Die Agrargenossenschaft Ebersbach e.G. ist ein solides und vielseitiges landwirtschaftliches Unternehmen, das im Sinne des traditionellen „Bauernhofes“ fast alle landwirtschaftlichen Bereiche bedient. Die Genossenschaft züchtet Rinder und Schweine, bewirtschaftet aber auch 1700 ha Fläche, davon ein Zehntel Grünland. Da bietet es sich an, dass der Betrieb auch Lehrlinge ausbildet. Seit 1991 tut er das, und zwar ununterbrochen. „Und mit Herzblut,“ wie der Vorsitzende der Genossenschaft, Oliver Schmidt, betont. „Die Lehrlinge kommen gerne zu uns, weil sie gerade diese Vielfältigkeit schätzen.“ Die Freude der sechs ausbildungsberechtigten Mitarbeiter am Beruf übertragen diese auf die Auszubildenden, die hier den Umgang mit Tieren ebenso lernen, wie den mit modernster Landtechnik, unabhängig davon, ob am Ende die Berufsbezeichnung Landwirt, Tierwirt Rind, Tierwirt Schwein oder Fachpraktiker Landwirtschaft herauskommt.
Auch Kooperationen mit weniger breit aufgestellten Ausbildungsbetrieben gibt es, damit deren Lehrlinge auch die Vielseitigkeit der Berufsbilder kennenlernen können. „Die Azubis konnten fast alle ihr Ausbildungsziel erreichen. Die Ausfallquote liegt bei uns unter einem Prozent,“ sagt Oliver Schmidt. Georg Klinger, einer seiner Lehrlinge, bestätigt das aus erster Hand.
„Eigentlich wollte ich schon immer in einen landwirtschaftlichen Beruf, aber dann haben mich Nutzfahrzeuge in den Bann gezogen und ich habe eine Lehre als Kfz-Mechatroniker begonnen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich praktisch nur zum Hallefegen gebraucht wurde und nichts Praktisches lernen konnte. Andere in meiner Klasse hatten da ganz andere Erfahrungen gemacht. Ich merkte schnell: in diesem Betrieb lerne ich nichts. Deshalb habe ich die Ausbildung geschmissen und mich hier beworben. Ich habe es nicht bereut.“
Der angehende Landwirt gibt zu, dass er immer noch gern an Fahrzeugen schraubt, aber schon von der 5. Klasse an sich gewünscht hatte, den Beruf seiner Vorfahren zu ergreifen.
Georg Klinger wuchs in Beiersdorf auf einem Vierseithof auf. Hier wurde zwar keine Landwirtschaft mehr betrieben, aber alles erinnerte noch daran. Der Hof selbst – mit Wohnhaus, Scheune und Stallhaus… Das „Bauern-Gen“ vererbten der Urgroßvater, der sogar Diplom-Landwirt war und der Großvater. Schon als kleiner Junge stand er am Straßenrand und freute sich, wenn er mal auf einer Landmaschine mitgenommen wurde. Und später half er in einem Landwirtschaftsbetrieb in Lauterbach aus und hatte dadurch schon ziemlich konkrete Vorstellungen von dem Beruf.
Aber nicht alle Kinder, die am Straßenrand warten, um mal mit auf dem Traktor zu fahren, werden am Ende Landwirte. Die beiden Gesprächspartner verweisen auf den „Green Day“ in der Berufsschule in Altroßtal, zu der im Schnitt 200 interessierte Schüler kommen, aber unterm Strich bleiben nur etwa fünf, die einen Lehrvertrag unterschreiben.
Da ist Ebersbach erfolgreicher und vielleicht auch deshalb auszeichnungswürdig. Kinder „vom Straßenrand“ abzuholen, damit sie diesen Beruf ergreifen, dafür hat Oliver Schmidt ein Händchen. „Als ich zum ersten Mal die Kalkreuther Grundschule zu Besuch hatte, dachte ich, das wird so sein, wie einen Sack Flöhe hüten. 38 Schüler waren das. Wir haben ihnen die Ställe gezeigt und sie waren mucksmäuschenstill und haben sich gespannt alles angehört und angesehen. Zum Schluss haben wir gefragt, wer denn einen landwirtschaftlichen Beruf ergreifen möchte. Da haben sich 15 von den 38 gemeldet.“ Kitas und Schulkassen kommen regelmäßig zu Besuch. Es funktioniert. Auch in dem Sinne, dass die Agrargenossenschaft ihre angebotenen Lehrstellen immer besetzen konnte.
Und es spricht sich natürlich auch herum, dass man hier nicht nur zum Hofkehren da ist.
Mit Stolz führt der 17-jährige den 10 Tonnen schweren „New Holland T7.315 AutoCommand“ vor. Das High-End-Gerät der T7-Baureihe bringt, wie der Name verrät, 315 PS auf Straße und Acker. Diese kommen aus einem 6,7-Liter-Reihensechszyliner über ein stufenloses Automatikgetriebe und lassen sich deshalb trotz der Dimensionen handhaben „wie ein Spielzeug“. Wissen und Können ist allerdings gefragt beim Abrufen der zahllosen Funktionen, die sich in der Bordelektronik verstecken und die diese gigantische Leitung mit einer präzisen Steuerung paaren, unterstützt von einem „sauteuren GPS-Gerät unter dem Dach.“ Georg Klinger erklärt das Fahrzeug so, dass man das „Herzblut“ dieser Ausbildung spürt.
Wer Lehrlinge vom Beruf so begeistert, wer ihnen so viel Vertrauen schenkt, zum Beispiel ein Fahrzeug zu führen, bei dem die PS-Zahl beinahe dem Wert in 1000 Euro entspricht,“ der hat eine Auszeichnung verdient.
Das dachte sich wohl auch eine Ausbildungsberaterin, die Oliver Schmidt auf den Wettbewerb aufmerksam machte. Den gab es zwar schon seit 2005, aber Ebersbach hatte sich noch nie daran beteiligt.
Der Vorsitzende ist selbst anerkannter Prüfer in den Prüfungsausschüssen des LfULG für die drei genannten Ausbildungsberufe, hat sogar in der Berufsschule des LfULG in Altroßtal schon ausgeholfen. Er weiß also sowohl aus der Praxis als auch bei den Prüfungen, worauf es ankommt und versteht es, das in seinem Betrieb seinen Lehrlingen zu vermitteln.
Eine besondere Rolle bei der Wahl zum besten Ausbildungsbetrieb spielten für die Jury „hohe Ausbildungsbereitschaft und Ausbildungsqualität, Aktivitäten zur Lehrlingsgewinnung, Qualifizierung und Einsatzbereitschaft des Ausbildungspersonals sowie die von den Auszubildenden erreichten Ergebnisse“, heißt es in der Pressemitteilung des Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft. Genau mit diesen Leistungen konnten die Ebersbacher Wettbewerbsneulinge so überzeugen, so dass sie aus 30 Bewerbungen auf Anhieb einen von zwei zweiten Plätzen erreichen konnten.
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Agrargenossenschaft die Lehrlinge nach der Ausbildung in der Regel auch übernimmt. „...wenn die Leistung stimmt,“ ergänzt der Chef.