8. Runder Tisch Radeburg: Von Zäunen, Parkplätzen und Sonnensegeln

Der 8. Runde Tisch traf sich am Donnerstag, dem 19. Januar, im „Hirsch“ und hatte zwei Themenkomplexe auf der Tagesordnung: Die Absperrung des „Blauen Lochs“ und die Gestaltung des Marktes einschließlich der Parkplatz-Frage. Unter den Teilnehmern waren Vertreter der jeweils miteinander im „Streit“ liegenden Seiten. Trotzdem kann zusammengefasst gesagt werden, dass alle kompromissbereit waren und Lösungsvorschläge ermöglichten.

"Marktüberdachung" für die Tollen Tage der 66.Saison es Radeburger Karnevals. Foto: Martin Radseck

"Marktüberdachung" für die Tollen Tage der 66.Saison des Radeburger Karnevals. Zuletzt stand sie in der 63. Saison. Dann kam ziemlich viel dazwischen. In Zukunft soll der Ort "das Wohnzimmer" der Stadt sein - ein Ort, wo man sich begegnet und wo man hin und wieder auch feiert - nicht nur zum Karneval. Foto: Martin Radseck

Blaues Loch: Kompromisse gesucht und gefunden

Nach der üblichen Vorstellungsrunde – sieben der 21 Teilnehmer waren erstmals dabei – ging es gleich zur Sache. Elisabeth Lorenz und Frank Illgen stellten ihre gegensätzlichen Positionen vor, die in der letzten Dezemberausgabe des Radeburger Anzeigers veröffentlicht wurden.

Sie ergänzte, dass sie inzwischen mit Herrn Poppicht vom Kreisbauamt gesprochen habe. Seine Behörde ist mittlerweile hier federführend, da eine Baugenehmigung erforderlich ist. Herr Poppicht habe bestätigt, dass sich der Bauantrag in Bearbeitung befinde. Elisabeth Lorenz bat die Angler darum, unabhängig von der Entscheidung der Behörde ins Gespräch zu kommen. Vandalismus in der freien Natur durch Unvernünftige gebe es überall und man könne nicht überall Zäune bauen. Es gehe darum, gemeinsam die Natur zu erhalten, auch als Erholungsort. 

Frank Illgen machte darauf aufmerksam, dass das Gelände nicht komplett eingefriedet sei, sondern nur von der Straßenseite her eine Absperrung erfolgte. Im Ergebnis sei 2022 nur noch ein 20-Liter-Eimer an Müll wegzuräumen gewesen, während in anderen Jahren 2 Multicars voll abtransportiert werden mussten. Er machte auch auf die strengen Regeln für Angler aufmerksam. Das Badeverbot und das Verbot von offenem Feuer gelte grundsätzlich, Angler dürften nur einen Windschutz, aber keine Zelte aufbauen.

Jürgen Guller, selbst Angler, bestätigte noch einmal die beschriebene Situation vor dem Zaunbau und infolge der unerträglichen Hinterlassenschaften von meist nicht feststellbaren Personen sei der Zaun eine Art Akt der Verzweiflung gewesen. Er verstehe die Entscheidung, aber auch den Frust , der durch den Zaun bei allen anderen ausgelöst wurde.

In der Diskussion wurden haftungsrechtliche Fragen erörtert. Die Frage, ob der Verein zum Beispiel bei Badeunfällen haftbar gemacht werden kann, wurde kontrovers diskutiert, ebenso der Vorschlag, Kameras anzubringen. Das Aufstellen von Müllbehältern oder das Anbringen von Infotafeln, die auf  die genannten Regeln hinweisen, wurde ebenfalls empfohlen.

Elisabeth Lorenz wiederholte ihren Antrag, stilles Mitglied im Anglerverein zu werden. „Auch wenn ich selbst nicht angle, würde ich gern zu Arbeitseinsätzen kommen und auch vor Ort darauf achten, dass die Natur hier geschützt und erhalten bleibt.“

Frank Illgen bot an, dies zu prüfen. Der Zaun sei jetzt wieder repariert und als Kompromiss seien die beiden Zugänge jetzt offen, man werde sehen, ob jetzt die hier geltenden Regeln eingehalten werden. Mit diesen jeweiligen Schlussworten konnten sich beide Seiten arrangieren.

 

Marktplatz: Parkplatz oder Wohnzimmer oder beides?

Nach einer kurzen Pause eröffnete Angela Hofmann die Diskussion zum zweiten Teil des Abends: die Baumaßnahme auf dem Markt ist beendet und wie geht es nun weiter?

Zunächst machte sie auf die Schließung des Gemüseladens und des Schreibwarengeschäfts aufmerksam. Andere Geschäfte stünden bereits leer. Sie fragte, was auch auf der Straße viele fragen: Was unternimmt die Stadt, um hier wieder Geschäfte anzusiedeln?

Stadtrat Rüdiger Stannek erklärte, das die Stadt nicht viel machen könne, außer Rahmenbedingungen zu schaffen, wie eben den Platz attraktiv zu gestalten. „Mehr können wir erst mal nicht tun. Wir haben keinen Einfluss auf die Häuser. In der Marktwirtschaft entscheiden Vermieter und interessierte Unternehmer, was für Geschäfte sich ansiedeln.“

Anwohner wie Frank und Claudia Rüthrich beklagten, dass Anwohner besonders betroffen seien. „Parkplätze waren früher auch für die Anwohner da. Als Mieter ist man davon ausgegangen, dss man in der Nähe seiner Wohnung auch parken kann.“ Entsprechende Anträge auf Anwohnerparkplätze wie in anderen Städten wurden abgelehnt. „Manchmal muss man selbst abends mehrere Runden drehen, um einen Parkplatz zu finden.“

In der weiteren Diskussion wurde auf die Petition von Apotheker Jens Rudolph Bezug genommen, in der er den Standpunkt äußerte, dass der Mangel an Parkplätzen das Ladensterben beschleunige. Er hatte zunächst auch die Wiederherstellung der Parkplätze auf der südlichen Marktinsel gewünscht. Er betonte in der Diskussion auch noch einmal, dass es negative wirtschaftliche Folgen habe, wenn die Parkplätze wegfallen. Rüdiger Stannek stellte dazu fest, dass die Parkplätze, die es vorübergehend noch auf der Marktinsel gab, wieder weggenommen wurden, weil man den Beschluss von 2017 umgesetzt habe, der dort keine Parkplätze vorsah.

Von einst 47 wurde die Zahl der Parkplätze in besagtem Beschluss vom März 2017, den Andreas Hübler den Teilnehmern dankenswerterweise nachreichte, auf 25 reduziert. Beim Nachzählen vor Ort stellt sich heraus, dass es sogar nur noch 22 sind, denn auf Wunsch von zwei Gewerbetreibenden wurden zwei Ladezonen eingerichtet. Zwei zusätzliche Parkplätze vor der Volksbankfiliale, die im März ebenfalls beschlossen wurden, sind ebenso wenig umgesetzt wie z.B. die Schaffung eines zusätzlichen Fußgängerüberwegs am Durchgang zum Großparkplatz.

Diese Details der fehlenden Umsetzung waren aber während der Diskussion nicht bekannt. Deshalb appellierten mehrere Diskussionsteilnehmer an die Stadträte, nicht stur an Beschlüssen festzuhalten, sondern entsprechend dem konkreten Bedarf die Festlegungen zu überdenken. Jürgen Guller, selbst ehemaliger Stadtrat, sagte: „Es gibt nichts, was sich nicht weiter entwickelt. Deshalb ist es notwendig, Veränderungen, die man feststellt, in den Stadtrat zu bringen und wieder auf die Tagesordnung zu setzen.“

Klaus Kroemke schlug vor, als einen leicht umsetzbaren Kompromiss, die Parkzeit auf dem Markt von 9 bis 18 Uhr auf eine halbe Stunde zu verkürzen. Das würde jedem entgegenkommen, der nur schnell einen Einkauf erledigen wolle. Wer dagegen einen Stadtbummel vorhabe, könne auch die 100 Meter Fußweg vom Großparkplatz in Kauf nehmen. Anwohner könnten dagegen ihre Fahrzeuge über Nacht hier stehen lassen.

Die Stadträte zogen diesen Vorschlag immerhin in Betracht.

In der weiteren Diskussion wurde dann der Focus auf „das Wohnzimmer“ gelegt, also die Ausgestaltung des Marktplatzes. Dazu stellte zunächst Mandy Thieme, die Initiatorin der Arbeitsgruppe „Marktgestaltung“ die in der Gruppe gesammelten Ideen vor.

Die „Reihen der Zaunssäulen, die alle so furchtbar finden“, die aber den Marktplatz vor dem Befahren schützen sollen, sollten durch 5 Kübel mit Bäumen aufgelockert werden. Am ehesten Ahornbäume, wie sie bereits auf dem Großenhainer Platz zu finden sind. Auf der Seite gegenüber der Apotheke oder gegebenenfalls an einer anderen Stelle, sollte ein Sonnensegel aufgespannt werden, um mehr Beschattung zu bekommen. Eine ganz spezielle Idee ist das „Eventgefährt“. Sein Erscheinungsbild ist noch nicht näher definiert, könnte aber Elemente der Radeburger Historie übernehmen – zum Beispiel an die Schmalspurbahn angelehnt sein. Es soll Gewerbetreibenden oder Vereinen zeitweise für deren Zwecke zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel für einen Eisverkäufer, einen Kaffee-Barista, Bratwurststand oder zum Beispiel zur Mitgliedergewinnung oder für Fundraising.

Diskutiert wurde auch das Thema Bänke. Älteren Leuten gefallen die aktuellen Bänke nicht, weil sie keine Lehnen haben. Es gab eine Reihe origineller Vorschläge dazu. Angela Hofmann brachte „Themenbänke“ in Spiel. Solche wurden in Aschau (Chiemgau) aufgestellt. Da ist jede Bank anders und es gibt Bankpatenschaften. Auch „Vereinsbänke“ könnte man machen. Jeder Verein „stellt“ und betreut eine Bank, macht damit Werbung für sich und zugleich sind Bänke, zu denen die Bürger eine Beziehung haben ein gewisser Schutz vor Vandalismus.

Am Montag, dem 6. Februar, traf sich Bürgermeisterin Michaela Ritter im Rathaus mit Vertretern des Runden Tisches zum Thema Markt. Sie war nicht bereit, zu den Parkplätzen weitere Diskussionen zu führen. Dafür hörte sie bei den Fragen der Ausgestaltung um so genauer zu. Es wurde vereinbart, dass Mandy Thieme die Vorschläge des Runden Tisches noch einmal vervielfältigungsfähig zu Papier bringt, damit diese den Stadträten zur weiteren Diskussion vorgelegt werden können, ebenso wie der von Jürgen Guller mitgebrachte erste Kostenvoranschlag.

Ein nächster Termin für den Runden Tisch wurde noch nicht vereinbart. Gewünscht wird weiterhin, mit dem Schülerrat der Zille-Oberschule ins Gespräch zu kommen. Es gibt aber noch bürokratische Hemmnisse. Sobald ein Termin steht, wird er auf den bekannten Informationswegen mitgeteilt. Sollten sich aktuell neue Themen ergeben – dann natürlich auch.