Im Büro von Geschäftsführer Heiko Klotsche hängen Bilder seiner Vorfahren. Das Foto seines Vaters Bernd Klotsche hat seinen besonderen Platz auf dem Schreibtisch. 1997 hatte dieser die Produktionsstätte im Gewerbegebiet-Süd in Betrieb genommen. Er war es auch, der eine Ahnentafel ins Büro gehängt hatte, die dort noch heute hängt: sie beginnt mit Karl-August Klotsche und die Chronik nennt die Jahreszahl 1858. In jenem Jahr erhielt besagter Karl-August den Lehrbrief und das Recht, ins Ausland auf Wanderschaft zu gehen. Damit begann die Geschichte der Klotsches als Fleischerfamilie. Bernd Klotsche stattete damit das ansonsten spartanische, auf Zweckmäßigkeit ausgerichtete Büro zur ständigen Erinnerung an die handwerkliche Tradition des Fleischerbetriebes aus. Es dient als Zeichen, der zunehmenden Industrialisierung handwerkliche Qualität entgegen zu setzen. Sein plötzlicher Tod im Jah,e 2004 nahm die Söhne Heiko und Dirk früher als erwartet in diese Verpflichtung. Die Ahnentafel blieb als Zeichen hierfür. Im Kern wird hier handwerkliche Produktion gepflegt. Den Schritt zur Industriefleischerei, bei der eine „kostengünstige“ Produktion durch Massentierhaltung, Fertigmischungen und starre Rezepturen möglich gemacht wird, ist man bewusst nicht gegangen. Man will eine Qualität, die man auch schmecken soll.
„Wir kennen die Betriebe, aus denen die Tiere kommen, die bei uns verarbeitet werden. Bei uns gibt es auch keine fremdgefertigten Gewürzmischungen,“ erklärt Heiko Klotsche. „Wir mischen alles selbst aus hochwertigen Rohstoffen. Damit wissen wir genau was in unserer Wurst drin ist.“. Der Kampf um die Kundschaft wird erbittert, vor allem über den Preis, geführt. Das spürt auch der Traditionsbetrieb. Erinnert sei an den berühmten Satz von Bauer Willi: „Sie stehen am Weber-Grill für 800 Euro und legen eine Bratwurst drauf für 89 Cent. Dann wischen sie sich den Mund ab und gucken im Fernsehen eine Sendung über Massentierhaltung und sagen: Wie furchtbar!“
Handwerk beginnt beim soliden Einkauf, sichert die besondere Qualität, die trotz der Konkurrenz auf dem Massenmarkt ihre Abnehmer findet. Dort wird nach wie vor die Chance für das Unternehmen gesehen und hier fühlt man sich auch der langjährigen treuen Kundschaft verpflichtet. Mit 60 Mitarbeitern und einem Vertriebsnetz, zu dem auch zehn eigene Filialen gehören, ist eine solide Unternehmensgröße erreicht. Wie in der ganzen Branche sind die Gewinne nicht üppig.
Die Trennung der beiden Brüder im Jahre 2015 hat den Betrieb finanziell erheblich belastet. Gleichzeitig gibt es einen hohen Instandhaltungsrückstau. Probleme mit dem damaligen Steuerberater heizten die Situation weiter an, äußerte der vorläufige Insolvenzverwalter Rüdiger Weiß gegenüber der Sächsischen Zeitung. Heiko Klotsche nahm das Heft in die Hand. Es zeigte sich, dass ohne einen Schnitt mit der Vergangenheit die Situation nicht zu bewältigen ist. Heiko Klotsches Sohn Richard unterstützt in der jetzigen Situation seinen Vater. 2014 hat er den Meisterbrief erhalten.
Die Familientradition kann so fortgeführt werden. Jetzt baut der Betrieb auf die Treue seiner Kunden. Die Produktion und der Filialbetrieb werden fortgeführt. Wichtige Gläubiger haben die Bereitschaft signalisiert, bei der Sanierung mitzuwirken, die durch gemeinsame Anstrengung von Belegschaft und Familie gelingen soll.