Zur Geschichte der Sportfreundschaft schrieben uns die Handballer:
Mitte der 70-er Jahre haben die Sport-Kreisvorstände von Dresden-Land in der DDR und Olomouc in der ?SSR eine Vereinbarung zur Durchführung grenzüberschreitender Freundschaftsvergleiche getroffen, die auch die Sportart Handball einbezog. Die Männermannschaft der Sektion Handball der damaligen BSG Traktor Radeburg hatte sich um eine Teilnahme erfolgreich beworben. Für die Radeburger Handballer galt dabei die Selbstverpflichtung der kompletten Eigenfinanzierung, da das schmale Budget der BSG den Aufwand nicht finanzieren konnte.
Einer der Bewerber auf tschechischer Seite war die Sportgemeinschaft TJ Sokol "BSS" Senice na Hané, die von den Rahmenbedingungen her für die Radeburger passend war - ländlicher Raum mit unmittelbarer Nähe zur Großstadt, Kleinfeld statt Sporthalle, in etwa gleiche Spielklasse. Einen Vorteil hatten die Tschechen jedoch mit dem finanzstarken Sponsor "BSS", einer Firma, die Lkw-Anhänger baute.
Nachdem die schriftlichen Kontakte zur Vereinbarung des Freundschaftsspieles in Senice getroffen waren , starteten Anfang September 1977 vierzehn Radeburger Handballer, darunter auch der heutige Stellvertreter des Vorsitzenden der TSV 1862 Radeburg e.V., Joachim Jentzsch als Torwart - ins 400 km entfernte Senice vor den Toren von Olomouc per PKW (3 x Wartburg: Richard Wittke, Georg Bicknäse, Steffen Klinger und 1 x Lada: Hans Löffler). Logiert wurde in einem Hotel in Litovel , einer Kleinstadt in der Nähe von Senice. Neben dem Freundschaftsspiel (Ergebnis: 12:12) waren vor allem der Besuch in Olomouc mit seiner barocken Innenstadt und der Burg Bouzov kulturelle Höhepunkte.
Bereits im Mai 1978 kamen die tschechischen Sportfreunde mit einem gut gefüllten Bus nach Radeburg und wurden hier natürlich privat untergebracht. Diese Form der Beherbergung und Betreuung hat den Gästen so gut gefallen, dass auch für die künftigen Besuche in Senice nie mehr an ein Hotel gedacht wurde.
So wurden die Freundschaftsspiele mit den Sportlern aus Senice fester Bestandteil der jährlichen Spielplanung bei beiden Vereinen. Bei besonderen Anlässen wurde auch 2-mal im Jahr gereist. Neben der Sportfreundschaft wurden auch viele private und familiäre Freundschaften geschlossen und gepflegt. Aber gerade diese Nähe und Vertrautheit der Sportler untereinander passte so gar nicht in die Sichtweise der sozialistischen Sportfunktionäre in Dresden und vor allem in Olomouc. 1986 zogen die Herren in Olomouc die Reißleine und sperrten die Senicer Sportfreunde für die internationalen Freundschaftsspiele. Die Radeburger suchten einen Ausweg und fanden ihn über den Verein TJ Unex Uni?ov, etwa 40 km von Senice entfernt. Bei den Besuchen in Uni?ov fanden dann Turniere statt, an denen auch die Mannschaft aus Senice teilnahm. So konnte die Sportfreundschaft, wenn auch nicht mehr so intensiv wie vorher, weiter gelebt werden.
Die politische Wende in den 90-er Jahren war dann, so paradox das klingen mag, ein großes Hindernis für die Fortführung der Beziehungen nach Senice wie auch nach Uni?ov, maßgeblich beeinflusst durch die Einführung der D-Mark, was der tschechischen Seite den Spielverkehr vorerst unbezahlbar machte. Lediglich die privaten Kontakte einiger Sportfreunde bestanden noch und hielten die Beziehung am Leben. Auf dieser Ebene gelang es vor allem Bernd Hummig mit der 2. Radeburger Männermannschaft, den Spielverkehr mit Senice wieder zu aktivieren und seit 2007 werden die Freundschaftsspiele wieder regelmäßig ausgetragen, so auch am Wochenende 19./20. August.