Kiesabbau: Unser Wald, unser Wasser, unsere Heimat … Wen interessiert es?

Sitzung des Stadtrates der Stadt Radeburg am 26.09.2024 wurde dem Antrag der AfD auf Vertagung des Tagesordnungspunkts zum Thema Kiesabbau in der Laußnitzer Heide“ in die nächste Stadtratssitzung am 24.10.2024 einstimmig zugestimmt. Damit ist wertvolle Zeit gewonnen, sich mit dem Thema eingehender zu befassen. Gelegenheit dazu gab es bereits einen Tag später. Unser Leser Matthias Walden hat an einer Veranstaltung zum diesem Thema teilgenommen und hat dazu folgende Meinung:

Auch eine Form der Meinungsäußerung: ein Schild am Buchberg.

Auch eine Form der Meinungsäußerung: ein Schild am Buchberg.

Am 27.9. fand in der Kirche Dobra eine Informationsveranstaltung zum Kiesabbau im Heidebogen statt. Es hätte auch die Buchlesung eines neuen Thrillers über Geld, Umweltzerstörung,  Abfallbeseitigung und clevere Geschäftsleute sein können. Oder ein Theaterstück wie sich adlige Wessis den Osten zur Kolonie machen.
Vorspann: Das Adelshaus  Württemberg aus den reichen Bundesländern sichert sich in den Wendewirren großflächig Land im Osten von der Treuhand. Kurz nach der Wende ist ein Loch im Wald, der Tagebau gilt als aufgesucht. Dann wächst in Laußnitz 2 Gras über die Sache.
Teil 1: Über 30 Jahre später werden die alten Pläne wieder hervorgeholt. Obwohl inzwischen die Gesetze schärfer sind, die Welt sich in einer Klimakrise befindet und sich die Eingeborenen  anfangen zu wehren, startet der Abbau in Laußnitz 2. Was passiert mit dem Grundwasser, dem Wald, den Tieren und den Menschen? Natürlich ist das kein Problem sagen die Gutachter, getreu der Regel: In die Hand, die dich füttert, beißt man nicht.
Teil 2 2024: Obwohl Laußnitz 2 nur zu 4% ausgekiest ist, wird  der Tagebau Würschnitz-West mit 117 ha mal wieder beantragt. Eine Verfüllung soll mit Fremdmaterial und Bauschutt erfolgen. Sand und Kies werden zwar gebraucht, aber nicht so viel. Das Geld machen die adligen Bergwerksbesitzer mit der Verfüllung der Gruben. Der Nabu holt Gutachten ein, dass damit die Moore in unmittelbarer Nähe zerstört werden, seltene, z.T. vom Aussterben bedrohte Tiere verschwinden, sich die unterirdischen Wasserströme ändern. Ein Raumordnungsverfahren hat mal festgestellt, dass maximal 44 ha vertretbar wären. Europäische Gesetze und deutsche Gesetze verbieten den Plan eigentlich, Trinkwasserschutzgebiete sollten sicher sein. Die anliegenden Gemeinden lehnen den beantragten Rahmenbetriebsplan ab.
Muss sich der Zuschauer Sorgen machen? Man kann unseren deutschen strengen Gesetzen doch auch im Ostern vertrauen! Oder?
Bei einer Anhörung im Landtag im März diesen Jahres belegte der Nabu die Gefährdung der Moore durch Nährstoff- und Salzeintrag, Wasserentzug und Austrocknung. Obwohl die Zusammenhänge eigentlich eindeutig sind, konnten Gutachter vom Kieswerk und Oberbergamt keine Zusammenhänge erkennen. Es erinnert irgendwie an „Klimawandel gibt es nicht“ oder „Rauchen schadet nicht“. Behördliche Vertreter, denen man Sachverstand zutrauen würde, wie das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie oder die Naturschutzbehörde waren nicht dabei. Also wie werden die Leute entscheiden, die zu bestimmen haben? Dass nach der Veröffentlichung von Gutachten durch den Nabu das Wirtschaftsministerium und das Kieswerk Vereinbarungen ohne die vorgeschriebenen Verfahren treffen, zeigt schon mal die Richtung.
Leider ist das kein Film sondern Realität. Das happy End ist nicht sicher. Da der geplante Tagebau  direkt unser Leben und das unserer Kinder betrifft, hätten eigentlich über 10.000 Menschen vor der Kirche in Dobra stehen müssen, leider waren es nur ein paar. Der Vorteil für das Kieswerk ist, dass die Zusammenhänge komplex sind und sich nur ein Bruchteil der Bevölkerung der Gefahr bewusst ist. Oft wird über Windräder oder Photovoltaik gestritten. Das kann man aber alles wieder abbauen. Das, was die Tagebaue zerstören, ist jedoch für immer weg: der Kiesrücken, der Wasser langsam filtert, Quellen, Bäche und unser Trinkwasser speist und vor Hochwasser schützt, die Moore, die CO2 binden, die ausgestorbenen Tiere, der Wald mit seiner Luftreinigung und Kühlung. 
Wer den Ausgang der Geschichte mitbestimmen will, kann sich informieren (Google: Nabu Sachsen Würschnitz West Kiesabbau) und Klagen vor Gericht mitfinanzieren (https://www.bund-sachsen.de/spenden-mitglied-werden/spenden/wald-gegen-kies/).
Abwarten oder darauf vertrauen, dass unsere Regierung schon das Beste macht, ist leider keine Option.