser Stelle schon die Nummer 1 – und wurde es tatsächlich. Da war klar: das würde nur ganz schwer zu toppen sein! Und so kam es auch. Um es vorweg zu sagen - es kamen noch wirklich klasse Nummern, aber hier kam keiner ran!
Auch nicht der Dittsdorfer Jugendclub (Nr. 21), der mit seiner tollen Idee, mal den Waschmitteln zutreffendere Namen zu geben – wie Schwarzer Riese, Kuschelhart, Jawoll, Spei oder Senil – nach meiner unmaßgeblichen Meinung mehr als Platz 20 verdient hätte. Wenn in Zukunft mal ein paar mehr passend kostümierte junge Leute und weniger „ungeschminkte Zivilisten” auf dem Wagen mitfahren, ist das bestimmt auch gut möglich. Sechs der fünfzehn Juroren gaben eine halbe Note schlechter als die anderen. Ich weiß es nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass das gestört hat (siehe auch Aschermittwochgespräch).
Auch mal ne Idee, alle Originale von Original-Würmern fressen zu lassen – da gibt’s am Ende keinen Streit mehr ums Urheberrecht – das sagten sich die Großenhainer um Sören Klapper (Nr. 23) und die Jury fand das gut für Platz 15.
Die Uwe-Lehmann-Truppe (Nr. 26), seit Jahren eine feste Größe auf Spitzenplätzen, die auch viele Jahre hart drum kämpfen musste, vorn dabei zu sein, hat sich mal umgeschaut, was in RaBu so plagiabel wäre. Der Zille-Hain zum Beispiel wäre auch was für Shang Hai(n). Und sie liefern den Chinesen gleich noch den Urheber mit: Mao Zille Dong, den großen Führer in die Morgenröte im Selbstportrait. Verliebt ins Detail sind sie auch: jeder Baum hat eine Inventarnummer, wie in Radeburg. Platz 6 springt am Ende heraus.
Auch im Livestream etwas kurz gekommen - die Märchen-Plagiate aus Rödern (Gr. 28). Tony Labudde und Co. schafften es auf den 22. Platz.
Jens Meister aus Bärwalde hatte sich mit seinem originalen „Eis-Wagen” schon am Vormittag auf den weiten (Um)weg nach Bärnsdorf gemacht, um dort seine Besatzung (Nr. 30) „aufzuladen”. Es war schon ein Hingucker, als er über die Dörfer rollte. Am Ende wurde der weite Anfahrtsweg mit Platz 8 belohnt.
Mal eine ganz andere Interpretation des Wortes: Plaquiat! Zahnfee kämpfte mit Zahnteufel um gefährlichen Zahnbelag und brachte die Gruppe um Frank Grütze aus Ebersbach (Gr. 31) auf Platz 16.
Zwei Plätze dahinter landete die Idee von Katrin Weiß und Co., es als Kopie berühmter Filmfiguren bis zum Happy End zu schaffen. Sehr schön anzusehen, die jungen Damen, vor allem weil sie „echter” sind als die Originale.