Achtung "RADEBURG OFFEN" findet Ihr hier!
„Hallo miteinander,“ schrieb Karina Jentzsch vom Modehaus Luckow am 24. November in der WhatsApp-Gruppe „Händlertreff“, „es gibt einige Händler, die planen, am Samstag, dem 5.12., ihr Geschäft von 9 bis 18 Uhr zu öffnen. Gibt es vielleicht noch Mitstreiter? Eventuell hat jemand noch Ideen, wie wir zum Bummel durch unsere weihnachtlich geschmückte Stadt einladen können? Freu mich auf eure Nachricht.“
Das war die Geburtsstunde einer Alternative zum Weihnachtsmarkt unter Corona-Bedingungen. Anfangs waren auch noch die Gastronomen dabei, die „Verpflegung to go“ anboten. Dafür kam die 4. Allgemeinverfügung des Landkreises dann aber ein paar Tage zu früh. Ab 1. Dezember trat eine neue Coronaschutzverordnung in Kraft, die Veranstaltungen, „die der Unterhaltung dienen“, aber auch „Ausstellungen nach § 65 der Gewerbeordnung“ verbot. Als Ausstellung definiert das Gesetz eine „zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern ein repräsentatives Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete ausstellt und vertreibt.“ Die „To-Go-Geschichte“ hätte möglicherweise dazu geführt, dass die Aktion dann doch als Veranstaltung angesehen wird. Die Ausgangssperre, die das Verlassen der Wohnung nur aus wichtigen Gründen – wie z.B. Einkaufen – erlaubt, erlaubt eben explizit nicht die Teilnahme an Veranstaltungen.
„Wir sind in einem Dilemma,“ schätze Bürgermeisterin Michaela Ritter ein, „einerseits sollen wir den Einzelhandel erhalten, andererseits wollen wir aber auch die Ausbreitung des Virus stoppen.“ Die Gastronomen verzichteten dankenswerterweise von sich aus auf ihr Angebot, um die restliche Werbeaktion nicht zu gefährden. Die Aktion wurde schließlich nicht untersagt. „Ich fand, es war ein gelungener Tag, auch wenn den Leuten der Glühwein gefehlt hat,“ zog Stephanie Schmidt ein erstes Resümee.
Am Sonnabend, dem 5.September, erwiesen sich die Radeburger sowohl als diszipliniertes Völkchen als auch ihren Händlern wohlgesonnen. Natürlich fehlt allen der Weihnachtsmarkt. Das Sichtreffen, Austauschen, Glühweintrinken, die Gemeinschaft eben, die wie ein Lebenselixier in diesen dunklen Tagen ist. Deshalb sieht das Bild vom Marktplatz auf den ersten Blick etwas verlassen aus, doch alle Geschäftsinhaber, mit denen wir gesprochen haben - die Wollkiste, Modehaus Luckow, Wäscheeck, Firma Kerstin Schiefner und Kopierbüro Schmidt waren gut besucht und absolut happy ob der großen Resonanz.
Bei Weser Lederwaren, bei Cinderella- Schuhe, Textilwaren Reinhard, Pretty Women und Blumenfachgeschäft Puhane standen Leute draußen und warteten bzw. war die in den Läden erlaubte Personenzahl erreicht, so dass wir dort nicht speziell nachfragen konnten - aber Läden so gut gefüllt wie möglich – was will man mehr?
Kerstin Puhane trug auf Facebook noch nach: „Es war so, wie man es sich nur wünschen kann. Alle waren freundlich, entspannt und rücksichtsvoll, nette Unterhaltungen und nicht zuletzt auch ein guter Verkauf. Mit Glühwein und ein wenig Schnee wäre es der perfekte Tag gewesen.“ Sylvia Herberger schrieb im gleichen Kontext, was wir auch von einigen Passanten zu hören bekamen: sie wünschte den Ladenbesitzern Erfolg mit der Aktion, „denn es sind harte Zeiten. Wenn es möglich ist müssen wir sie alle unterstützen. Wir wollen ja, das es in unseren kleinen Städt.en so bleibt.“