„Das ist wirklich ein traumhafter Ort,“ sagte ein Fotoreporter zu mir, als wir gemeinsam auf die diesjährige Pressekonferenz am „Roten Haus“ am Dippelsdorfer Teich warteten. Wenig später erzählte der Künstler Peter Pit Müller über diesen Ort, an dem er schon als Kind war „da war hier ein hölzerner Sprungturm und Massen von Menschen.“ Und später: „Wir als Kunststudenten haben die Brückeleute entdeckt und sind hier her zum Aktzeichnen gefahren.“ Der Name der Künstlergruppe „Brücke“, dessen Ursprung sich nicht mehr klären lässt, steht für eine Gemeinschaft von Künstlern, die Anfang des vorigen Jahrhunderts die Stilrichtung des Expressionismus entwickelten und von denen viele Werke hier am Dippelsdorfer Teich und am Sophienteich entstanden. "Wir wollten uns von der Landschaft inspirieren lassen, die schon die Brückekünstler inspiriert hatte," sagte Peter Pit Müller und fügte amüsiert hinzu: „Und unsere Zeichnungen sahen dann denen der Brückekünstler ziemlich ähnlich.“ Unter anderem seine Freundschaft mit dem ehemaligen Bürgermeister Georg Reitz habe schließlich zur Idee dieses Kunstsommers geführt.
André Uhlig erinnerte sich, auch als Kind hier baden gewesen zu sein „und dass er enttäuscht gewesen sei, als dann alles weg war.“ Der Teich wurde zum Naturschutzgebiet erklärt und das Baden wurde verboten. Heute schwimmt ein Korkseil auf dem Wasser, zu dem Bürgermeister Jörg Hänisch erklärt, dass es nicht etwas die Abgrenzung des Nichtschwimmerbereichs ist, sondern desjenigen Bereiches, in dem das Baden erlaubt ist. In letzter Zeit hätten Stehpaddler das Gewässer für sich entdeckt und seien weit in den Teich hinausgefahren. Auch den „geheimen FKK weiter hinten“, an den sich André Uhlig noch erinnerte, gibt es nicht mehr. Das hielt Klaus Liebscher „dort drüben bei der Pferdebadestelle nackt baden zu gehen. „Und eines schönen Tages kam ein Mann auf mich zu und sagte: Also das ist überhaupt nicht erlaubt. Wenn Sie das nochmal machen, hole ich die Polizei. Und da sagte ich ihm: wissen Sie, ich fühle mich mit den Brückekünstlern verbunden, wenn ich hier nackt baden gehe. Da sagte er: Fangen Sie jetzt nicht mit intellektuellem Kram an. Na gut, sagte ich, dann holen Sie eben die Polizei. Das hat er dann aber doch nicht gemacht.“
Der erste Kunstsommer 2013 entstand in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen der Dresdner Sezession 89 e.V. Für die Ausgestaltung des Kunstsommers 2022 konnte die Künstlergruppe „KunstSpuren“ aus Radebeul gewonnen werden, die eng mit der Region um Dresden und dem Umland verbunden ist.
„Aber diesmal bleiben wir angezogen,“ wird vorsorglich versichert, denn unter dem Saisontitel „OBACHT“ steht vor allem die Natur im Mittelpunkt. „Wer genau hinschaut entdeckt, dass das Wort OBACHT die Mitte von BeOBACHTen steht,“ heißt es in der Pressemitteilung. „Obacht geben heißt aufpassen, aufmerksam sein. Viel zu oft verlieren wir uns: im Alltag, in Beziehungen zu Anderen oder im ewigen Tun. Die Künstler der KunstSpuren Radebeul wollen innehalten und genauer hinschauen. Das Rote Haus mit seiner Umgebung ist der ideale Ort dafür.“ Es gibt insgesamt 5 Workshops, zu denen man sich anmelden kann, eine „Vogelführung“ durch die Natur, ein Vortrag über Kunst und Insekten, ein Künstlerfrühstück, Actionpainting, Musik „zur Blauen Stunde“ und natürlich auch eine Finissage. Für Spaziergänger und Ausflügler gibt es außerhalb der Öffungszeiten das „Tagebuch der BeOBACHTungen“, das von außen an den Fenstern des Roten Hauses sichtbar sein soll. Dieses „Tagebuch“ jede Woche neue hier entstandene Arbeiten.
Anmeldungen und Kontakt:
Kulturlandschaft Moritzburg GmbH
Tel. 035207/8540
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