2. Heinrich-Zille-Hof- & Scheunenfest: Alte Poststraße wurde zum Zeitreiseportal

Diesmal passte alles. Ein perfekter Tag lockte hunderte Besucher auf die Alte Poststraße in Radeburg, um Scheunen und Höfe zu besuchen und sich von den unzähligen Angeboten überraschen zu lassen.

Die alte Poststraße war schon am Vormittag stark besucht, aber als dann die Sonne herauskam, gab es kein Halten mehr. Foto: Montage/K.Kroemke/@blaulichtreport

Nach einem durchwachsenen, regnerischen Juli startete der August trocken. Aber dann, am Sonntag vor dem „großen Fest“ schüttete es fast 25 Liter pro Quadratmeter (zweieinhalb Wassereimer auf einer 1 Meter mal 1 Meter großen Fläche) über uns aus und die Prognosen verdichteten sich, das gleiche würde am nächsten Sonntag wieder geschehen. Nein, nicht schon wieder! Doch die Wetterfrösche hatten zu früh gequakt. Es kam nur 0,1 Liter Regen – also gerade mal ein Wodkaglas voll. Über Mittag verzogen sich die letzten Wolken. 

Am „Hirsch“ stand zu lesen „Heute geschlossen! Kommt zum Scheunenfest!“ Ja, auch der „Hirsch“ hat eine Scheune – dort hatte Werner Klimke einen „Streichelzoo“ mit Meerschweinchen, Hasen, Wachteln und weißen Mäusen eingerichtet, die sich von den Kindern das Knuddeln und Wurschteln auch gefallen ließen. Um das leibliche Wohl brauchte man sich an diesem Tag auch keine Sorgen zu machen. 
Um das leibliche Wohl brauchte man sich an diesem Tag auch keine Sorgen zu machen. Empfangen wurde man schon am Promenadengässchen mit Kaffee, Kuchen, Waffeln - und Bratwurst. 

An der „Malerscheune“ gab es u.a. wieder die schon im Vorjahr beliebte Zille-Bowle, weiter ging es die Straße runter mit Fladenbroten, Buchteln, Fischbrötchen, Kartoffeln und Quark, Leberkäsesemmel, Brezeln, mariniertem Hering, gegrillten Rippchen, süßen Früchten, Räucherkäse, Soljanka, Flammkuchen, Eierlikör, Buttermilchplinsen, Fettbemmen, Wienern, noch mehr Bratwurst, noch mehr Kaffee, Kuchen, sowie Eis, Waffeln, Zuckerwatte, Pommes, Popcorn, Honig, Krautnudeln, RABU-Cocktails…

Unbedingt erwähnt werden soll das extra für dieses Fest kreierte „Zille-häppchen“ – ein Leckerbissen auf Schwarzbrot mit Gurke, Sardelle und Meerrettich – garniert mit frischer Gartenpetersilie. Und natürlich flossen Bier und Wein. Das reinste Schlaraffenland.

Diesmal ging es hinunter bis an den Promnitzweg. Dort hatte der Kaninchenverein sein Lager aufgeschlagen. Nein, Kaninchen gab es nicht auf den Teller, dafür Backfisch. Man konnte am Glücksrad drehen und Preise abfassen oder an einem Quiz teilnehmen, bei dem das Gewicht einer Häsin geschätzt werden musste. Vereinsvorstand Thomas Ley wog im Beisein von Heinrich „Steve“ Zille als amtlichem Zeugen nach: 9500 Gramm. Genau das hatte ein Radeburger geschätzt, der sich daraufhin über einen großen Weihnachtsbraten freuen konnte.

Nebenan, direkt an der Promnitz, gab es eine alte, noch funktionsfähige Löschwasserpumpe der Dittsdorfer Feuerwehr zu bestaunen. Und so gab es einiges für Technik-Freaks und solche, die drauf und dran sind, es zu werden. Oldtimer, Traktoren, Landmaschinen, historische Fahrräder, eine ganze Handwerker-Werkstatt, die Projektvorstellung des Eisenbahnvereins, eine Fundgrube an Modellautos und alter Bürotechnik und natürlich die „Big Bike Station“. 

Und so gab es einiges für Technik-Freaks und solche, die drauf und dran sind, es zu werden. Oldtimer, Traktoren, Landmaschinen, historische Fahrräder, eine ganze Handwerker-Werkstatt, die Projektvorstellung des Eisenbahnvereins, eine Fundgrube an Modellautos und alter Bürotechnik und natürlich die „Big Bike Station“. Sie ist die in Radeburg ansässige Werkstatt für die 1907 gegründete Lebensstil-Marke Harley Davidson. Das Team bot wieder Harley-Rundfahrten für Kinder an. „Wegen der großen Nachfrage werden wir im kommenden Jahr versuchen, noch mehr Fahrer für die Rundfahrten zu gewinnen,“ so Hendrik Pötzsch vom „Big Bike Station“-Team.

Zauberer Florian Steinborn sorgte mit seinen Darbietungen für Staunen und Wundern ganz anderer Art. Wer ihn verpasst hat, hat spätestens im nächsten Jahr wieder die Gelegenheit, ihm auf seine schnellen Finger zu schauen. Für gute Unterhaltung sorgten außerdem Ulf Walther und Annette Naumann mit ihren livemusikalischen Beiträgen. 

Ein neuer Publikumsmagnet waren unsere Handwerksbetriebe, die Ihre Arbeit vorstellten und zu einem kurzweiligen Aufenthalt beitrugen. Ob Zimmermann, Steinmetz, Bildhauer oder Polsterer – überall wird Nachwuchs gesucht und keine Gelegenheit war besser als diese, Kinder spielerisch für solche Berufe zu begeistern. Vom Handwerk ist es zur Kunst nicht weit und die Grenzen sind fließend. Schnitzereien, zum Beispiel - Wanderstöcke, Flechtkörbe; Basteln mit Holz und Deko aus Holz und Edelstahl, Herstellen von Bienenwachskerzen, Kuscheltiere selber basteln, Haarschmuck, Stricken, Häkeln, Spinnen …
 

Am Stand der Wollkiste konnte man staunen, wie schnell reine Merinowolle gesponnen werden kann – wenn man es kann. Vorwiegend männliche Besucher wollten direkt selbst ihr Geschick beweisen und mussten feststellen: gar nicht so einfach. Zudem wurde fleißig das Fingerstricken praktiziert und ausgiebig über die Handarbeit gefachsimpelt. „Im nächsten Jahr bieten wir kleine Spinnkurse an,“ versprach Wollkiste-Chefin Bianca Steinhagen.

Für bleibende Erinnerungen sorgte Porträtzeichner Harald Nickoleit. Auch er wird das nächste Fest wieder bereichern und sprach den Radeburgern ein großes Lob für ein gelungenes Fest aus. So wie die „Pinselfreunde 4.0“ präsentierten sich auch weitere Radeburger Vereine. Die Handballer und die Fußballer machten Werbung für ihre Heimspiele und für interessierten Nachwuchs. Ebenso der Boxclub.

„Wir sind mit vielen Leuten ins Gespräch gekommen,“ sagt Vereinsvorsitzender Erik Behnke. „Und tatsächlich konnten wir zwei Kinder dazu animieren, nächste Woche zu uns zum Training zu kommen.“ Befragt nach interessanten Ereignissen an den Geräten sagte er: „Beim Aushängen an der Reckstange ist man schon gut, wenn man zwei Minuten schafft. Ein Mädchen, ca. 11 bis 12 Jahre alt, brachte alle zum Staunen. Sie schaffte über drei Minuten. Wir versuchen, im kommenden Jahr eine elektronische Anzeigetafel zu bekommen, damit auch Zuschauer die Leistungen mit verfolgen können.“ 

Am Punchingball blieb der High Score bei einem Mitglied des Boxclubs. Die höchstmögliche Punktzahl für einen Schlag ist 2999. Der Rekord steht bei 2877. Die Zahl ist ein Mix aus Schlagkraft und Treffgenauigkeit und so gesehen auch ein bisschen Zufall. Beim Seilspringen gab es dann aber tatsächlich einen Besucher, der besser war als die Freunde aus dem Boxclub.

Was kam sonst noch gut an? In der „Malerscheune“ war eine Diashow mit historischen Ansichten von Radeburg zu sehen. Ebenfalls in der Scheune vertreten war der Kultur- und Heimatverein, der Träger des Festes. Anlässlich des Jubiläums der Kleinbahn führten Christina Kochs Rundgänge diesmal zum Bahnhof. Die AG Stadtgeschichte hat ebenfalls in der „Scheune 36“ ihren neuen Kalender für 2025 präsentiert. Dieser ist auch im Heimatmuseum erhältlich.
 

Die historischen Modeschauen von Heidrun Tennert waren auch wieder ein Highlight für sich. Dass sie diesmal ergänzt wurden, indem sich tatsächlich ein Großteil der Besucher in historischen Kostümen oder historisch anmutender Kleidung auf das Fest begab, trug umso mehr zum Eindruck bei, man durchschreite auf der Alten Poststraße ein Zeitreiseportal.
 

Beim Org.-Team nach einem Resümee nachgefragt sollten die „Taler“ der Konditorei Mensch unbedingt erwähnt werden. Sie wurden mit viel Charme und freundlichem Nachdruck unter die Leute gebracht und sind eigentlich zu schade zum Essen – eher ein Andenken. 

Das zum Fest erschienene Radeburger Marktblatt fand ebenfalls großen Anklang. Es diente zur Orientierung, ist aber auch ein Lesegenuss – und man kann immer noch etwas gewinnen! In einschlägigen Geschäften ist es noch zu bekommen. Einfach Augen aufhalten oder sich durchfragen!

Achtung! Einsendeschluss für das Kreuzworträtsel im Marktblatt ist der 30. September 2024!

 

Laut Org.-Team soll im kommenden Jahr wieder ein Marktblatt erscheinen. Wer Anregungen, Ideen für Beiträge und Themen für diese Zeitung hat, schicke diese bitte gern an zillehofscheunenfest@gmail.com. Über schöne, auch historische Fotos für die 2. Ausgabe der Festzeitung freut sich die Redaktion ebenfalls.

Der Dank des Org.-Teams gilt allen Sponsoren. „Nur durch deren Unterstützung ist es möglich ein solches Fest durchzuführen und zum Beispiel auch das Erscheinen der Zeitung zu ermöglichen,“ betont Hendrik Pötzsch, der die Redaktionsleitung innehatte und Manuel Schmidt ergänzt: „Danke an alle freiwilligen Helfer, die unentgeltlich zu dem Gelingen des Festes beigetragen haben. Ohne sie wäre der Aufbau des Festes und die vielfältigen Angebote für Kinder nicht möglich gewesen.“

„Termin für das 3. Heinrich Zille Hof- und Scheunenfest steht auch schon fest. Es wird Sonntag, der 24. August 2025 sein. Wir freuen uns über Anregungen und Ideen, natürlich auch über Kritik, welche wir gern entgegennehmen.“ Zum Beispiel wird man sich Gedanken machen, wie man die Beschallung besser lösen kann. Wer etwas mitteilen möchte, kann dazu die genannte Mailadresse nutzen oder einfach ihm bekannte Organisatoren oder Inhaber der Scheunen und Höfe ansprechen.