Berbisdorf: vergessener Park mit Potential!

Redet man vom Berbisdorfer Schlosspark, hat man meist nur den Teil im Auge, der sich zwischen Promnitz und Sportplatz befindet. Das ist aber nur ein kleiner Teil. Der größere Teil ist nahezu vergessen, außer beim Ablagern von Gartenabfällen oder Müll. Schade eigentlich, findet unser Autor.

Schlosspark Karte: das Schlosspark-Areal um 1905 (grün) und der "vergessene" Teil (gelb) Kartengrundlage GoogleMyMaps - für Link Klick ins Bild!

Wenn man nur den Namen Schlosspark hört, denkt man eigentlich an einen sehr schönen und gepflegten Park. So war es auch mal vor vielen Jahren in Berbisdorf. Denn 1905 feierten Otto und Maria von Spoercken in Berbisdorf ihre Silberhochzeit. Ehrengast war an diesem Tag der Sächsische König Friedrich August III. Hinter dem Schloss war damals ein Park mit Eichen, Linden und Kastanien angelegt. Im Teich selber der heute auch noch zu sehen ist, waren große japanische Goldfische ausgesetzt. Der Sächsische König schwärmte über den sehr gepflegten Park und sagte: „Sieh an, der alte Spörcken, der hat sich klammheimlich ein Paradies erschaffen!“ (Quelle: RAZ 12/2000, S. 4, zit. nach Radeburger Anzeiger v. Juli 1905)

Von diesem Paradies ist aber heute nicht mehr viel zu sehen. Der letzte Schlossbesitzer, Dr. Walter Große, kam bei einem Bombenangriff auf Dresden ums Leben und so stand das Areal nach dem Krieg relativ schnell Umsiedlern zur Einquartierung zur Verfügung. Durch die Bodenreform wurde das Rittergut parzelliert und das Schloss wurde 1949 Kinderheim und 1974 Lehrlingswohnheim. Bereits in dieser Zeit wurde ein Teil des ehemaligen Parks für die LPG „Johannes R. Becher“ umgenutzt, um Stallanlagen zu errichten. Ein Sportplatz kam hinein und nach der Wende im östlichen Teil Eigenheime, ein Sportcasino und ein Spielplatz und im westlichen wurde das Gutsgelände erweitert, zum Beispiel um eine Biogasanlage. Auch der Städtische Bauhof nutzt jetzt eine Fläche.  

Vom ursprünglichen Park ist noch etwa die Hälfte vorhanden und davon wiederum ist weniger als die Hälfte noch ein Park im ursprünglichen Sinne – der Bereich zwischen Promnitz und Sportplatz.

Niemand fühlte sich jedoch in den vielen Jahren für den größeren hinteren Teil des Parks verantwortlich und so wurde dieser Teil zu einem Wald, wohl eher als Verfügungsreserve gesehen und sich selbst überlassen. Durch die damalige Gemeinde Promnitztal wurden in den 90ern Teile der Parkmauer mit Hilfe von ABM-Kräften erneuert – und das war es auch schon. Wo früher Wege waren, sind heute nur noch Bäume zu sehen, die wild auf dem Gelände wachsen (siehe erstes Bild unten).

Der jetzige Besitzer des Schlosses, Kay-Uwe Strehle, hat begonnen, das Schloss zu sanieren und nun wäre es auch an der Zeit, aus dem vergessenen Park wieder etwas zu machen, was die Berbisdorfer und ihre Besucher zu ihrer Erholung nutzen können. Doch es sieht derzeit nicht so aus, als ob es dafür ein waches Interesse gäbe. Eher wird dieser für Garten- und sonstigen Abfall genutzt (siehe Bilder unten).

Zum Beispiel bringen viele Leute ihre Gartenabfälle dort hin. Selbst hinter dem Zaun des Bauhofes ist eine Art „Deponie“ entstanden, die dort eigentlich nicht sein dürfte.   Auch bei Strehle wurde das „Angebot“ zur Ablagerung genutzt. Wegen des langen und sehr warmen Sommers fehlte Wasser im Schlossteich und Bäume, die sich an der Uferböschung hielten, hatten jetzt den Gegendruck des Wassers nicht mehr und so sind mehr als drei Bäume in einer kurzen Zeit umgekippt. Die Bäume wurden gestapelt und der Grünschnitt gesammelt, doch Tage nach der Baumfällaktion wurde der Haufen immer mehr. Am Ende waren sogar Baumarten dabei, die hier gar nicht wachsen. Ein typisches Beispiel wieder von illegaler Müll Entsorgung.

Vor einiger Zeit hatten Unbekannte Bauschutt neben dem Schloss abgekippt, in der Zwischenzeit wurde ein moderner Zaun bis zum Teich gebaut und der Bauschutt ist nun weg.  

Auch der Schlossbesitzer Kay-Uwe Strehle würde sich freuen, wenn erkannt würde, was der vergessene Park für die Naherholung für ein Potential hat. Vor zirka drei Jahren war der neue Schlossherr bei Bürgermeisterin Michaela Ritter, um erste Schritte zu besprechen, doch seitdem ist nichts mehr passiert. (Siehe dazu auch Statement der Bürgermeisterin weiter unten auf dieser Seite.) Damit der erste Schritt gemacht wird, muss nach seiner Meinung die Parkmauer saniert werden, damit sie nicht noch mehr einfällt. Danach kann man sich mit dem größten Problem beschäftigen, was der wilde Baumwuchs ist. Dadurch, dass man sich seit Jahren nicht um die Baumpflege gekümmert hat, konnten sich die Bäume frei ausbreiten und haben sich wild vermehrt. Herr Strehle möchte auch an die Berbisdorfer appellieren, dass sich vielleicht einige finden, die freiwillig mit anfassen, um damit anzufangen, aus dem Wald wieder das Paradies zu machen, von dem einst der König schwärmte. 

Links: 

Statement von Bürgermeisterin Michaela Ritter

Michaela Ritter schrieb auf Facebook im Kommentar zu diesem Artikel:

"Mitnichten ist nichts passiert. Schade, wenn immer solche Behauptungen im Raum stehen. Mit den zuständigen Denkmalbehörden haben Begehungen stattgefunden. Mit einer Landschaftsarchitektin habe ich mir das gesamte Areal angeschaut, um eine für jede weitere Gestaltung notwendige denkmalpflegerische Rahmenkonzeption erarbeiten zu lassen. Wir haben alle vorhandenen alten Karten mit allen bereits schon dagewesenen Gestaltungsabschnitten ausgewertet. Nun werden Gelder für alle Planungen und Umsetzungen in den Haushaltsplan eingestellt und Fördermittel beim Dresdner Heidebogen beantragt. Und ja: es wäre schön, wenn die Anlage nicht zur Müllablagerung genutzt wird. Denn deren Beseitigung durch den Bauhof kostet Geld, das dann für die Gestaltung der Anlage fehlt."