Der Markt füllte sich mit Schaulustigen, viele in Kostümen oder mit Narrenzeichen, Kindergartenkinder, Schüler, Lehrer, Erzieher mit lustigen Kopfbedeckungen – und ebenso närrisch kostümiert Senioren, teils im Rollstuhl, mit ihren Betreuern vom Pflegeheim am Hofwall. Um 11 Uhr ging es los. Der RCC marschierte ein – freiwillig begleitet von Bürgermeisterin Michaela Ritter, die auch ganz freiwillig das Amtsenthebungsverfahren über sich ergehen ließ und den Rathausschlüssel herausrückte, den das närrische Volk nun für sich beansprucht – jedenfalls bis zum 5. März, 0:00 Uhr, dem Anbruch des Aschermittwochs.
RABU-Mania: Es geht schon wieder los!
Rainer König, der Dresdner Pantomime, Ehrenmitglied des RCC, der zeitweise im Körper der Hexe Baba Jaga gefangen ist, schlug dem Präsidenten gleich einmal vor, zu prüfen, ob der Schlüssel an der Stadtkasse passt, Präsident Kai ermahnte aber, dass man doch erst einmal die Krönungszeremonie durchziehen müsse, denn sonst sei der Fasching ja gar nicht richtig eröffnet. Rainer beantwortete dann seine Frage auch gleich selbst: „So viele Narren hier, da reicht das Geld sicher nicht für alle.“
Zur Zeremonie gehörte natürlich der obligatorische Freiberger-Fassanstich durch die entmachtete Bürgermeisterin, der Auftritt der kleinen Schülergarde, der Auftritt des Mini-Clubs, moderiert von Fine und Pepe, mit Mini-Funkengarde, Mini-Elferrat und Mini-Narrenpolizei und als Höhepunkt der Eröffnungszeremonie die Krönung von „Mini-Prinzessin“ Friederike I. und „Mini-Prinz“ Ferdinand I. Unter dem Motto „Kinder an die Macht“ repräsentierten sie nun die närrische Herrschaft bis zur Inthronisierung der „großen“ Tollitäten.
Nach dem Auszug der „Minis“ ist traditionell die Große Schülergarde am Zug. Doch diesmal zunächst etwas anders als sonst. Adele, Emma, Lena, Leonie, Lilly, Kethy und Selina stellten ihr Kunstprojekt vor, das sie gemeinsam mit Petra Schade (Atelier Pescha) ausgeführt hatten und dessen Ergebnisse im Heimatmuseum Radeburg ausgestellt wurden. Nun werden die Bilder einer neuen Bestimmung übergeben und sind künftig im Seniorenwohnheim am Hofwall, dem Seniorenheim Rödern, in den KiTa‘s „Sophie Scholl“ und „Glückspilze“, im Stadtcafé Mensch, im Schlosscafé Berbisdorf und in der Physiotherapie Seifert zu sehen.
Die Große Schülergarde schloss an die Aktion ihren Gardetanz-Auftritt an und den nun schon traditionellen Abschluss bildete die Funkengarde mit ihrer „Flieger-Animation“. Kinder, die Lust hatten - und es waren mehr als Platz war! - kamen auf die Bühne zum gemeinsamen Tanzen. Präsident Kai schloss die Auftaktveranstaltung mit dem Versprechen, dass „wir uns alle wiedersehen - zu den Prunksitzungen, zur „Reloaded“ oder dann im nächsten Jahr zu den Saal- und Zeltveranstaltungen. Natürlich allerspätestens am 2. März zum großen Umzug. Ein „Wiedersehen“ mit der Auftaktveranstaltung – was sind schon Worte gegen Bilder – hier die Video-Zusammenfassung (48 Minuten) Also ab aufs Sofa, raus aus dem tristen November und noch einmal die Show genießen!
Um 20:11 Uhr ertönte der Gong zur Eröffnung der Krönungs-Prunksitzung. Nach dem Einmarsch des RCC und des Ex-Prinzenpaares Sylvie I. und Martin I. nahmen die „Mini-Moderatoren“ Fine und Pepe den Faden vom Tage wieder auf. Sie seien von dem „renommierten RAZ-Magazin beauftragt worden, den Gewinner des „Goldenen Titelbildes“ für die Sonderausgabe „EXTREM“ zu finden, um den sich die besten Faschingshochburgen bewerben konnten. Natürlich war Rio de Janeiro der erste Bewerber. Die Kindertanzgruppe legte eine Samba aufs Parkett, gefolgt von „Kölle“, vertreten durch die Minigarde, die zu dem „Funkemarieche“ von Karoline Kebekus performten. Venedig als nächster Bewerber wurde durch die hinter goldenen Masken versteckten und zu italienischen Klängen über die Bühne hopsenden Mini-Elferräte präsentiert. Die Mini-Narrenpolizisten brachten dann als Gondolieres eine „geheimnisvolle Fremde“ heran, die von den beiden Beauftragten wissen wollte, wie denn der Karneval in RABU sei.
Fine versicherte: „Den Radeburger Fasching – ich liebe ihn! Witzig, spritzig – einfach Weltklasse! Jede Saison ist ein High Light!“ Pepe ergänzte: „Ein richtiger Volksfasching, mit dem besten Publikum der Welt und dem schönsten Faschingsumzug!“ Die geheimnisvolle Fremde entpuppte sich als Kinderprinzessin Friederike I und hinter ihr tauchte auch Prinz Ferdinand I auf. Alle waren sich einig: das Goldene Titelbild hat RABU gewonnen. Eigentlich. Aber dann stellten sie fest: es fehlt ja noch das Große Prinzenpaar!
Präsident Kai schilderte in diesem Videobeitrag die aufwändige Suche nach einem Prinzenpaar. Achtung, Spoiler, bitte unter dem NÄCHSTEN BILD weiterlesen, wenn ihr Euch an diesem Freitag oder Sonnabend oder zur Reloaded von dem Video noch überraschen lassen wollt!
Kai klopfte an alle möglichen Türen. Noch mal eins backen? Wäre langweilig. Eins herbeibeten? Die Bürgermeisterin fragen? Rathaus war geschlossen. Dann kam die Blitz-Idee: Kai suchte Lothar Lucke auf und schlug ihm vor: „Wie wäre es als Prinz? Da könntest Du mal Sonntag einen Umzug anführen, statt immer nur montags!“ Aber auch der lehnte dankend ab. Der Schöne Bäcker hatte keine Braut zur Verfügung, Heidi Wagner hätte gern einen Prinzen mit Rollator, aber auf der Friedenshöhe fand sich niemand, der bereit war. „Hirsch-Ute“ dreht sich weg und sagt das Gegenteil von dem was sie meint: „Das wär schön!“ Dann kommt Kai auf den Dreh: diesmal keins backen, sondern eins drucken!“ Und als er schließlich im Ideenwerk am Großformatdrucker steht und Füße und Kleid der Prinzessin schon gedruckt sind, ist plötzlich der Toner alle. „Naja,“ sagt er sich schließlich, als Kopier-Altmeister Axel Schmidt auch keinen Rat weiß: „Warum sollen wir eigentlich eine Kopie nehmen, wenn wir auch das Original haben können!“
Und schon steht sie auf der Bühne, Axels Tochter, die designierte Prinzessin Stephanie I. mit dem designierten Prinzen Dirk I. an ihrer Seite.
Stephanie und Dirk Arlt sind Radeburger „Urgesteine“ mit Fasching im Blut. Beide sind seit 16 Jahren in der äußerst erfolgreichen Umzugsgruppe Conny Ottlinger aktiv und die Gruppe träumt genauso wie letztes Jahr die Gruppe Jens Meister (Bärwalde) davon, einmal den Prinzenwagen stellen zu dürfen. Dieser Wunsch geht nun in Erfüllung.
Dirks karnevalistisches Alleinstellungsmerkmal ist, die kürzeste Mitgliedschaft in der Narrenpolizei gehabt zu haben – wohl nur ein paar Tage. Aber da er leidenschaftlicher Koch ist, war er bei der NP in dieser Eigenschaft auch ohne Dienstgrad gern gesehen.
Bei Stephanie liegt der Karneval sogar in den Genen. Gerhard Ulbrich, Elke Schmidts Vater und demzufolge Stephanies Opa, wurde nach der 5. Saison (1962) Präsident des Elferrats. Vor der 23. Saison (1979) wurde unter seiner Leitung der Radeburger Carnevalsclub gegründet, der als Ortsgruppe des Kulturbundes etwas mehr Schutz vor jenen bot, die den staatlich schwer zu beherrschenden Karneval weghaben wollten. Zwei Jahre später musste er aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten. Es wäre ihm zu gönnen gewesen, zu erleben, was in den letzten Jahren hier aus dem Karneval geworden ist, denn dass wir überhaupt Faschingshochburg wurden, ist zu allererst ihm zu verdanken. . Stephanie würdigte ihn in der Prinzenpaar-Rede mit den Worten: „20 Jahre führte mein Opa den Karneval an, heute schaut er sich das von da oben an.“.
Stephanie war bereits beim letzten Umzug vor der Wende in der 31. Saison (1988) Kinderprinzessin. Wie würde er sich freuen, sie nun in der Rolle der „großen“ Prinzessin zu sehen!
Zur närrischen Familiengeschichte gehört, dass Gerhards Töchter Rita und Elke in der Garde tanzten und auch Stephanies Bruder Manuel war einmal Mitglied der Narrenpolizei. Vor 5 Jahren standen auch Stephanies und Dirks Kinder auf der Bühne. Tochter Lilly tanzte in der Kindergarde und Sohn Nick war ebenfalls „Mini-Prinz“.
Den Radeburger Karneval zeichnen aber nicht nur die „royalen“ Familiengeschichten aus, sondern auch der Respekt vor dem „Bodenpersonal“. Präsident Kai fand dann auch Worte für die, die wie selbstverständlich ihr Werk im Hintergrund tun – wie die „Backstagecrew“, bestehend aus Conny und Gundel – Enkel von Gründer Kurt Georg übrigens, sowie Ulla und Anja ebenso wie für die „Party-Band“ unter Leitung von Hannes Maitschke, für die Techniker und für die DJs. Letztere sind in dieser Saison neu. Das Trio Jens Krause, Marcel Koltermann und Erik Baumann muss den im September verstorbenen Hans Lehmann ersetzen. Präsident Kai Drabe erinnerte daran, dass Hans Lehmann 24 Jahre Programm DJ des RCC war, zeigte nach oben und sagte: „Lieber Hans, ich bin mir sicher, Du schaust uns zu. Vielen Dank für alles!“Hans weiß natürlich, dass es weitergehen muss und hätte nichts anderes gewollt. Nach der Krönungszeremonie folgt der Showteil. Traditionsgemäß berichten wir davon nach der Reloaded Party online und für die „Offliner“ dann in der Weihnachtsausgabe, um hier nicht zu sehr zu „spoilern“. Wer möchte, kann sich die Krönungszeremonie, den 1. Teil der ersten Prunksitzung hier ebenfalls ansehen:
So viel lasst Euch gesagt sein: Im Programmteil geht es um die Bärwäldsche Brandgans, um die Veganisierung des Schlachthofs Naunhof, um Kacken statt Kleben in Großdittmannsdorf, um seismische Aktivitäten jeden Montag und Donnerstag, um schwache Blasen im Handball, um Äbbl und Schreibmaschinen, um die Tanzschule bei Mösch – „Hello It’s me!“ (Zugabe!), Kasis Ranch (Zugabe!) und das Elfenballet „Bauch-Beine-Po“ (Zugabe!) – und dazwischen toll choreografierte Gardetänze! Wer keine Karten erwischt hat – der Kartenverkauf für die Saal- und Zeltveranstaltungen startet hier! Jetzt Tickets sichern!
Durchs Showprogramm führte übrigens das närrische Ehepaar Ole und Mirko. Um ihren Ehebund zu schließen, trauten sie sich sogar in die Kirche – oder muss es heißen: in der Kirche? Aber seht selbst. Es sei dahingestellt, ob dazu die Frage nach einem flotten Dreier passt? Gemeint war einer, der mit seiner Liebsten jeden Tag in Radeburg spazieren geht. Der „Insider“ brauchte selbst bei Insidern lange, aber ansonsten waren unsere beiden Kalauer-Schleudern wieder bestens drauf. Mir tun die Schenkel vom Klopfen jetzt noch weh!
Präsident Kai schloss die Krönungsprunksitzung mit dem Versprechen, dass „wir uns alle wiedersehen - zu den Prunksitzungen, zur „Reloaded“ oder dann im nächsten Jahr zu den Saal- und Zeltveranstaltungem. Natürlich allerspätestens am 2. März zum großen Umzug.