Den Auftakt der Tour bildete die Besichtigung des Schlosses Naunhof, das landkreiseigene Liegenschaft ist. Bis 2002 wurde es als Pflegeheim genutzt, stand danach leer und sollte verkauft werden. Das Schloss wurde bis Ende Februar 2016 für rund 350.000 Euro saniert, um es Unterkunft für 70 männliche Migranten nutzbar zu machen. RAZ berichtete damals ausführlich über den Widerstand der Bürger, über deren Petition und den Austausch mit dem Bundestags-Direktmandatsträger Dr. Thomas de Maiziére (CDU). Zur entsprechenden Nutzung kam es nicht. Bei einem Rundgang über das Gelände tauschten sich Landrat Ralf Hänsel und Bürgermeister Falk Hentschel zur Entwicklung dieses Objektes aus. "Das Objekt ist für Wohnzwecke nicht unbedingt geeignet," erklärt Falk Henschel auf Nachfrage von RAZ, "es sind riesengroße Fenster und hohe Decken, da ist eine Umnutzung nicht so einfach." Zuletzt hat der Landkreis auf Anforderung des Denkmalschutzes Ende 2020 noch mal rund 90.000 € Notsicherungsarbeiten durchführen lassen. "Wir sind beide offen für Ideen, offen für Gespräche und für Interessenten. Auch die Naunhofer würden es gern sehen, wenn das Schloss eine Zukunft hätte," so der Bürgermeister.
Während des anschließenden Besuchs des früheren Schlachthofs Naunhof, der seit August 2018 im Besitz der Berliner DEMECAN (Deutsche Medizinal Cannabis) GmbH ist, informierten sich beide in einem Gespräch mit Dr. Constantin von der Groeben, einem der Geschäftsführer und Co-Founder, über die geplanten Vorhaben des Unternehmens. Dieses möchte ab diesem Jahr medizinischen Cannabis für den pharmazeutischen Gebrauch in seiner Betriebsstätte in Naunhof anbauen und weiterverarbeiten. Alle vier Wochen werden aus 250.000 Hanfsetzlingen Millionen medizinisch wertvolle Cannabis-Blüten. Diese werden ausschließlich an die Cannabis-Agentur des Bundes in Bonn geliefert, die die Blüten nach strengen Auflagen an Apotheken weiterverkauft.
Bei einem Besuch des AWO Pflegewohnheims Rödern – aus infektiologischen Gründen nur im Garten – fand Heimleiterin Claudia Zumpe Zeit für ein kurzes Gespräch. Die Einrichtung war im November und Dezember vergangenen Jahres nach positiven PCR-Tests bei Personal und Bewohnern mit Allgemeinverfügungen des Landkreises belegt worden, in deren Folge die Heimbewohner drei Wochen auf ihren Zimmern isoliert waren. Claudia Zumpe berichtete über die aktuelle Situation und die gegenwärtigen Herausforderungen.
Den Gemeindebesuch rundete ein Stopp an der Grundschule Kalkreuth ab: „An Grundschule und Hort besteht in den kommenden Jahren einiger Investitionsbedarf zum Erhalt guter Lehr-, Lern- und Betreuungsbedingungen. Es war mir wichtig, dem Landrat den Standort zu zeigen und erste Ideen darzulegen“, freut sich Bürgermeister Falk Hentschel über die Möglichkeiten, die der Besuch des Landrates vor Ort bietet. Erst Mitte des Vorjahres wurde die Schulküche für 235.000 Euro saniert. Wermutstropfen der mit Fördermitteln erfolgten Sanierung war, dass die bis zu 450 Essensportionen nun nur noch an Schüler und Personal ausgegeben werden dürfen - nicht mehr wie früher auch an Mitbürger aus der Umgebung.
Ralf Hänsel selbst zeigte sich beeindruckt von der Entwicklung der knapp 4.500 Einwohner umfassenden Gemeinde: „Die Gemeinde Ebersbach hat mir gezeigt, dass sie ein lebenswerter Ort für Jung und Alt ist und dabei über modernste Produktionsstätten verfügt.“