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RABU im Klimawandel: gibt's neue Trends?
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Mit den Veranstaltungen im Januar stimmte sich das Närrische Volk in Richtung Tolle Tage ein. Den Auftakt zur zweiten Saisonhälfte machte die Vorstellung des 1. Bandes der Faschingschronik in der Bibliothek am 11. Januar, dann aber schon zwei Tage später der Rockfasching mit 4Roses, den eine kleine, aber feine Klientel als schönste Veranstaltung der Saison auserkoren hat. Andere stehen aber nach wie vor auf den „Klassiker“ Schlafmützenball und den „Tiroler“, der immer mehr an Ansehen gewinnt. Der Trend zum „Verlängerten Oktoberfest“ setzt sich fort. Na klar wollen Dirndel und Lederhose auch mehr als nur einmal im Jahr getragen werden. Beide Veranstaltungen natürlich ausverkauft.
Neu ist die Petticoat-Nacht, die auch ganz schnell den Titel „schönste Veranstaltung der Saison“ bekommen hat – von wieder einer anderen „Zielgruppe“. Schön, wenn für jeden Geschmack etwas dabei ist. Bei den Zeltpartys hat sich der Fokus gen Freitag verschoben. Für den Sonnabend gab es bis kurz vor der Veranstaltung noch Karten. Die Freitagkarten waren schon im Vorverkauf weg. Der Trend geht hier in die Richtung „vor dem Umzugssonntag noch mal ausschlafen“, was nur die Härtesten nicht verstehen können. Man wird eben älter.
Der RCC lieferte sein Programm sehr solide ab. Kein Abfall gegenüber der Jubiläumssaison. Im Gegenteil. Wie schon gewohnt musste die Narrenpolizei wieder mit einer Zugabe ran. Die Gardemädels hatten ihnen das immer ein bisschen geneidet. Am Sonnabend gab es dann den Flash. Für ihre „Monsternummer“ wurden auch sie zur Zugabe gerufen. Da sich der Fokus der Einheimischen auf Freitag verlagert hat, war diesmal am Sonnabend jede Menge „neues“ Publikum. Die waren wahrscheinlich positiv überrascht, was der RCC auf seine hübschesten Beine stellt. Auf der RCC-Webseite gibt es die Bilder, schaut sie Euch noch mal an. Sie waren 7… 8… Ihr wisst schon. „Ein besonderes Lob möchte ich den neuen DJ‘s aussprechen“, sagt Präsident Olaf Häßlich.
Inhaltlich basierte das Programm auf dem der Prunksitzungen und der Reloaded.
RAZ berichtete.
Der Sonntag startete bei strahlendem Sonnenschein. „Das ist immer gut, da kommen die Leute, egal was dann für Wetter wird,“ pflegt Präsident Olaf Häßlich zu sagen. Und das Egal-Wetter kam ja dann auch. Aber heftig war der Regen nicht. Mal wieder Glück gehabt. Im Megazelt trafen sich zunächst an die Tausend Narren zum Narrengericht, welches wiederum mehr närrische Straftaten auf dem Zettel hatte, als es am Ende abarbeiten konnte. Nun, warum soll es anders sein, als bei der „richtigen“ Justiz? Bei der anschließenden Gardetanzschau war „ab Marktbrunnen“ so ein Gedränge wie bei den Zeltpartys. Es mag Nicht-Narren vielleicht wundern, aber Gardetanz ist durchaus ein beliebtes Format.
Pünktlich 14 Uhr setzte sich am Bahnhof der Umzugstross in Bewegung. Seit vielen Jahren wurde der Umzug erstmals wieder von Reitern angeführt. Auch fuhr der Elferrat erstmals seit vielen Jahren nicht mit seinem traditionellen Fahrzeug, das wohl endgültig „Schrott“ ist. Da die neue Zugmaschine, ein oppulenter Dodge, nur geliehen war, konnte er nicht zünftig beschriftet werden. Es wurde also extra ein Magnetschild bestellt. Hielt nur schlecht an der Aluminiumkarosse… Das ist sicher wieder Stoff für das nächste Narrengericht.
Für den ersten Hingucker sorgte gleich die Gruppe Elisabeth Dietze mit dem Prinzenpaar des RCC mit dem feuerspuckenden Vulkan, der für die heißen Nächte verantwortlich gemacht wurde. Mit dem Vulkan auf dem Umzugswagen und den Lavalampen als Laufgruppe hätten sie gute Chancen auf eine Spitzenplatzierung gehabt, aber traditionell nimmt die Prinzenpaar-Gruppe nicht an der Wertung teil. Das nächste Highlight war die Gruppe Tony Labudde (Nr. 15 – Platz 11) mit ihrem sehenswerten klimaangepassten Rodelschlitten auf Schienen.
Bis zur Nummer 23 (Platz 7) dauerte es dann, bis es so richtig losging mit weiteren preisverdächtigen Gruppen. Die Ebersbacher mit Jörg Tennert zelebrierten das, was einen Faschingsumzug ausmacht: eine tolle, durchgestaltete Laufgruppe und ein Umzugswagen, der die gleiche Aussage sogar im wörtlichen Sinn „transportiert“. Zwar ist der Bezug zu den Heißen Nächten nur durch anstrengendes Nachdenken zu finden, aber man könnte zum Beispiel sagen: „Auch die Smartphones laufen heiß, tippt man Emojis um jeden Preis.“
Mit der 26 (Platz 4) ist traditionell die Gruppe Uwe Lehmann am Start, die mit ihren riesigen Lampions und dem Mond auf dem Umzugswagen auch wieder super zum Schauwert der Veranstaltung beigetragen hat. Eine spitzenmäßige Idee. Natürlich gehören Lampions zu den Nächten von RABU. Muss man aber drauf kommen und dann so ins Bild setzen.
Die Traditionstruppe um Jens Meister (30 – Platz 10) hat dann mit ihrem „Studio 54“ mal so richtig einen rausgehauen. Fasching vom Feinsten. Der legendäre New Yorker Nachtclub wurde von den Dorfbewohnern genial in Szene gesetzt. Eine Freiheitsstatue, die statt der Deklaration der Menschenrechte auf dem Buchdeckel „Radeburg first“ stehen hatte, eine offene(!?) Bar – auch als Umzugswagen gelungen, weil ohne hohe Seitenwände – eine aus Mafiosi und blauhaarigen Mädchen bestehende Laufgruppe machten das Bild komplett.
Unter den Top 10 zu sehen auch die Gruppe Elisa Tschofen (32 – Platz 6). Die Gruppe hat alles aufgeboten, was dafür „berechtigt“. Kein geschlossener Anhänger sondern eine riesige Dampflok, aus der vorn ein Hundekopf herausschaut – eindeutig identifizierbar als Lößnitzdackel. Und der stand auch noch auf verworfenen Schienen - „Bei uns ist`s so heiß, da biegt sich`s Gleis.“ Motto perfekt getroffen! Wem der Dackel zur Identifizierung nicht reichte, der bemerkte vielleicht noch den Heinrich Zille als Lokführer!
Gleich darauf folgte die Gruppe Mandy Eichhorn (33 – Platz 5), die den MDR-Reporter glatt ins Schwärmen brachte. Die tollen „Klavierkostüme“ muss man gesehen haben, auch wenn es das Modell im Umzug zweimal gab. Offenbar aus der gleichen Quelle abgeschaut – aber das ist erstens legitim und zweitens eben auch ein bisschen Zufall. Mandys Laufgruppe ergänzte ihr Bild mit einem Umzugswagen mit der Skulptur eines Duetts, das am Klavier stehend in die heiße Sommernacht singt. Großartig!
Die Gruppe 42 (Platz 1) um Katrin Hausmann, diesmal vereint mit Teilen der Gruppe von Dauerkonkurrent Uwe Lösche, hatte zwar anders gefertigte, aber ganz ähnliche Kostüme auf den Schultern, dazu aber einen knallbunten Umzugswagen mit der Skulptur eines Riesen-Paukers und einer Riesen-Orgel und außerdem noch Ziehharmonika und Kontrabässe in der Laufgruppe. Das Ganze auch sofort als Spitzenplatz-Bild identifizierbar. Das machte den feinen Unterschied zwischen Note 1,1 und 1,3 beim direkten Vergleich der ähnlichen Motive.
Die Gruppe Uwe Merkwirt (35 – Platz 15) aus Ebersbach konnte man auch weiter vorn vermuten. Ein mit „Ice-Age“-Motiven gestalteter „Heiss-Bar“-Wagen greift voll das Thema Klimawandel auf und die, die wie Eisbären aussehen, wurden umgewandelt zu „Heiss-Bären“ - die natürlich bei der Hitze Heissbären-Party machen. Klasse Idee, auch mit dem rotierenden Iglu auf dem kleinen Anhänger. Alles sehr stimmig.
Mit dem Abo auf Top-Platzierungen auch in diesem Jahr wieder unterwegs: die Vorjahressieger-Gruppe Conny Ottlinger (36 – Platz 2). Sie sorgten diesmal als leuchtend orange Fledermäuse für Aufsehen. Manche stellen in Frage, die Gruppe nutze immer einfach das gleiche Grundmodell, was so nicht stimmt. Selbst wenn, wäre das kein Problem, wenn jedes Mal solches Augenpulver dabei herauskommt? Schon sechs Mal wurde die Jurywertung gewonnen. Wer an der Klasse zweifelt, sollte sich den aufwendig gestalteten Umzugswagen, der zum „Ratskeller“ wurde, ansehen. Allein den könnte man minutenlang betrachten. Das ist was anderes, als an die Seitenplanken eines Lkws bemalte Tafeln zu kleben – bei allem Respekt für die malerischen Leistungen der anderen. Das Ratskeller-Motiv übte dezente Kritik am Zustand des Objekts dadurch, das es hier nicht einmal mehr die Fledermäuse aushalten und ins Bild gesetzt wurde der Ist-Zustand auch mit der am Balkon aufgehängten Wäsche. Ein Wink in Bezug auf die derzeitige Nutzung.
Ebenfalls auf Top-10-Kurs die „Zäpfchen“ der neu formierten Gruppe um Ex-NP-Hauptmann Ralle Leuschner (38 – Platz 13). Auf dem gut einsehbaren Wagen rutschten die verschiedenen, auf unterschiedlichen Bedarf abgestimmten Zäpfchen in den überdimensionalen Pappmasché-Hintern: Scheißegal-Zäpfchen, Gutelaune-Zäpfchen, Potenz-Zäpfchen, Wachmach-Zäpfchen, Abführ-Zäpfchen… Thema der Gruppe: „Schiebst du ein Zäpfchen rein, wird die Nacht noch heißer sein!“ Motto perfekt getroffen, aber geschmacklich? Die etwas „ordinäre Grundierung“ spaltete die Jury. Von 1,7 bis 2,7 reichte die Bewertung.
Dahinter gleich die Gruppe Lothar Lucke (39 – Platz 9), die mit ihrem „Trumpel-Tier“ den US-Präsidenten symbolisch auf die Höcker nimmt. An der Farbe des Kamelhaars ist auch gut zu erkennen, wer das Kamel sein soll. Eine ganz kleine Laufgruppe, die im letzten Jahr als Riesenspinne für Aufsehen sorgte. Und natürlich passt das Kamel ins heiße RABU. Ein Beispiel, wie man auch als reine Laufgruppe in die Top 10 kommen kann. Rein von der Optik nicht besser als die Nächstplatzierten, was die Gruppe aber hervorragend gemacht hat ist das Zugehen aufs Publikum. Wer‘s nicht glaubt schaue sich die Aufzeichung von Lifestream an. Der Link findet sich auf der Homepage des RCC.
„Radio Heimatlos“ (41 – Platz 19) kam als überdimensionaler RFT-Radiorekorder daher, bei dem sich sogar eine überdimensionale Kassette wechseln ließ. Der eigentliche Witz erschloss sich aber erst auf den zweiten Blick. „Radio Heimatlos“ war eingestellt auf die Frequenz des Heimatsenders(!) MDR 1 Radio Sachsen: 92,2.
Die Gruppe 44 (Platz 8) um Tobias Hübler aus Berbisdorf, Vierte im letzten Jahr, kam diesmal als Feuerwehr. Nach dem Motto: Wenn es zu heiß wird… Sehr schön. Die große Feuerwehr auf dem Anhänger eskortiert von lauter kleinen Feuerwehren als Laufgruppe mit einer hübschen Choreographie.
Schön bunt die Gruppe Martin Ratzeck (46 – Platz 20). In ihren Clownskostümen sorgten auch für Stimmung an der Strecke.
An die Goldenen Zwanziger, die Mafia und die Zeit der Prohibition, vielleicht aber auch ein bisschen an „Bärnsdorf bäbt“ erinnerte die Gruppe um Markus Nickich (47 – Platz 14) unter dem Motto „Heiße Nächte in Bärlermo“. Der offene Umzugswagen mit den Spieltischen und der Skatblattdeko rundete das Thema stimmig ab. Ein Top-10-Kandidat, wie schon im letzten Jahr. Die Noten reichten von 1,4 bis 3,0. Bei keiner davor platzierten Gruppe lagen die Juroren so weit auseinander. Rätselhaft.
Die Gräfenhainer brachten Lucky Luke (48 – Platz 18) und die Königsbrücker den Flamenco (49 – Platz 16) aus anderen heißen Orten mit. Der „tobende“ Stier auf dem Umzugswagen war sehr schön anzusehen. Einfach nur klasse gemacht.
Reiko Lehmann & Co. (55 – Platz 12) aus Berbisdorf nutzten die heiße Luft in RABU, um mit dem Ballon aufzufahren. Leider hatte sich bei der gefühlt einzigen Windböe des Tages der große Ballon vom Umzugswagen unerlaubt entfernt, sonst wäre das eine Spitzen-Nummer gewesen. Die kleinen „laufenden Ballons“ sorgten jedoch bei einsetzendem Regen für anhaltend gute Laune bei den Zuschauern.
Absolute Stimmungskanonen brachte Patrick Lehmann (57 – Platz 17) aus Königsbrück mit. Die Lehmänner machten auf ihrem hohen Wagen Stimmung wie ein Bienenschwarm – denn sie waren als solcher gekleidet. Maskerade macht nun mal einen wesentlichen Teil von Fasching aus und durch diese unterscheiden sie sich auch von den „Love-Parade-Dampfern“ am Ende des Umzugs (siehe „Mehr Fasching – weniger Loveparade“ im Anschluss an diesen Beitrag). Wenn die Bienen dann auch noch ausgeschwärmt wären, wäre das mehr Fasching und eine bessere Platzierung drin gewesen.
Am Ende des Umzuges dann doch noch herausragend: die „Burger“ um Micha Mösch (59 – Platz 3). Wenn dann des Nachts der HEISShunger kommt, dann kriegen heiße Nächte noch mal eine ganz andere Bedeutung. Da sind zunächst die Anspielungen auf den veganen Diätwahn, aber dann tut sich eine zweite Ebene auf. Die „Problemburger“ kehren in den „Meckerdrive“ ein. „Fördert die Windkraft mit Zwiebeln!“, „Lügenkresse in die Fresse“, „Scheiß auf euer Geschwäzeltes!“, „Aufrüstung sofort! - Kalorienbomben für Alle!“ und ähnliche Sprüche stehen da auf diversen Schildchen. Und an der Seitenverkleidung ist zu lesen: „Alternative für Döner“ mit einem alternativen Logo. Da stapft die politische Unkorrektheit in den unpolitischen Radeburger Karneval wie seit Ewigkeiten nicht. Und sie wird mit karnevalistischen Stilmitteln vorgetragen und nicht plump. Und natürlich wird auch der Problemburger“ nicht so HEISS gegessen, wie er gebraten wird. Chapeau! Das Ding ist rund. Wenn es beim Umzug den krönenden Abschluss braucht dann sind die das! Und dann SO EIN BILD! Schauts Euch noch mal an, wenn ihr zweifelt.
Ein neuer Trend? Das kann man so sicher noch nicht sagen. Politische Anspielungen gab es immer mal. In Nuancen politisch sind ja auch das „Trumpeltier“ und die Freiheitsstatue mit „RABU first“ (s.o.). Beim zweiten Hinsehen entdecken wir beim Folberner FCV einen Martin Schulz an der GroKo-Kanone.
Wie geht es in Zukunft weiter mit Sachsens größtem Straßenumzug? Mehr dazu in den in Kürze folgenden Beiträgen.
Kommentar zu „Mehr Fasching, weniger Love Parade“
Kommentar zu „Mehr Fasching, weniger Love Parade“
Mit diesen Worten wird Präsident Olaf Häßlich durch Bürgermeisterin Michaela Ritter zitiert – siehe Aschermittwochgespräch. "Das ist natürlich auch etwas symbolisch gemeint," ergänzt der Präsident auf Nachfrage. "Es ist im Einzelfall sicher nicht das Problem, wenn mal so ein Umzugs-Wagen mit etwas jugendgemäßer Musik mitfährt, er muss sich aber auf die Verhältnisse beim Fasching einstellen. Da muss man die Lautsprecher ja nicht gerade so ausrichten, dass sie den am Straßenrand stehenden Zuschauern die volle Dröhnung geben."
Der Präsident vertritt hier die Meinung des ganzen Vereins, der sich bereits nach der 60. Saison mit der Frage beschäftigt hat, was man am Umzug verbessern kann. Auch von Vertretern der vorn platzierten Motto-Gruppen wurden sie darauf angesprochen. Sie sahen Defizite bei Gruppen, die sich mehr selbst feiern als auf das Publikum einzugehen und das durchaus auch bei Karnevalsvereinen. Da seine selbst Garden ihrem Namen nicht gerecht geworden und nur "durchgelatscht". Das sollte diesmal unbedingt anders werden. Deshalb haben die Radeburger Karnevalisten bei der Umzugsbelehrungsveranstaltung am 31. Januar die Gruppen auf solche Mängel hingewiesen und gebeten, diese abzustellen. Die Umzugsgruppen, die bei der Veranstaltung nicht dabei waren, wurden sogar schriftlich über diese Wünsche informiert.
Was ist dagegen einzuwenden, wenn man sich selbst feiert, schließlich macht man Fasching doch auch für das eigene Vergnügen? Man stelle sich für einen Moment mal das Publikum weg und schon dürfte klar sein, worauf man nicht verzichten kann, wenn Fasching funktionieren soll. Doch Zuschauer lockt man vor allem mit sehenswerten Motto-Gruppen. Ja, es ist klar, dass bei den Teilnehmern personelle, finanzielle und zeitliche Ressourcen sehr unterschiedlich sind und es soll auch niemandem der Spaß genommen werden. Der Umzug ist aber etwas sehr Spezielles. Er braucht Publikum am Straßenrand und an das muss man zuerst denken, wenn es wiederkommen soll. Man muss „abliefern“.
Was ist gemeint mit "mehr Fasching?" Im Kern geht es um das Bekenntnis, ein Narr zu sein. Das stellt man zur Schau. Liebende sind auch Narren, insofern gibt es Schnittmengen mit einer Love-Parade. Aber Narren gibt es noch ganz viele andere. Was Fasching ist, wird ganz detailliert im RABU-Buch beschrieben. Wer es lieber in einem anderen Format mag - es gibt eine sehr sehenswerte Dokumentation "Narrenrepublik Deutschland", die derzeit in der ZDF-Mediathek zu finden ist. Der Trend zu einer „Monokultur“ mit großen Fahrzeugen und Techno-Beats, aber ohne die eigentliche Maskerade nimmt dem Fasching seinen besonderen Charme.
Ich habe mir unter den genannten Gesichtspunkten noch mal alle verfügbaren Bilder und die MDR-Aufzeichnung angesehen. Mein Eindruck insgesamt ist, dass die Ansprache und die Briefe gefruchtet haben und sich schon einiges verbessert hat. Hier habe ich mal einige der Motto-Gruppen beispielhaft unter die Lupe genommen, die in der Jurywertung auf den hinteren Rängen einkamen. Nicht, um sie madig zu machen, sondern um das Verständnis zu wecken, worum in RABU geht.
Als erstes fiel mir die „JCM-Beach-Bar“ (Nr. 17 – Platz 23) auf, weil sie laut MDR „auch darauf hofft, mal von der Jury einen Preis zu bekommen“. Also lohnt es sich, auch mal einen Hinweis zu geben, warum sie für eine Platzierung bisher nicht in Frage kommen. Für den „lautesten Umzugswagen“, als der sie unter anderen auszumachen waren, gibt es nun mal keinen Preis. Auch nicht, wenn man eine Getränkeversorgung des Publikums zwar verspricht, aber dann nicht zelebriert. Man muss ja nicht kübelweise Rum ausschenken, aber man kann sich was einfallen lassen. Strandkostüme brauchen dann auch etwas mehr Fantasie als wenn man die der realen Kälte entsprechende Winterkleidung durch eine Blumenkette ergänzt. Das lösen die meisten anderen Gruppen halt besser.
Ganz anders, aber nicht weniger problematisch die „MS Hitze Frei“ (Nr. 19 – Platz 22). Ein oppulentes hölzernes Narrenschiff, aber vom Oberdeck ist Interaktion mit den Zuschauern schlicht nicht möglich. Sozusagen eine teure Investition in die falsche Richtung.
Der „Jauchetrupp“ (Nr. 25 – Platz 25) bringt mottogemäß „den Scheich“ mit und hat den Wagen sehr originell bemalt und beschriftet, steht aber in seinem hohen Wagen komplett im Finstern. Drei suleikamäßig gekleidete Mädchen waren schön anzuschauen. Drei vorauseilende „Scheichs“ mit Bierflaschen in der Hand dann aber eher auch nicht.
Der Wagen von „Dynamo-53“ ist zumindest im Grenzbereich von „zu hoch“. Schön bunt, mit Bengalos auch sehr den Nerv der zahlreichen hiesigen Fanszene treffend, käme aber eben besser, wenn das ganze auf Augenhöhe mit dem Publikum abliefe.
Auf Position 54 kommt Waldrauschen aus dem Haselbachtal angerauscht. Auf der 60 die „Hippies“ aus Weißbach und die Umzugsbilder, die dann noch bis zum Ende des Umzugs kommen (abgesehen von den drei Karnevalsklubs) stehen exemplarisch für den Love-Parade-Trend. Waldrauschen im „Rosa Bus“ hat sogar noch in der Richtung eins draufgesetzt. Sehr laut von oben herab, schmeißen Schredderschnipsel auf die Leute und machen viel Lärm. Sie beweisen, dass sie feiern können, aber ist das noch Fasching? Viel Lärm, wenig Kostüm - das ist ,was Fasching NICHT ist.
Ein Beispiel, wie man Techno mit Fasching gut verbinden kann, hat die Gruppe Patrick Lehmann (57 – Platz 17) geliefert. Zwar ist auch hier der Wagen ungünstig für die Interaktion mit dem Publikum, aber sie waren in Kostüm und Maske und das ist schon MEHR FASCHING. Weiter so.
Wie die Ansprache bei dem Klubs gefruchtet hat, darüber im nächsten Abschnitt.
Kommentar zur Wertung der Klubs
Kommentar zur Wertung der Klubs
Zwar ist der Umzug von der Gruppenzahl her mit wieder 70 Bildern ziemlich konstant. Der Anteil von bunten Motto-Gruppen aus dem RABU-Volke hat sich aber von über 40 auf 36 verringert, der der reinen Karnevalsklubs dafür erhöht. Durch ihre teils enorme Länge nehmen sie zeitlich mittlerweile mehr als ein Drittel des Umzugs in Anspruch. Man muss sich vergegenwärtigen: die Zuschauer sehen 25 „Wiederholungen“ in einer Sendung. 25 Hofstaaten mit in der Regel Prinzenpaar, Präsident, Elferrat, Garde. 25 mal!
Bisher wurden die Karnevalsklubs nicht in die Jury einbezogen. Grund war, dass die Klubs ihr eigenes Motto transportieren und deshalb nicht zu bewerten seien. Aus gutem Grund hat der RCC dies nun geändert und die Klubs in der im obigen Kommentar schon genannten Belehrungsveranstaltung darauf angesprochen. Fazit ist eine deutliche Verbesserung. Dass Garden, nur „durchlaufen“ ohne Interaktion mit dem Publikum, sich mit sich selbst beschäftigen, das ist deutlich zurückgegangen. Fast an allen Punkten waren die Garden irgendwie tanzend zu sehen und haben zur Stimmung beigetragen.
Was nach wie vor bei einzelnen Klubs ein Problem ist: das manche Teilnehmer noch nicht einmal wirklich kostümiert sind. Kinder fahren mit in normaler Straßenkleidung. Man macht sich bei den Jüngsten, die eigentlich Spaß am Verkleiden haben sollten, noch nicht mal die Mühe, ihnen ein Kostüm anzuziehen.
Hier nun auch einige Klubs mal unter die kritische Lupe genommen:
Der Weinböhlaer WKC (27) hat seinen Wagenpark deutlich verkürzt, was auch vielleicht mit dem Brandschaden zusammenhing, was aber positiv gesehen wird, denn der diesmal frei laufende Elferrat hat gemeinsam mit der Garde das Publikum animiert. Einzelne Narren haben - noch nicht immer, aber manchmal (siehe Foto) - aus dem Fenster ihrer „fahrenden Gartenlaube“ geschaut. Das Gefährt bleibt problematisch, weil es außer den zwei kleinen Fenstern auf jeder Seite wenig Möglichkeit zum Interagieren mit dem Publikum bietet.
Dito die neue Gruppe „Latollka“(43). Die Karnevalisten aus Langebrück waren zum ersten Mal dabei. Der Wagen war für Umzugszwecke nicht geeignet, einfach "zu zu". Genauso beim Coswiger CKC (56): der hoch geschlossene Wagen ist einfach nicht so ein Hingucker und anscheinend nur dazu da, die Diskothek zu transportieren.
Ebenso der Lomitzer LCC (29). Auffallend nur durch Lautstärke. Löblich hier, dass es auch noch eine Motto-Laufgruppe gab – die zweite Gruppe aus Emojis in diesem Umzug. Na immerhin.
OLIKA aus Oberlichtenau – Achtung Baustelle (Nr. 22) – Runtergucken vom Baufahrzeug ist jetzt nicht unbedingt Fasching, liebe Freunde. Wenigstens haben Eure Gardemädels ordentlich Rambazamba gemacht.
Der NKC (49) noch etwas publikumsfreundlicher. Der bunte, niedrige Zaun auf dem Anhänger ließ Interaktion perfekt zu. Dazu neben der Garde auch noch „Gruppen in der Gruppe“ mit einheitlichen Motto-Kostümen. Gut.
Der Lommatzscher LCC (37) ist auch ein Beispiel,wie es im wahrsten Sinne des Wortes „gehen“ kann. „Erhöht“ ist hier nur das Prinzenpaar. Die anderen Narren (so viele waren es nicht) waren zu Fuß unterwegs. Auch Plessa (50) und Moritzburg (57) wissen, wie es geht. Prinzenpaar und Präsident fahren, die anderen laufen und sind mit dem Publikum auf Augenhöhe. Sie erfüllen so etwas wie Mindestanforderungen.
Im Folgenden die vier meiner Meinung nach bestgeeigneten Beiträge von Klubs in diesem Umzug, sie muss aber nicht unbedingt mit der mir unbekannten Jurywertung konform gehen.
Vier Vereine zeigen, wo es hingehen sollte
Vier Vereine zeigen, wo es hingehen sollte
Im Folgenden die vier meiner Meinung nach bestgeeigneten Beiträge von Klubs in diesem Umzug, sie muss aber nicht unbedingt mit der mir unbekannten Jurywertung konform gehen.
Der Elferrat Gebau (31) macht den anderen Klubs schon seit Jahren vor, wie Fasching im „Gegensatz zur Love Parade“ gemeint ist. Mit ihren „ägyptischen“ Kostümen wurden sie durchaus auch unserem Motto gerecht. Der Lkw hatte immerhin niedrige Seitenwände die auch noch ganz gut gestaltet waren. So war auch vom Fahrzeug aus Interaktion möglich.
Der FCV aus Folbern (40) schickt seine tanzende Garde vorweg und zeigt auch viel Laufbereitschaft bei den Elferräten und ebenfalls mit niedrigen Bordwänden am Wagen. Eine Kanone mit GROKO beschriftet, an der sich ein Martin Schulz zu Schaffen machte, erinnert an den Schulz als Rohrkrepierer beim Kölner Rosenmontagszug. Der Wille zur Gestaltung eines Mottowagens ist hier zu erkennen. Das hat schon Schauwert.
Der PuKaVa (45) aus Pulsnitz hatte den Wagen in eine Grotte verwandelt. Der Wagen nicht zu hoch. Etwas dürster, ihrem Grusel-Motto entsprechend, mit sehr viel Aufwand gestaltet. Auch das war sehenswert.
Der KCA (24) aus Arnsdorf mit seiner Rakete und der bunten Kosmonautentruppe erfüllte alle Anforderungen an einen Motto-Wagen. Der beste Beitrag von allen Klubs und eindeutig das, wo es hingehen kann. Würden alle Klubs solche bewertungsfähigen Mottowagen mitbringen, wäre der Umzug um einiges attraktiver.
Dass das nicht jeder Klub leisten kann, ist eine andere Sache. Aber warum sollten Klubs, die es hinbekommen, bewertungsfähige Mottowagen zu bauen, nicht auch bewertet werden? Falls sie mit dem Umzugswagen ihr eigenes Motto transportieren, muss man das ja bei Klubs nicht abwerten. Eine Regelung dafür sollte sich finden lassen und eine Bereicherung und ein Qualitätszuwachs wäre es allemal.
Leserbrief von Katrin Hausmann
Leserbrief von Katrin Hausmann
Zu dem Abschnitt im Bericht „Die Gruppe 42 (Platz 1) um Katrin Hausmann, diesmal vereint mit Teilen der Gruppe von Dauerkonkurrent Uwe Lösche...“ schrieb Katrin Hausmann folgenden Leserbrief:
„Hallo Klaus (Kroemke, der Autor – d.Red.), erst mal lieben Dank für Deine Berichterstattungen, die unsere Gruppe betreffen. Dieses Jahr war ja doch alles etwas anders, da unsre beiden Gruppen aus personellen Gründen, vorerst für dieses Jahr, fusionierten. Die Idee entstand spontan und war für uns alle genau richtig. Laut RAZ läuft die Nummer nur unter meiner Flagge und ich glaube das sorgt z. Z. für n bisschen Unmut und fragende Gesichter. Das ist, und war nie meine Absicht. Der Großteil unserer beider Truppen misst dem auch keine grosse Bedeutung zu, weil uns das Image nicht sooooo wichtig ist, sondern der Spaß und die Freude zu überraschen und dabei zu sein. Die online-Anmeldung gestaltete sich mit zwei Anmelder-Namen schwierig, deshalb entstand sicher dieses Problem, welches für Brodeln in unserer Gerüchteküche Rabu sorgt. :)
Wir nutzen für den Wagenbau die Scheune von Uwe „Ginger“ Lösche. Die Gingerlinge haben uns nie das Gefühl gegeben, nur Gäste zu sein. Sie schätzen uns, wie wir sie auch. Wir hatten eine tolle Bauzeit, mit richtig viel Spaß und neu gewonnenen Freundschaften. Das Endresultat der ganzen Aktion ist, denke ich, der Lohn. Unsere Gruppen passten erstaunlich gut zusammen und vielleicht gerade deshalb ist mir/uns das so wichtig. Wir freuen uns gemeinsam riesig, deshalb würde ich gern sehen dass wir auch gemeinsam benannt werden. Mir liegt das sehr am Herzen. Ich weiß, dass das nicht so bedeutend ist, aber ich mag auch keine Wermutstropfen… :)
Mit ganz lg Katrin Hausi