Infos zum Brandgeschehen Ende Juli

Die aktuelle Hitzewelle, verbunden mit der schon Wochen andauernden Trockenheit, begünstigt Brände, die inzwischen in dichter Folge auftreten. Die Feuerwehren sind an der Belastungsgrenze. Es gibt reichlich Ratschläge, was sich künftig ändern muss, Kritik an Schaulustigen und bei den Waldbränden reichlich Spekulationen zu Brandursachen, während die Kripo ermittelt.

Mitte / Ende Juli brannten 44 ha in der Radeburger Heide - Foto: Feuerwehren Landkreis Meißen - Facebook

Mitte / Ende Juli brannten 44 ha in der Radeburger Heide - Foto: Feuerwehren Landkreis Meißen - Facebook

Konsolidierte Fassung

Um nur die größten Ereignisse zu nennen: Ende Juni brannte es u.a in der Gohrisch Heide. Dort brannten 800 ha. Am 18. Juli brannten 0,2 ha an der Bastei und ab 19. Juli in der Radeburger Heide 44 Hektar.

Der Brand in der Radeburger Heide brach gegen 12:15 Uhr 500 m hinter den letzten Häusern von Würschnitz aus und wurde von einem Feuerwachturm aus entdeckt. Die Feuerwehren der Gemeinde Thiendorf, zu der Würschnitz gehört, waren als erste vor Ort. das Feuer dehnte sich jedoch schnell aus. Die Feuerwehr musste sich laut Informationen des „Blaulichtmagazins“ zeitweise zurückziehen, da die Flammengröße rasant anstieg und Nadelbäume immer wieder durchzündeten. Das Blaulichtmagazin schreibt: „Ein Problem war außerdem die Löschwasserversorgung. Tanklöschfahrzeuge pendelten zwischen dem Niederteich und den Feuersäumen. Hier kam es aber immer wieder zu gefährlichen Unterbrechungen. Riegelstellungen wurden aufgegeben, ein Kamerad soll ersten Angaben zufolge auch verletzt worden sein. Nach sechs Stunden erst war der Brand allmählich unter Kontrolle und die Ausbreitung gestoppt." Das galt jedoch nur vorläufig, denn Winde fachten das Feuer immer wieder an.

Das Wasserproblem wurde gelöst, indem Leitungen vom Würschnitzer Nieder- und Mittelteich verlegt wurden. Damit wurde der Boden gekühlt, um ein Wiederaufflammen von Glutnestern zu verhindern. Der Einsatz wurde am 25. Juli für beendet erklärt. „Es werden allerdings immer wieder Glutnester gemeldet, die von der Feuerwehr gelöscht werden müssen. Derzeit finden nach wie vor täglich Kontrollen / Brandwachen durch die Wald-Eigentümer statt, die in engem Kontakt mit der Feuerwehr stehen“ teilte Bürgermeisterin Michaela Ritter auf Nachfrage von RAZ mit. „Außerdem wird der Wald vom Feuerwachturm aus beobachtet, der auch zuerst den Brand entdeckt hatte,“ so die Bürgermeisterin weiter. „Das Waldgebiet bleibt aufgrund der andauernden Gefahrenlage weiterhin gesperrt.“

Eingesetzt wurden in der Woche des Großbrandes insgesamt 68 Fahrzeuge aus 14 Städten und Gemeinden aus den Landkreisen Meißen und Bautzen. Viele davon waren mehrfach über die 6 Tage im Einsatz.

Es waren insgesamt 309 Kameradinnen und Kameraden verteilt auf die 6 Tage mit den Löschmaßnahmen beschäftigt. Es wurden knapp 700 Schläuche verwendet, was eine Länge von ca. 10 Kilometern bedeutet. Leider wurde viel Schlauchmaterial durch das Brandgeschehen beschädigt oder zerstört.

Die Kostenerfassung des Einsatzes wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, eine endgültige Kostenprognose ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös zu erstellen.

Ungenaue Meldungen, Unruhe und Neugier

Ab Mittwoch, 19. Juli, gab der Katastrophenschutz "Integrierte Regionalleitstelle Dresden" über die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes (kurz: NINA) eine „akute Warnung für die Bevölkerung in der Region Thiendorf und Radeburg“ heraus, indem er über einen „Waldbrand in der Laußnitzer Heide“ informierte. Allerdings brannte, wie gesagt, die Radeburger Heide. Die Laußnitzer Heide liegt im benachbarten Landkreis Bautzen, was im Fall der abgegebenen Information zu Irritationen führte.

Irritierend waren auch die Angaben zur brennenden Fläche. Sie reichten von nur einem dreiviertel Hektar laut DPA bis 200 Hektar laut BILD. Die Falschmeldungen sorgten insgesamt für große Verunsicherung in der Bevölkerung, was wohl den einen oder anderen veranlasste, sich selber ein „BILD“ zu machen. Dadurch wurden Einsatzkräfte nicht nur behindert, sondern sie mussten auch noch dafür sorgen, dass sich die Personen nicht in Gefahr brachten. Da sich trotz veranlasster Sperrung des Waldes Schaulustige teils uneinsichtig zeigten, musste schließlich die Polizei zur Unterstützung gerufen werden. Die Feuerwehrleute, die teils über 12 Stunden im Einsatz waren, reagierten entsprechend „dünnhäutig“ über die auf diese Weise zustande gekommenen Bilder im Internet.

Die Rauchsäule war bis in die Stadt Dresden hinein sichtbar und lockte auch „reichlich“ Presse an. Deren Aufgabe ist es – im Gegensatz zu den Schaulustigen – ein berechtigtes öffentliches Interesse zu bedienen. Wenn das Ergebnis aber Falschmeldungen sind, die beunruhigen statt aufklären, so ist dies zu hinterfragen. Auch das Wie einer besseren Kommunikation mit der Einsatzleitung muss dringend thematisiert werden.

„Die Ermittlungen zur Brandursache sind noch nicht abgeschlossen,“ teilt Rocco Reichel von der Stabsstelle Kommunikation der Polizeidirektion Dresden auf Anfrage von RAZ mit, von einer Straftat wird aber anscheinend ausgegangen, denn in der Mitteilung heißt es ergänzend: „Nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens wird dieses an die zuständige Staatsanwaltschaft übergeben.“

Rauchwolke zieht aus dem Elbtal in den Heidebogen

Am Montag, dem 25. Juli, zog in den Morgenstunden eine Rauchwolke aus der Böhmischen Schweiz durch das Elbtal. Ein Brand in der Nähe des Prebischtors verbunden mit Wind aus Südost war die Ursache. Am Nachmittag drehte der Wind auf Nordwest und eine Rauchwolke trieb aus dem brandenburgischen Falkenberg ins Elbtal und aufgrund sich nochmals drehenden Windes in den Abendstunden weiter über die Elbhänge in den Heidebogen. 

Brand nicht in Zusammenhang mit Rauchwolke

Im Bereich Radeburg – Thiendorf war die Unruhe besonders groß, da natürlich der Rauch auf den Heidebrand bezogen wurde, zumal dann auch noch in der Umgebung Sirenen gingen. Zum Beispiel aktivierte der gegen 21 Uhr übers Land wabernde Rauch die Brandmeldeanlagen bei DEMECAN in Naunhof. Wenige Minuten später wurde auch die Feuerwehr Radeburg alarmiert. Jedoch war hier ein sehr wahrscheinlich durch Blitzschlag ausgelöster Brand in der Geflügelaufzucht an den Ziegeleien die Ursache. Über die tatsächlichen Zusammenhänge – bzw. Nicht-Zusammenhänge konnten wir diesmal auch mit Hilfe unserer Online-Medien schnell aufklären, was aber eher Zufall war. Wo Systeme wie das beim Bund angesiedelte NINA nicht weiterhelfen, nämlich bei lokalen Ereignissen, muss auch über geregelte lokale Kommunikationswege nachgedacht werden. Die technischen Voraussetzungen gibt es eigentlich.

Kommentare zu den Bränden

Aus Waldbränden lernen: Aufforstung zu unsicher für Klimakompensation

Der ÖDP – Landesverband Sachsen fordert Konsequenzen aus den Waldbränden

...insbesondere im Elbsandsteingebirge, die auch zum Beispiel für die Radeburger Heide eine Rolle spielen könnten. Die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) ist eine konservative, sich u.a. an der Bewahrung der Schöpfung orientierende Kleinpartei. 

Vor dem Hintergrund der dramatischen Bilder des Waldbrands im Elbsandsteingebirge fordert die ÖDP Sachsen ein Umdenken über die Rolle des Waldes für den Klimaschutz. „Wenn ein Nationalpark brennt, löst das bei uns Schmerz und Hilflosigkeit aus,“ sagt Markus Taubert, Vorsitzender der ÖDP Dresden und weiter: „Alles, was uns bleibt, ist von Herzen kommender Dank an alle Einsatzkräfte, die jetzt schon seit einer Woche am Limit sind, und für die überregionalen und internationalen Hilfeleistungen.“

Leider müsse man sich angesichts des Klimawandels wohl daran gewöhnen, dass es immer öfter in Wäldern brenne. Die ÖDP weist daher auf einen Konflikt hin: Immer öfter wird im Namen des Klimaschutzes aufgeforstet. Das ist unbedingt begrüßenswert, da sich entwickelnde Wälder CO2 aufnehmen und speichern können. Werden für diese Klimaentlastung jedoch Zertifikate ausgestellt und verkauft, mit denen Treibhausgasemissionen aus Industrie und Landwirtschaft schöngerechnet werden, dann macht ein Waldbrand dieses Nullsummenspiel zunichte. Die Zertifikate sind dann längst verkauft und in die Bilanzen künstlich klimaneutraler Produkte eingeflossen; ihr Gegenwert geht aber in Flammen auf. In den Augen der Ökodemokraten ist die Aufforstung klimaangepasster, naturnaher und artenreicher Wälder dringend erforderlich und zu intensivieren. Die damit verbundene Klimaentlastung soll jedoch nicht auf andere Emissionen angerechnet werden dürfen. „Dafür ist die Speicherwirkung des Waldes zu unsicher.“

Sächsischer Bergsteigerbund fordert Beseitigung von Totholz

Vorsitzender Uwe Daniel widerspricht Naturschützern

Die Waldbrände sollten ein tieferes Nachdenken und ein Umdenken bewirken. Uwe Daniel, Vorsitzender des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB), fordert deshalb eine Abkehr von der aktuellen fortswirtschaftlichen Strategie: „Fichtenmonokulturen sind nie eine ursprüngliche Natur gewesen und sollten deswegen auch nicht als solche behandelt werden. Der SBB fordert kurzfristig eine deutliche Reduzierung der borkenkäferbedingten Totholzmasse und langfristig insbesondee im Nationalpark "Sächsische Schweiz" ein Konzept für einen Waldumbau. Das gleiche sollte auch für die zu Wäldern umgebauten Heidelandschaften mit sandigen Böden in unserer Umgebung gelten. Die Monokulturflächen sollten mit standortgerechten Laubbaumarten und Sträuchern umgewandelt werden, auch als Brandriegel. 

Im Ergebnis der aktuellen Waldbrände gibt es Forderungen von Naturschutzorganisationen, dass „der schon geschwächte Nationalpark Sächsische Schweiz neben Anstrengungen zum Klimaschutz jetzt maximalen Schutz brauche“. Der SBB betont jedoch: Nicht der fehlende Schutz begünstigt die Ausbreitung von Waldbränden – sondern der flächendeckende, sehr hohe Anteil an toten, trockenen Fichten inkl. totem Unterholz. Die Fichte wurde einst von der Forstwirtschaft massenhaft zur Holznutzung angepflanzt. Auf dem trockenen Sandsteinuntergrund wächst die kühle Temperaturen und reichlich Wasser liebende Fichte nicht standortgerecht. Insekten wie der Borkenkäfer haben so leichtes Spiel.

Quelle

 

Michaela Ritter fordert ein Um- und Weiterdenken auf allen Ebenen

Radeburgs Bürgermeisterin äußert sich im aktuellen Amtsblatt insbesondere zu den Folgekosten

In der Juli-Ausgabe des Radeburger Anzeigers vom 15.07.2022 rief ich Sie zu umsichtigem Verhalten auf, um aufgrund der großen Trockenheit Feld- und Waldbrände zu vermeiden. Nur vier Tage später wurden die Feuerwehren zu einem Waldbrand in die Radeburger Heide gerufen! Daraus entwickelte sich ein Großeinsatz, der Ende Juli offiziell beendet wurde, aber bis heute Brandwachen und Nachkontrollen erfordert. Zur Brandursache gibt es trotz zahlreicher umlaufender Gerüchte noch keine Informationen durch die Polizei.

Hunderte freiwillige Feuerwehrleute aus den Landkreisen Meißen und Bautzen waren vor Ort, viele von ihnen mehrere Tage lang. Die Bereitstellung von ausreichend Löschwasser aus den naheliegenden Teichen und in den letzten Tagen auch über eine mehrere Kilometer lange Schlauchleitung vom Stausee Radeburg war eine kräftezehrende Herausforderung für die Feuerwehr. Durch die Hitze, Trockenheit und häufigen Wind wurde das Feuer über mehrere Tage hinweg immer wieder entfacht.

Mit großem Unverständnis und deutlichen Worten reagierten die Kameraden auf die zahlreichen „Zaungäste“, die trotz Sperrung immer wieder im Wald und am Brandort auftauchten, die Löscharbeiten zum Teil massiv behinderten, sich selbst und andere in Gefahr brachten und den Einsatz der Polizei erforderten. Jede und jeder wirklich Interessierte wird im aktiven Dienst der Feuerwehr sehr gern aufgenommen, hat jedoch als Unbeteiligter vor Ort nichts verloren!

Den vielen Kameradinnen und Kameraden im Einsatzgebiet spreche ich an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank für ihr Engagement aus. Undenkbar, wenn es diese Leute nicht gäbe. Ebenfalls bedanke ich mich beim Jugendklub Würschnitz für die Bereitstellung seiner Räume sowie bei den Würschnitzer und Radeburger Einwohnern, die Speisen, Getränke und Eis spendeten oder bei der Versorgung der Feuerwehr halfen. Ein Dankeschön geht auch an meinen Thiendorfer Amtskollegen Dirk Mocker, der den Einsatz zu Beginn koordinierte und mir dann in den darauffolgenden Tagen jederzeit hilfreich auch bei schwierigen Entscheidungen zur Seite stand.

Eine seriöse Ermittlung der Kosten dieses Großeinsatzes ist aktuell noch nicht möglich. Neben den im Verhältnis eher geringen Kosten für die Verpflegung der Kameraden (mehr als tausend Portionen Essen und Getränke) sind dies weiterhin zu erstattende Verdienstausfälle gegenüber den Arbeitgebern, die Mieten für  Großtechnik wie Forstfräsen und Wasserwagen, die Kosten des feuerwehrtechnischen Zentrums für Reinigung, Reparatur von Schläuchen und sonstigen Materialien, die Reinigung der Einsatzkleidung, die Ersatzbeschaffung defekter oder verbrannter Materialien, die Kraftstoffe für Fahrzeuge, Einsatztechnik und Geräte, die Kosten der Bauhöfe beider Kommunen zur Unterstützung der Feuerwehr und Nacharbeiten oder auch die Reinigung der Einsatz- und Transportfahrzeuge aufgrund der Kontamination.

Doch damit kann solch ein Ereignis nicht abgetan sein, es muss ein Um- oder Weiterdenken auf allen Ebenen erfolgen – sei es bei der Ausstattung der Feuerwehren, bei der Koordination solcher Großschadenslagen durch die verantwortlichen Behörden oder auch beim Thema Waldumbau. Noch größere Brände auf den Truppenübungsplätzen der Region oder in schwer zugänglichen Gebieten der Sächsischen Schweiz zeigen, dass solche Ereignisse auf Dauer mit den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten nicht beherrschbar sein werden. Die meisten der Einsatzkräfte vor Ort fehlten tagelang an ihren Arbeitsplätzen, ein Teil der feuerwehrtechnischen Ausrüstung wurde zerstört und muss ersetzt oder repariert werden, die auflaufenden Kosten strapazieren die kommunalen Haushalte. Freistaat und Kommunen müssen sich diesen Themen dringend gemeinsam widmen und Lösungen finden.