Rückblick auf die 15. Heinrich-Zille-Kneipennacht

„Erst fangse janz langsam an, aber dann …“ – offenbar auch die Radeburger Nächte. Pünktlich um 18 Uhr war am Dienstag, dem 30. April das feierwütige Radeburger Volk auf dem Marktplatz versammelt

Gruppenbild mit Maibaum: Die Abteilungen der Feuerwehr und Radeburger Schützen mit stellv. Bürgermeister Michael Schöne

Gruppenbild mit Maibaum: Die Abteilungen der Feuerwehr und Radeburger Schützen mit stellv. Bürgermeister Michael Schöne (6.v.r.)

Der Maibaum lag zum Aufstellen bereit, die Schützen standen bereit – nur die Feuerwehr fehlte. Entgegen allen Programmen und Plakatierungen war allerdings der Ortsfeuerwehrleiter auch auf kurze Nachfrage von RAZ der Meinung, dass das Maibaumstellen ab 18:30 Uhr erfolgt. 

Aus seiner Sicht also pünktlich gingen die kräftigen Männer ans Werk, sprich an den Baum und die Hebestangen und im zweiten Anlauf, nach nochmaligem Rotieren des Kranzes, ging es dann unter dem Jubel der umstehenden Gemeinschaft in die Höhe. Nun schmückt der Baum also einen Monat lang das Marktbild. 

Da den Schützen wie schon beim Zillelauf das Böllern untersagt wurde, wurde ein wesentlich lauterer Knallkörper gezündet. Wer sich die Ohren nicht zuhielt, konnte noch einige Minuten ein ordentliches Pfeifen in selbigen vernehmen. Irgendwo pfiff auch noch die Alarmanlage eines vom Knall erschütterten Pkw.
Da Bürgermeisterin Michaela Ritter im Urlaub und „Micha 2“, der 1. Stellvertreter, Michael Ufert, enkeltechnisch verhindert war, sprach „Micha 3“, der 
2. Stellvertretende Bürgermeister, Michael „Bäcker“ Schöne, vermutlich Dankesworte an Schützen und Feuerwehr für die traditionelle Verrichtung am Maibaum und wünschte allen Radeburgern und Gästen eine schöne Kneipennacht mit anschließendem erholsamem Feiertag. Zu verstehen war dies wegen eines Ausfalls der Tonanlage nicht, aber man kann es dennoch so annehmen, denn das nennt man Tradition. Dazu gehört außerdem der Dank an alle weiteren Beteiligten, insbesondere an den Kultur- & Heimatverein als Hauptveranstalter und an den Bauhof für die Bereitstellung der „Basics“.
Bereits vor dem Startschuss fing es, wie gesagt, langsam an. In der Wollkiste wurde bereits seit 
15 Uhr gestrickt. Nebenan gab es die erste Modenschau bei „Luckow’s“ – eine halbe Stunde nach dem Maibaumstellen die Modenschau bei Kerstin Schiefner, in der vom Markt aus gesehen anderen Richtung. Bratwurstduft lag in der Luft – von Casi auf der Großenhainer angefangen, bis zu Hundel’s Bahnhof. Mit nur zwei beteiligten Geschäften auf der Großenhainer und einem auf der Dresdner war das seit Jahren prognostizierte Ladensterben selten so sichtbar. Das Traditionsgeschäft Lederwaren Weser gibt es nicht mehr. Die Funkenschnitten, die letztes Jahr noch nebenan bei „Fiebigs“ standen, sind auf den Markt umgezogen. Dort konzentrierte sich auch das gastronomische Angebot von der Rockmusik-Ecke am „Hirsch“, die Stände von der „Zappel“ und dem Feuerwehrverein bis hin zur nahe gelegenen Genussquelle und dem „Deutschen“, kombiniert mit dem „Nachtshopping“ von den Optikergeschäften über das Schuhgeschäft „Cinderella“, dem Blumengeschäft Leilany, der „Stylebar“ vom Friseur- und Kosmetikgeschäft „Stilvoll“ bis hin zum Wäscheeck.

Räumliche Solitäre wie die Klempnerei Herrmann, die Haarschmiede oder die Weinscheune haben trotz des Abstands zum Zentrum ihre schon traditionelle Klientel und sind außerdem „Bindeglieder“ zum Bahnhofsviertel, Stationen für alle, die „von Kneipe zu Kneipe“ ziehen. 

Die beiden „Bahnhöfe“ warteten wieder mit Livemusik auf. Wie schon seit Jahren spielt bei Hundel der Landmann auf. Im Kulturbahnhof gab es die Übergabe eines Staffelstabes. Die Band „VerROCKt“, die schon seit über 40 Jahre in Saiten, Tasten sowie zum Mikrofon greift, spielte noch einmal in seiner „Urbesetzung“ auf, um nach 30 Minuten an die „neuen Töne“ zu übergeben – drei junge Musiker, die die Marke „VerROCKt“ weiterführen. 

Wenn draußen dann langsam Ruhe einzieht, beginnt das Gedränge im „Hirsch“ größer zu werden. Die Sturmklause und die seit einigen Jahren als (Nicht-Mehr-)Geheimtipp etablierte „Bar de Luxe“ füllen sich „bis zum letzten Platz“. Die Bar war völlig neu dekoriert. 

Dabei wurde die Hirschdekoration der abgelaufenen Faschingssaison gekonnt nachgenutzt. Der Cocktail-Ausschank endet in der Bars regelmäßig immer erst dann wenn Ute kommt und sagt: „Nu is aber Schluss!“ Also, bis zum nächsten Jahr!

Hier gehts zum Rückblick-Video: