Schließlich war die Kirche so gut gefüllt wie sonst eigentlich nur am Heiligabend. Der Anlass war die Wiederweihe der Kirche nach einer langen, sehr langen Sanierungsphase. Durch die Bereitstellung von Fördermitteln der EU und des Freistaates aus dem Programm LEADER auf der Grundlage des Aktionsplanes der Region Dresdner Heidebogen war die Maßnahme überhaupt erst möglich geworden. Bis jetzt wurden in der Region bei Kirchen nur Außensanierungen gefördert. Es war die erste Maßnahme, bei der die Innensanierung einer Kirche unterstützt werden sollte. Insofern war es für alle Akteure Neuland und entsprechend kompliziert gestalteten sich die Abstimmungen zwischen weltlichen und kirchlichen Behörden und Ämtern.
Das Vorhaben war ambitioniert, denn das erklärte Ziel war nicht etwa eine Renovierung, sondern tatsächlich eine Restauration hinzubekommen und gleichzeitig denkmalpflegerische Ansprüche und solche einer modernen, offenen Kirche in Einklang zu bringen.
Zum Beispiel waren sämtliche Wände in den 1980er Jahren, der damaligen materiellen Not gehorchend, weiß überstrichen worden. Wandmalereien aus der barocken Ursprungszeit des Kirchenbaus wurden übermalt. Bis auf je ein Bildnis von Luther und von Melanchton wurden alle Bemalungen wieder freigelegt und restauratorisch überarbeitet. Die beiden Bildnisse wurden denkmalgerecht gesichert, aber dennoch wieder weiß übermalt. Dagegen wurde die Altarraumdecke wieder in ihrer ursprünglich blauen Farbe hergestellt und „die weiße Taube fliegt wieder“ am höchsten Punkt des Deckengewölbes. Sie musste komplett neu gemalt werden. Sie schließt nun wieder den Altar optisch ab. Mit modernen Strahlern wird das Altarbild ausgeleuchtet, das trotz der Sanierung vor einigen Jahren recht dunkel ist. Dennoch wirkt es im neuen Licht, als sei es noch einmal saniert worden. Es zeigt den gekreuzigten Christus mit Maria, Johannes und die am Fuße des Kreuzes zusammengesunkene Magdalena.
Nach einiger Auseinandersetzung mit dem Denkmalschutz wurden nur drei statt sechs Stuhlreihen im hinteren Bereich des Kirchenschiffes beseitigt. Das ist ein akzeptabler Kompromiss. In dem frei gewordenen Bereich kann man zum Beispiel nach Gottesdienst oder Konzert noch verweilen, hier ist auch Platz für Rollstuhlfahrer, Rollatoren können abgestellt werden, aber es ist auch Platz für Ausstellungszwecke.
Damit ist die Kirche gut ausgerüstet, um ab Ostern für Besucher geöffnet zu sein und entsprechend attraktive Angebote zu machen. Einziger Wehrmutstropfen der Wiederweihe war die fehlende Orgel. Für den Wiedereinbau der Orgel muss die Kirche noch einmal für drei Monate geschlossen werden, denn für diese Maßnahme ist erste Voraussetzung eine gleichmäßige Luftfeuchtigkeit und Staubfreiheit. Ist dies gewährleistet, wird das Stimmen des Instruments noch einmal einen Monat in Anspruch nehmen.
Fotos: V. Miethe