Zilleoberschule Radeburg: Am schönsten sind die Aussichten

Auf Einladung von Schulleiter Michael Ufert konnte ich einen Blick auf die „Baustelle mit laufendem Schulbetrieb“ werfen, da die Räumlichkeiten des neu errichteten Gebäudeteils auf der Ostseite (Bauabschnitt 1) in Betrieb genommen wurden, ohne dass dies bisher eine besondere Würdigung erfuhr. Gefeiert werden soll aber im kommenden Jahr.

Hofansicht mit Turnhalle

Hofansicht mit Turnhalle - bisher nur Zukunftsmusik.

Gefeiert werden soll ein großes Schulfest im kommenden Frühjahr, wenn der Außenbereich fertiggestellt ist. Der erreichte Stand des ersten Teils der Erweiterungsmaßnahme ist, dass es jetzt auf vier Etagen, inklusive Keller, je drei 70 m² große neue Räume, ausgestattet mit je 28 Plätzen, dazu je einen Gruppenraum, Vorbereitungszimmer und neue Toiletten gibt. Das sind zunächst „nur“ neue Jungstoiletten, weil im nächsten Bauabschnitt dort, wo die alten waren, ein Lift und Behindertentoiletten eingebaut werden. Die Schule wird komplett barrierefrei umgebaut.

Beeindruckend sind die hellen Eckzimmer mit ihren tollen Aussichten auf das Umgebungsgrün – gerade jetzt in schöner herbstlicher Laubfärbung – und auf die Häuser der Umgebung. „Da sitzen die Schüler ja verkehrt herum,“ wende ich ein. „Zumindest in der Stunde hat die schöne Aussicht nur der Lehrer,“ schmunzelt der Schulleiter. „Die Schüler sollen sich ja auch auf den Unterricht konzentrieren.“ Das Deutschzimmer ist der wohl schönste Unterrichtsraum, denn in ihm wie in dem zweiten neuen Deutschzimmer, gibt es auch noch eine gemütliche Leseecke.

Die Unterrichtsräume im Neubau sind bisher (bis auf eins) „nur“ mit Kreidetafeln ausgestattet. Der „interaktive Teil“, wie es ihn im Altbau seit Sommer gibt ist in Arbeit. So ist das in einem Schulbetrieb auf einer Baustelle. Trotzdem werden die erst neu beschafften Kreidetafeln nicht wieder rausgerissen. Michael Ufert dazu: „Wir haben uns dafür entschieden, zweigleisig zu fahren und die analogen Tafeln mit der klassischen Kreide zu belassen. Viele Schulen haben gesagt: ‚Ende der Kreidezeit‘. Wir wollen uns aber die Möglichkeit nicht nehmen lassen, ein analoges Backup zu haben, falls die Technik mal ausfällt und andererseits gibt es auch Unterrichtsinhalte, die sich an der Kreidetafel besser darstellen lassen.“ Als Beispiel nennt er den Einsatz eines Zirkels in Geometrie. Man könne natürlich am Rechner ganz leicht einen Kreis zeichnen. Die Schüler sollen ihn aber mit dem Zirkel konstruieren und da sei es einfach besser, der Lehrer erklärt die Schrittfolge an der Kreidetafel.

Im Erdgeschoss befinden sich die so genannten WTH-Räume. WTH steht für „Wirtschaft – Technik – Haushalt“. Zum Beispiel ist ein Raum mit einem Klassensatz Nähmaschinen ausgestattet, die in einem Schrank unter dem Schreibtisch verstaut sind. Ein Raum, der bereits leitungstechnisch vorbereitet ist, soll einmal die Lehrküche aufnehmen. Diese befindet sich derzeit noch im „Altneubau“ auf dem Schulhof, soll aber erst umziehen, wenn das Gebäude für die Turnhalle (Bauabschnitt 3) abgerissen wird. Es macht aber wenig Sinn, eine 16 Jahre alte Küche ab- und wieder aufzubauen. „Wir schaffen also dann, etwa in 5 Jahren wird es so weit sein, eine neue Kücheneinrichtung an.“ Derzeit wird der Raum als Turnraum für kleinere Gruppen genutzt.

Der Schulsport findet im Winter in der Paul Tiedemann Halle auf dem Meißner Berg statt – und das eben noch etwa fünf Jahre, mit all den unbefriedigenden Konsequenzen. Nämlich, dass die Kinder zwei Unterrichtspausen verlieren und um pünktlich zu sein, dürfen sie auch nicht bummeln. Außerdem schließt es verschiedene Unfallgefahren auf dem Weg mit ein. Leider gibt es keine andere Zwischenlösung.

Einschränkungen bleiben noch Jahre - auch für den Freizeitsport

Die Quadratur des Kreises besteht in der Vereinigung der Ansprüche aus Inklusion und Denkmalschutz. Um durchgängige Barrierefreiheit im künftigen kompletten Schulcampus herzustellen und Raumhöhenvorgaben einzuhalten, sind Tiefbauarbeiten bis unter das derzeitige Altbau-Kellerniveau erforderlich. Den ursprünglichen Plan, nur die Frontfassade der alten Turnhalle zu erhalten und dahinter neu zu bauen, hat der Denkmalschutz abgelehnt und sich mit der Ablehnung auch durchgesetzt, was sowohl erhebliche zusätzliche Kosten für die Stadt bedeutet als auch einen großen Zeitverlust zum Nachteil der Schüler, die um so später die neue Turnhalle werden nutzen können.

Insofern ist die Überschrift „am schönsten sind die Aussichten“ auch doppeldeutig, denn natürlich wird erst nach Fertigstellung von Bauabschnitt 3 die Schule funktional perfekt sein. „Derzeit aber ist es für alle Nutzer mit starken Einschränkungen verbunden, auch für den Freizeitsport übrigens,“ sagt Michael Ufert, der auch stellvertretender Bürgermeister ist.

Was bleibt ist die Vorfreude auf eine moderne, normgerechte 1,5 Feld Halle. Aber wann wird sie kommen? „Eigentlich wollten wir mit der Gründung dafür schon fast fertig sein,“ sagt der Schulleiter in Bezug auf den Verbinder zur künftigen Mensa. Derzeit ruht der Bau, weil die größte Herausforderung darin besteht, dass beim Ausheben der dafür notwendigen Grube die Statik der angrenzenden Wände der beiden Altgebäude nicht gefährdet werden darf.

Laut Plan wird der zweite Bauabschnitt in etwa einem Jahr bezugsfähig sein. Dann zieht die Schülerspeisung an ihren endgültigen Platz, die neue Mensa. Derzeit essen Schüler und Lehrer in den ehemaligen Technikräumen des „Altneubaus“, die extra dafür renoviert wurden. Es sind zumindest helle und großzügige Räume und die Schulspeisung in den alten, nur zwei Meter hohen und beengten Kellerräumen ist Geschichte. Ehe dann der Bauabschnitt 3 (neue Turnhalle und Überbau) beginnt, wird wahrscheinlich für einige Zeit Ruhe auf der Baustelle einziehen um das Vorhaben finanziell solide zu kalkulieren.

Dazu müssen technische und organisatorische Zwischenlösungen gefunden werden. So lange hat allerdings auch der „Altneubau“ auf dem Schulhof noch Bestand und kann intensiv genutzt werden. Erst mit Beginn von Bauabschnitt 3 muss er weichen und es wird räumlich nochmal kurzzeitig eng. Die Aussicht auf einen modernen, sicheren, geschlossenen und barrierefreien Schulcampus mit großzügigem Pausenhof und Bewegungsräumen und eine Turnhalle auf dem neuesten Stand lohnt alle Anstrengungen. Und wie heißt es so schön: „Auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.“