Am Dienstag, 3. Mai 2016, konnte der Geschäftsführer der Sächsischen Schlösser, Burgen und Gärten, Dr. Christian Striefler, im Beisein von Landrat Arndt Steinbach, Bürgermeister Jörg Hänisch, Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Thomas Jentzsch, in Vertretung des Vorstandes der Sparkasse Meißen, Ludwig Coulin, Leiter der Niederlassung Dresden, Margitta Hensel, für das Fasanenschlösschen zuständige Museologin von Schloss Moritzburg, Gabriele Hilsky, Restauratorin, und weiteren Mitarbeitern von Schloss Moritzburg den letzten Projektabschnitt, die wiederhergestellten historischen Wandverkleidungen des Fasanenschlösschens übergeben.
Landrat Arndt Steinbach dankte der Sparkasse Meißen und der Sparkassenstiftung, die zusammen rund 38 Tausend Euro zu dem insgesamt 155 Tausend Euro teuren Vorhaben hinzugeben konnten. Er erinnerte "Zufall oder nicht" - in seinem Grußwort an den heute vor 147 Jahren geborenen Dr. Johann Christian Eberle, der als die bedeutendste Persönlichkeit in der Geschichte der deutschen Sparkassen gilt. Von 1898 bis 1919 war Eberle Bürgermeister von Nossen. Er führte 1908 in seiner mit dem Bürgemeisteramt verbundenen Funktion als Vorsitzender der städtischen Sparkassen den bargeldlosen Zahlungsverkehr ein und schuf mit der Gründung des Giroverbandes Sächsischer Gemeinden die Grundlage für die Entwicklung der der deutschen Sparkassen-Institute und -Verbände zur heutigen Sparkassen-Finanzgruppe. In Sachsen initiierte Eberle weitere Verbandsgründungen: u.a. Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden (KSG, gegr. 1916), die Landesbausparkasse Sachsen (LBS, gegr. 1928) und auch die Sparkassenversicherung geht auf ihn zurück. 1924 erfolgte, u.a. auf seine Initiative hin, die Gründung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, dem er bis zu seinem Tod als stellvertretender Vorstandsvorsitzender angehörte. Friedrich Willhelm von Rauch ergänzte: "Das heute 409 Sparkassen heute im Deutschen Sparkassen- und Giroverband unter einem Dach sind, geht auf einen Mann zurück, der hier quasi 'um die Ecke' gewirkt hat.
Ludwig Coulin, warf noch einmal einen Blick zurück. 2007 wurde das Fasanenschlösschen nach elfjähriger Restaurierung eröffnet. Das gesamte Projekt der Wiederherstellung und Restaurierung historischer Wanddekorationen im Fasanenschlösschen Moritzburg startete im Jahr 2010 mit der Förderzusage durch den World Monument Fund Europe, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und den Freistaat Sachsen. Bereits im Jahr 2013 konnten die ersten historischen bzw. rekonstruierten Wandverkleidungen wieder im Fasanenschlösschen eingebracht werden. Dabei handelte es sich unter anderem um Stroh- und Schmelzperlentapeten, um Stickereien im chinesischen Stil und um die faszinierenden Federtapeten im Schlafkabinett. Im letzten Projektabschnitt war es nun um die aufwendige Rekonstruktion und Wiederherstellung der historischen Seidentapeten mit Stickereien im so genannten Antichambre, dem Vorzimmer, gegangen.
Vorzimmer klingt ein wenig nach Bürokratie, nach langem Warten. Dabei kann man sich kaum vorstellen, das ein Aufenthalt in diesem Raum je unangenehm war. Je länger man sich umschaut, je genauer man hinblickt, um so mehr gibt es zu entdecken. Das die Tapeten nicht eben "nur" Tapeten sind, sondern etwas Einzigartiges zum Beispiel und wenn man dann noch erfährt: Die Produktion geschah in Handarbeit und es war in ganz Europa nur eine Firma zu finden, die die notwendige Qualität gewährleisten konnte. Bertrand du Vignaud, Präsident des WMF, vermittelte persönlich den Kontakt zur Firma Lesage, die die Stickereien in Chennai, Madras (Indien) anfertigen ließ. 60 Kunsthandwerker arbeiteten über Tage und Wochen an der Bestickung der Seidentapeten.
Das Moritzburger Fasanenschlösschen ist nun fertig restauriert und erstrahlt als einziges im Spätrokokostil erhaltenes historisches Gebäude seiner Art in Sachsen in altem Glanz. Es zählt im Großraum Dresden und in der Kulturlandschaft Moritzburg zu den beliebtesten Ausflugszielen. Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen (1750 -1827) ließ in dem nur auf einer kleinen Grundfläche stehenden Gebäude einen kompletten Hofstaat en miniature errichten. Jedes auch noch so kleine Kabinett besitzt eine außerordentlich wertvolle Wandbespannung. Aus Federn, Seide oder Stroh – in dieser Kombination weltweit einzigartig. Seidentapeten gehören zu den teuersten Raumausstattungen des 18. Jahrhunderts. Sie waren nur an Fürstenhöfen anzutreffen. Die Verwendung der ursprünglich vermutlich in Sachsen hergestellten Wandbespannungen geht auf August den Starken (1670 – 1733) zurück.