Mit im Präsidium Platz genommen hatte Gerald Bibas, Stv. Ortschaftsrat. Die Gesprächsleitung hatte der Vorsitzende des Ortschaftsrates, Bernd Bakowski.
In den Eingangsstatements schilderten die beiden Gemeindeoberhäupter die Situation rund um die Notunterkünfte in Naunhof und Moritzburg.
„Um informiert zu sein“, so Margot Fehrmann, „war ich mit zu den Baubesprechungen. Nun weiß ich, dass im Januar der Innenausbau beginnt und im Gegensatz zu den bisherigen Aussagen die Sanitäreinrichtungen so sein werden, dass wir im Prinzip jetzt auch Frauen aufnehmen könnten.“
Außerdem soll im Interesse der Sicherheit im Außenbereich Beleuchtung hergestellt werden. Da nicht der bisherige Eingang genutzt werden soll, sondern der Eingang vom Siedlungsweg, wird die Beleuchtung am Siedlungsweg ertüchtigt bzw. in dem Bereich, wo bisher keine war, neu installiert.
Jörg Hänisch schilderte noch einmal den Standpunkt der Gemeinde, siehe dazu Interview. Darüber hinaus informierte er noch einmal darüber, dass die Produktionsschule Moritzburg ihre Bereitschaft erklärt hat, die soziale Betreuung der Gemeinschaftsunterkunft zu übernehmen und dass auf ehrenamtlicher Basis die Mitwirkung aller Moritzburger in dem Bündnis „Vielfalt Moritzburg“ organisiert ist. Im Folgenden stellen wir den vorformulierten Fragen die Antworten gegenüber.
Wie definieren Sie den Begriff Notunterkunft?
Jörg Hänisch:Das sind Unterkünfte, in denen andere gesetzlichen Normen gelten. Das ist kein juristisch definierter Begriff sondern aus der Not geboren, weil man nicht weiß, wo man die Leute noch unterbringen soll.
Gerald Bibas: Beide Objekte werden auch im jüngsten Kreistagsbeschluss (Link zum PDF-Download- d.Red.) als Gemeinschaftsunterkunft bezeichnet. Dann dürften aber nicht so viele Personen kommen wie jetzt vorgesehen, weil aus baurechtlicher Sicht dann die Quadratmeter dann nicht passen. Auf meine Anfrage hat Herr Engelhardt (Asylbeauftragter beim Landratsamt – d.Red.) per Mail mitgeteilt, dass Notunterkünfte nur ein befristete Genehmigung haben. Die Frage ist: wie lange ist befristet?
Jörg Hänisch: Ich rechne mit bis zu 5 Jahren, kann aber nicht sagen, ob das verbindlich so bleibt...
Margot Fehrmann: Wir können nicht sagen, ob damit drei, fünf oder sieben Jahre gemeint sind. Wir müssen uns aber im Klaren sein, dass wir lieber Notunterkünfte akzeptieren sollten, denn die Alternative wäre, dass wir dann auf Turnhallen zurückgreifen müssten.
Sind die ankommenden Asylsuchenden registriert und untersucht?
Jörg Hänisch: Alle Ankommenden haben eine Erstregistrierung, aber noch nicht alle einen Asylantrag gestellt. Das ist jetzt so, obwohl von Land und Bund versprochen wurde, dass erst wenn ein Asylantrag gestellt wurde, die Weiterverteilung aus den Erstaufnahmeeinrichtungen erfolgt. Und die Ankommenden haben jetzt noch unterschiedliche Ausweise, weil das bisher nicht einheitlich gehandhabt wurde, aber ab Januar soll es eine Probephase geben und ab März sollen dann alle die bundeseinheitlichen Ausweise bekommen. Die Ankömmlinge sind auch erstuntersucht, wird uns versichert, was immer das bedeutet.
(Anmerkung eines Steinbachers: TBC ist eine von Mensch zu Tier und umgekehrt übertragbare Krankheit. In Augsburg wurde ein Flüchtling mit TBC ins Krankenhaus eingeliefert und das verunsichert viele, denn in der Gegend mussten 30 Rinder mit TBC notgeschlachtet werden.)
Jörg Hänisch: Dass in einer Erstuntersuchung keine alles umfassende Untersuchung erfolgen kann, dürfte jedem klar sein, denn diese Kapazitäten hat das Gesundheitswesen gar nicht.
Weshalb wurde das Projekt (in Naunhof) nur für Männer geplant? Aus welchen Ländern werden sie sein und in welchem Alter?
Margot Fehrmann: Die ursprünglichen Planungen sahen so aus, dass es nur einen Sanitärbereich für Männer geben würde und danach ging man davon aus, dass man nur Männer unterbringen kann. Bei den Baubesprechungen hat sich aber jetzt gezeigt, das zwei getrennte Sanitärtrakte möglich sind und damit auch die Unterbringung von Frauen möglich wäre. Damit will ich jetzt aber nicht sagen, dass auch Frauen kommen. Es kann immer noch sein, dass nur Männer geschickt werden. Der Landkreis erfährt 10 Stunden vorher, wer kommt, wie viele und woher sie kommen.
(Zwischenfrage einer Steinbacherin, die eine Frau mit drei Kleinkindern aus der Erstaufnahme in Niederau gesehen hatte und die ihr Leid tat. Warum können wir uns die Leute nicht aussuchen? Man sieht doch, wer besonders bedürftig ist und unsere Hilfe am dringendsten braucht.)
Jörg Hänisch: Das ist schon von vielen versucht worden und ich halte das auch für eine gute Idee. Aber die bürokratischen Verwaltungsabläufe sind so in unserem Land geregelt, dass man da nicht eingreifen kann. Zehn Stunden vorher weiß ja noch nicht einmal der Landkreis, aus welcher Erstaufnahme wer kommt.
Wann werden die Asylsuchenden eintreffen, wie lange werden sie bleiben und wird die Unterkunft danach wieder aufgefüllt?
Jörg Hänisch: In der Begründung zum Kreistagsbeschluss werden folgende Termine genannt: Belegung voraussichtlich ab 28.12. in Volkersdorf 28 und in Moritzburg 64, ab 25.2. in Moritzburg 34 und ab 7.3. in Naunhof 70.
Margot Fehrmann: Die Belegung von Naunhof kann, wenn das Objekt eher fertig wird, aber auch schon eher erfolgen. Da es sich bei den Objekten um Notunterkünfte handelt, werden die Untergebrachten nur vorübergehend, für eine unbestimmte Zeit, bleiben und die frei werdenden Plätze werden immer wieder aufgefüllt.
Wie ist die Versorgung vorgesehen?
Margot Fehrmann: Die Asylbewerber bekommen Geld und müssen sich selbst versorgen. Da das schwierig ist mit nur einer kleinen Einrichtung in Lauterbach setzen wir auf mobile Versorgung. Wir haben schon einige mobile Händler angesprochen, die Interesse bekundet haben, dass sie einen Halt am Asylheim einlegen wollen, um bei der Versorgung behilflich zu sein.
Jörg Hänisch: In Moritzburg ist die Versorgungslage günstiger, und bei zusätzlichem Bedarf will sich das Bündnis Vielfalt Moritzburg darum kümmern. Es unterstützt mit Patenschaften, Fahrten usw. Das lässt sich alles mit freiwilligen Helfern organisieren.
(Anmerkung von Henry Grande: Wenn wir den Leuten nicht Möglichkeiten bieten, sich vernünftig zu versorgen, dann ist der Frust vorprogrammiert. Es muss eine Einrichtung geschaffen werden, dass diese Leute versorgt werden können. Wenn die Politik Asylbewerber in so großer Zahl willkommen heißt, muss sie auch in der Lage sein, die Versorgung sicherzustellen.)
Margot Fehrmann: Ich glaube das ist eine Illusion. Die Naunhofer haben doch auch keine Möglichkeit zum Einkaufen. Sie müssen dann eben nach Moritzburg, Dresden, Radeburg oder Meißen fahren.
Wie stellen Sie sich die ärztliche Versorgung vor?
Margot Fehrmann: Behandlungsscheine gibt's über die Diakonie beim Landratsamt. Dann gehen die Asylbewerber zum normalen Hausarzt.