Es ist der aus Moritzburg stammende, inzwischen 76jährige Roland Keller, der seinen großen Bauernhof in Moritzburg neben Adams Gasthof verkaufte und nach Radeburg auf die Eichenstraße zog, um dort mit seiner Frau Hannchen seinen Ruhestand zu genießen. Ruhestand ist natürlich zu viel gesagt, denn den gibt es für den gelernten Werkzeugmacher nicht. Beim Bau seines Hauses durfte deshalb eine Werkstatt nicht fehlen, in der er viel Zeit verbringt.
Neben den Figuren für die Pyramide entstehen hier auch Schwibbögen, Räuchermänner und Laufleuchter. Auch präzise laufende Uhren aus Holz fertigt er. Nicht nur die Gehäuse sind aus Holz, wie bei den Kuckucksuhren, sondern auch die Zahnräder und Wellen.
In der Wohnung zeigen uns die Kellers einen Teil des langjährigen Schaffens. Der Laufleuchter ist 35 Jahre alt und besteht aus über 2000 Holzkugeln, der große Schwibbogen stammt ebenfalls noch aus DDR-Zeiten. Die Materialnot damals machte erfinderisch, denn die Rückwand des Schwibbogens aus Sperrholz war zuvor die Rückwand eines Schrankes. „Nach der Wende war ich in Kurzarbeit und da habe ich einen Laufleuchter in Miniatur gebaut, der aus dreitausend Glaskugeln besteht. Er hängt jetzt in der Mitte des Schwibbogens erklärt Roland Keller. „Auch der läuft und ist mit allem ausgestattet.“
Die Geschichte der Laufleuchter begann für ihn, als er einen in der Zeitung sah. „Ich habe mir damals gesagt: Pyramiden – das kann jeder. Laufleuchter ist eine Kunst. Wir haben bei der Zeitung nachgefragt und die Adresse der Besitzerin bekommen und durften den fotografieren. „Dann habe ich den nachkonstruiert und nach dem Prinzip selber einen gebaut.“
Für den Bau der Weihnachtspyramide an seinem Haus brauchte er drei Jahre. Den Antrieb fertigte der Radeburger Mechaniker Peter Modler. „Wir haben uns wunderbar ergänzt,“ schwärmt Roland Keller von der Zusammenarbeit. „Er ist vom Fach - ich bin vom Fach. Prima arbeiten.“ Die Pyramide musste stand-, wind- und wetterfest sein. Das war genau zu berechnen. Bei Sturm und Wind wirkt die Rutschkupplung, so dass kein Schaden am Getriebe entstehen kann. Alles ist Präzision. Der kleine Elektromotor braucht so nicht einmal 100 Watt, um die Pyramide laufen zu lassen.
Es gab auch Rückschläge. Die Figuren haben den Schnee und Dauerregen nicht vertragen. Deshalb haben wir jetzt Plexiglas davorgesetzt. Auch die Farbe, die ihm ein „Fachmann“ in Dresden angedreht hatte, hatte nicht gehalten. „Aber auf Klaus vom Farbenhaus Schiefner, auf den konnte man sich verlassen. Der hatte uns Lärchenholzöl empfohlen – das hält.“
Das Talent, ist sich Roland Keller sicher, hat er von seinem Großvater, der Zimmermann war und vom Vater, dem Modelltischler. Der Vater hatte auch mit Orgelbauer Rühle und Harald Thierisch zusammengearbeitet. Rühle hatte auf dem Markt 8 nur einen kleinen Arbeitsraum. Auf dem Bauernhof schräg gegenüber hatten die Kellers die Maschinen, die auch für den Orgelbau gebraucht wurden. Da konnte man – außer der „Gene, die man geerbt hat“ sich auch noch einiges abgucken an präziser Arbeit mit unterschiedlichen Materialien.
Die Kinder in Moritzburg sehen sich die Pyramide am Eisenberger Hof an. Deren Freude können die Kellers leider nicht sehen. Die Kindergartenkinder von den „Haselnussspatzen“ und vielleicht auch von der Sophie Scholl haben es da etwas besser. Sie kommen bei Kellers regelmäßig vorbei und fragen erst ganz aufgeregt: „Wann baust Du wieder die Pyramide auf“ – „Und sobald die Pyramide aufgestellt ist,“ erzählt Hannchen Keller, „kommen die Kinder und fragen, ob wir sie nicht schon mal anmachen können. Da macht mein Mann natürlich mal eine Ausnahme für einen Probelauf, auch wenn noch nicht erster Advent ist.“ Die Pyramide läuft täglich von 15 bis 22 Uhr. Auch am Haus sind noch Figuren aus Kellers Werkstatt zu entdecken.