Richtfeste sind nachgewiesen seit dem 14. Jahrhundert und gibt es immer dann, wenn der Zimmermann seine Arbeit gemacht hat – das heißt: wenn der Dachstuhl aufgerichtet ist und das Gebäude zum ersten Mal in seiner künftigen Dimension zu erkennen ist. Der Richtkranz wird aufgezogen als Dankessymbol für Gottes Beistand und des Bauherren Lohn. Dem Richtspruch voraus geht, dass der Bauherr selbst, in unserem Fall die Vertreter der TSV und die Bürgermeisterin, den letzten Nagel ins Gebälk schlägt und damit den Dachstuhlbau quasi vollendet. Zum Richtspruch gehört, dass man ihn den Planern und dem Bauherrn widmet.
Angefangen hatte es damit, dass Stadtrat René Eilke, zugleich Vorsitzender der TSV, am 6. Mai 2014 den ebenso überraschenden wie genialen Vorschlag machte, die Kegelbahn an die Jahn-Kampfbahn zu verlegen. Genial deshalb, weil damit nicht nur zwei, sondern gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen wurden. Zum einen wurde das Ansinnen von Lidl abgewehrt, den Lindenplatz in seinem jetzigen Zuschnitt zu zerstören, ohne den Investor zu verprellen, zum Zweiten wurde eine Alternative für die nicht wettkampftaugliche Kegelbahn gefunden und zum dritten wurde das Dauerleid der Fußballer mit ihren unbefriedigenden Sanitäranlagen beendet. Etwas über ein Jahr zurück lag da der Bürgermeister-Wahlkampf, in dem die TSV die Zustände an der Jahnkampfbahn thematisiert hatte und Bürgermeisterin Michaela Ritter hatte schon frühzeitig bekundet, das Problem angehen und lösen zu wollen.