„1248 – 1288 – 1858 – 1928 – 1938 – 1958, für Radeburg scheint die Zahl 8 eine ganz besondere Bedeutung zu haben,“ sagte Katja Margarethe Mieth, Direktorin der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen, die die Neugestaltung des Heimatmuseums fachlich begleitet hat, in ihrem Grußwort. „Nicht nur, dass Heinrich Zille 1858 hier geboren wurde - 1248 wurde Radeburg erstmals urkundlich erwähnt, 1288 erstmals als Stadt, 1928 wurde das Heimatmuseum eröffnet, 1938 erfolgte die Anbindung an die Autobahn und 1958 fand der erste Straßenkarneval hier statt.“
So wurden die Jubiläen des Heimatmuseum oft überlagert von anderen Jubiläen und auch diesmal war der 160. Geburtstag Heinrich Zilles ein nicht ganz unwillkommener Begleitumstand bei der Erneuerung des Museums. Die Museumsleiterin, Kerstin Hartmann, verwies bei ihrer Begrüßungsrede auf die wechselvolle Geschichte des Heimatmuseums, seit es 1928 von Schuldirektor Paul Subklew in einem kleinen Raum im Rathaus eröffnet wurde, um die im selben Jahr gemachte Funde aus der Bronzezeit für Radeburg zu sichern. Das Museum musste mehrmals umziehen, bis es schließlich 1954 in das jetzige Gebäude zog, das vormals als Amtsgericht diente. „Das Museum hatte immer räumliche Probleme, Geldprobleme und es wurde immer gesagt: Es ist zwar hübsch, dass wir ein Museum haben, aber es ist auch eine Last. Das Geld saß selten locker, wenn es darum ging, für das Heimatmuseum etwas Gutes zu tun.“
Bürgermeisterin Michaela Ritter erklärte dazu: „Es gibt Weisungsaufgaben, Pflichtaufgaben und freiwillige Aufgaben. Um die ersten beiden kommt man nicht herum, zu den freiwilligen Aufgaben einer Kommune gehören die Förderung von Vereinen, Sport, Kultur, also alles Sachen, die man sich leisten können wollen muss. Wie eben ein Heimatmuseum.“ Kerstin Hartmann freute es um so mehr, dass das Heimatmuseum in diesem 90. Jahr neu gestaltet wurde. „Vieles wurde liebevoll restauriert und das Zille-Kabinett wurde eingerichtet, nachdem wir auch Dank des Wirkens unseres Kultur- und Heimatvereins seit 2008, aus Anlass von Heinrich Zilles 100. Geburtstag, bereits eine Zille-Dauerausstellung hatten.“ „Es gibt so Projekte,“ sagte Michaela Ritter, „wenn man am Anfang gewusst hätte, was auf einen zukommt, Da hätte man am liebsten gar nicht erst angefangen, aber hinterher ist man doch ganz froh, wenn man sieht, was herausgekommen ist und dass die anfänglichen Erwartungen noch übertroffen wurden. Als wir uns vornahmen, das Gebäude des Heimatmuseums zu sanieren, wurde uns schnell klar, dass wir nicht ohne fachliche Hilfe diese Aufgabe meistern könnten.“ Sie bezeichnete es als Glücksumstand, dass sie 2016 drei verschiedene Menschen kennenlernen konnte, die für dieses Vorhaben wichtig wurden. Dies waren Matthias Flügge, Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, sowie Dr. Peter Ufer und Mario Süßenguth von der Galerie Komische Meister, durch die es zu Aktivitäten in unserem Museum kam, die eine große Bereicherung darstellten.
Die besondere Rolle von Heinrich Zille wird in dem schon erwähnten Zille-Kabinett besonders gewürdigt, dennoch bleibt das Selbstverständnis des Museums das eines Heimatmuseums. Wichtig ist den Gestaltern der Ausstellung die identitätsstiftende Rolle und der damit verbundene Bildungsauftrag. Katja Mieth gratulierte der Stadt für den mutigen Schritt, sich zu einem Heimatmuseum zu bekennen, auch mit Blick auf Neu-Radeburger, „denn woher sollen sie erfahren, was das für eine Stadt ist, wenn nicht aus einem solchen Museum.“
So wird die besondere Rolle des Handwerks für die Entwicklung der Stadt ebenso gewürdigt wie Vereine, die in der Geschichte bedeutend waren. „Der Schützenverein zum Beispiel, der älter ist als die Stadt, was noch einmal eine große Herausforderung für die Forschung sein dürfte,“ wie Dr. Matthias Donath feststellte. Das von ihm geleitete Zentrum für Kultur und Geschichte war mit der Erarbeitung des Museumskonzeptes beauftragt. Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Stadtgeschichte hat er Themenschwerpunkte erarbeitet. Markt und Stadt, Herrschaft und Rittergut, Handwerk und Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie, Straße und Eisenbahn. Nun findet auch die Würdigung des Radeburger Alleinstellungsmerkmals, Karnevalshochburg zu sein, im Museum seinen Platz.