Zu den Themen, die beim Besuch des Sächsischen Kabinetts im Landkreis Meißen diskutiert wurden, gehörte ganz wesentlich das Thema Finanzausstattung der Landkreise und der Kommunen.
„Der Landkreis gibt täglich rund 60.000 Euro mehr aus, als er einnimmt. Das ist kein für den Landkreis Meißen besonders spezifisches Bild. Ähnliche Veränderungen ergeben sich im ganzen Land,“ sagt Landrat Ralf Hänsel (CDU). Eine dramatische Situation. Der sächsische Landtag hat den Landkreisen zusätzliche 10 Millionen € zur Verfügung gestellt, damit die Doppelhaushalte 23/24 überhaupt genehmigungsfähig werden. Dafür bedankt sich Landrat Hänsel auch, macht aber mit Blick auf die nächsten Jahre deutlich: „Das wird nicht reichen.“
Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat Verständnis für die Sorgen der Bürgermeister und Landräte. „Ich teile die Einschätzung, dass wir in schwierige finanzielle Situationen kommen.“ Zu diesem Urteil kam er bereits einen Tag vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum grundgesetzwidrig aufgestockten Klimafonds, was die Lage noch weiter verschärft.
„Für uns ist sehr wichtig,“ so Michael Kretschmer, „dass wir eine große Klarheit über die Gründe dieser finanziellen Sorgen auf der kommunalen Ebene erzeugen. Deutschland hat eine Rezession, Deutschland hat eine Inflation, wie es dieses Land über Jahrzehnte nicht gekannt hat. Grund dafür ist aus meiner Sicht eine falsche Wirtschaftspolitik, die Deutschland immer weiter in eine Rezession hineinführt, die dafür sorgt, dass finanzielle Spielräume geringer werden. Deswegen muss die Lösung auch dort ansetzen, wo diese Fehlentscheidung getroffen wurden.“
Die Fehlentscheidungen, die es zu korrigieren gilt, wurden unter anderem auch in der Energiepolitik getroffen. Der Ministerpräsident sieht die „unklare Energieversorgung“ als eine der Ursachen für die Verteuerung von Produktion und nennt dies „für diesen Wirtschaftsstandort schädlich.“
Die Folgen werde man in Land und Bund in kurzer Frist spüren, so der MP. „Wir erleben auf der kommunalen Ebene diese Dramatik zuerst.“ Kretschmer verweist auf Unternehmen wie Wacker Nünchritz, die vor 1 bis 2 Jahren noch 8-stellige Gewerbesteuerzahlungen leisteten, in diesem Jahr aber gar keine Gewerbesteuer mehr zahlen. Der Ministerpräsident wörtlich: „Diese Dramatik verbirgt sich hinter dem, wenn ich sage, die Energiewende ist gescheitert, wir müssen einen neuen Weg gehen. Wir müssen darüber sprechen, wie wir uns wettbewerbsfähig aufstellen.“
Und er spitzt weiter zu und sieht den Adressaten für eine notwendige Umkehr in der Energiepolitik in Berlin: „Wenn wir das Geld jetzt dafür ausgeben, dass die Fehlentscheidungen in Berlin hier bei uns korrigiert werden, dann wird uns die Kraft ausgehen, tatsächlich unser Land weiterzuentwickeln. Dieses Verschieben von Kosten auf die kommunale Ebene muss ein Ende haben.“
Sein Energieminister, Wolfram Günther (GRÜNE), sieht solche Probleme nicht. Aus seiner Perspektive zeigen die Zahlen: „Es geht voran, der Ausbau der Windenergie gewinnt weiter an Dynamik. Wir haben Sachsen in dieser Legislatur umgesteuert, von einem Braunkohleland, in dem jedes neue Windrad teilweise als Bedrohung für den sächsischen Energiesektor angesehen wurde, hin zu einem klimaneutralen Energie- und Industrieland. Wir haben umgesteuert von Verhindern auf Ermöglichen. Die Industrie ruft nach Grünstrom. Sie muss künftig klimaneutral produzieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Zugleich senkt Strom aus Wind und Sonne nachhaltig die Strompreise.“