Zum vierten Mal wurde der Heinrich-Zille-Karikaturenpreis in diesem Jahr überreicht. Die mit 1.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 2018 von der Stadt Radeburg in Zusammenarbeit mit der Galerie Komische Meister Dresden ausgelobt. Das Preisgeld stiftete 2022 das Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme IVAS aus Dresden. Der Preis wurde diesmal unter dem Motto „Fahrt ins Blaue“ vergeben. Obwohl dieses bereits im Sommer 2021 festgelegt wurde, sei es, angesichts der momentanen Situation, passender denn je, wie die Jury befindet.
Radeburgs Bürgermeisterin Michaela Ritter ist Miterfinderin der Auszeichnung und Vorsitzende des Preisgerichts. Eine gelungene Karikatur setzt sich laut Jurymitglied Dr. Peter Ufer, der mit Mario Süßenguth die Galerie Komische Meister Dresden betreibt, aus drei wesentlichen Komponenten zusammen: Sie müsse natürlich schön gezeichnet sein und neben einem Lacher auch noch eine kleine Erkenntnis bei ihrem Betrachter hervorrufen. Genau das hat der diesjährige Gewinner geschafft.
Markus Grolik hat mit seinem Werk „Aufladen“ den diesjährigen Heinrich-Zille-Karikaturenpreis gewonnen, ausgewählt aus über 200 Einsendungen. Er lebt in München, wo er 1965 geboren wurde. Grolik ist ausgebildeter Modegraphiker und hat Kunst studiert. Seit 1995 ist er als freier Zeichner tätig. Neben dem Preisgeld erhält der Sieger außerdem eine Personalausstellung im Heimatmuseum Radeburg Heinrich-Zille-Kabinett. Am 17. September 2022 wurde Markus Groliks Karikaturenausstellung eröffnet. Dabei zeigt sich der Künstler von allen Seiten seines zeichnerischen Könnens.
In seinen zahlreichen Karikaturen verarbeitet er auf ironische Art und Weise die aktuellen Themen der heutigen Zeit: Der globale Klimawandel, die Überalterung der Gesellschaft, Digitalisierung, Genderwahnsinn - und auch Corona spielt seit zwei Jahren eine Rolle. Beispiel: Sitzt ein Patient bei der Covid-Impfärztin und sagt zu ihr: „Ich hätte lieber eine Finanzspritze!“ Mittlerweile ist dieser Cartoon in zweifacher Hinsicht hochaktuell, das kommt davon, wenn sich Covid und Inflation überschneiden. Doch nicht nur bei Erwachsenen trifft er mit seiner Art, die Dinge auf den Kopf zu stellen, ins Schwarze. Er ist gleichzeitig „im Herzen ein Kind geblieben“, sagt Mario Süßenguth.
Daher las Grolik im Rahmen seiner Eröffnungsfeier aus seinem 2021 bei dtv erschienenen Kinderbuch „Gizmo. Auch Drachen brauchen Freunde“ vor. Er beschreibt es selbst als eine Art „Entwicklungsroman eines kleinen Sumpfdrachens“. Die Geschichte handelt von Gizmo, einem Drachen, der lieber Moosbeeren futtert, als gegen Ritter zu kämpfen, wie es sich laut seinen Eltern für einen richtiges Ungeheuer gehört. Es ist also nicht verwunderlich, dass er sich mit dem Ritter Adrian und der Prinzessin Priscilla anfreundet, die ebenfalls überhaupt nicht den Erwartungen ihrer Eltern entsprechen. Als aber Gizmos Mutter und Vater von Priscillas Familie entführt werden, wird ihre Freundschaft auf eine harte Probe gestellt.
Geeignet ist der Roman für 8 bis 9-jährige. Grolik hält auch Lesungen an Grundschulen und führt anschließend mit den Kindern Zeichenkurse durch. Denn: er illustriert seine Kinderbücher Seite für Seite selbst. Doch sein künstlerisches Repertoire umfasst noch eine weitere Sache. So erfährt man beim Rowohlt Verlag: „Neben dem Illustrieren und Schreiben von Kinderbüchern sind Comics seine große Leidenschaft. So erhielt er 2004 auf dem Comicsalon Erlangen bereits zum zweiten Mal nach 1995 den ICOM Independent Comic Preis und 2003 das Atelierstipendium des Bayerischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Für seine Serie um den sympathischen Privatdetektiv Perry Panther wurde er 2003 für den Deutschen Kinderkrimipreis nominiert.“
Zu seiner Ausstellungseröffnung signierte Markus Grolik höchstpersönlich sein neuestes Kinderbuch, welches an diesem Tag im Heimatmuseum zu kaufen war. Zur Freude der Besucher schwang er mit Liebe zum Detail seinen Stift und erstellte individuelle Botschaften.
„Mit dem Herzen des Kindes, neugierig, wach und kritisch auf den seltsamen Kosmos der Großen blicken: Das ist wohl auch eine Gemeinsamkeit mit jenem Künstler, dessen Name der Radeburger Kunstpreis trägt - Heinrich Zille. Auch Zille hörte und schaute scheinbar naiv auf die Welt kleiner Leute und lauschte ihnen ihren Alltagswitz ab. Zille, der gebürtige Radeburger, tat dies in Berlin, Grolik macht es München. Etwa ein Jahrhundert trennen beide Biografien. Doch an der Perspektive Zilles ändert Grolik nichts: der Blick ist von unten nach oben gerichtet, nie von oben herab,“
so Mario Süßenguth in seiner Laudatio. Die Sonderausstellung des Zille- Preisträgers ist, neben der Dauerausstellung über die Geschichte und Gegenwart von Radeburg, noch bis zum 07. Januar 2023 im Heimatmuseum der Stadt zu sehen.