„Konzert aus gutem Grund“ sammelte 10.000 € ein

Unter dem Namen „Sraßenunterhaltungsdienst“ gastierten die Söhne Mannheims und Freunde am Sonnabend, dem 30. August, auf der Festwiese von Adams Gasthof. Die fast 40 Künstler spendeten ihre Gage, der Veranstalter, die Kruhl Produktions und Medientechnik GmbH ihre Eigenleistungen und die Erlöse aus den Einnahmen. Die Söhne Mannheims versprachen, wiederzukommen, aber ob es ein erneutes Konzert geben wird und wenn ja wo – das ist noch offen.

Straßenunterhaltungsdienst

Straßenunterhaltungsdienst = Söhne Mannheims und Freunde

„Letzte Instanz“ war diesmal die erste Instanz, denn sie eröffneten nach Anmoderation von Radio-Dresden-Moderatorin Kristin Hardt das Konzert und konnten die knapp 1000 Besucher auf dem gut gefüllten, aber nicht vollen Festgelände mitreißen. Bandleader Holly Loose schafft es nach einigen Anläufen, dass fast alle 2000 Hände oben sind.

Als ersten Gast holt er die Sängerin und Geigenvirtuosin Shi-Ran Yinon von „New Model Army“ auf die Bühne. Die Künstlerin mit jüdischen Wurzeln wuchs in Mannheim auf, lebte später in Israel und seit 2013 in Leipzig. Gemeinsam mit ihrem Geiger-Kollegen Rico Schwibs und dem Cellisten Benni Cellini legte sie schon mal vor, was an Virtuosität an diesem Abend geboten wird. Und dann überraschte sie Holly und seine Band mit deren Song „Der Garten“, dessen Refrain sie auf Hebräisch sang.

Schließlich stoßen Dirk Zöllner und Laith Al-Deen hinzu und „rocken Moritzburg“.

Nach einer Umbaupause schlägt die Stunde des „Straßenunterhaltungsdienstes“. Xavier Naidoo, hinter dessen Auftritt ein Fragezeichen stand, vermisst eigentlich niemand, denn Rolf Stahlofen, Claus Eisenmann und Michael Klimas überzeugen vom ersten Ton an. Schließlich noch Dirk Zöllner, Gastone…  Als dann „Rastaman“ Marlon B. noch dazustößt, ist Naidoo vollends vergessen und die Stimmung schon auf dem Siedepunkt.

Als die eigentlich für die Moderation angekündigte Tatortkommissarin Maria Simon mit ihrer kleinen Tochter Anni mit dem Song „What about us“ auftritt, gehen auch die Herzen auf.

Laith Al-Deen schließt den Abend ab mit seinen Ohrwürmern „Bilder von Dir“ und „Dein Lied“. „Bilder von Dir“ werden sicher allen Besuchern des Konzerts der Extraklasse im Ohr bleiben und „Dein Lied“ enthält die (berechtigte) Feststellung: „Ich weiß, dass Du irgendwo da draußen bist“ – direkt gerichtet an die, die dieses Ereignis verpasst haben.

Die Organisationen „Aufwind Mannheim“ und „WIR- Water is Right“ können sich über 10.000 € freuen, die durch das „Konzert aus gutem Grund“ gespendet werden konnten. Eine stattliche Summe und doch hätte es noch mehr sein können. Gut doppelt so viele Gäste als die anwesenden knapp 1000 hätten auf die Wiese gepasst, wenigstens mit 1500 hat der Veranstalter kalkuliert, der Gesamtkosten von 50.000 Euro zu verkraften hat.

Erklärungsversuche für das Ausbleiben von noch mehr Besuchern gibt es viele. Ein Barkeeper meinte, man habe ja keine Werbung gemacht, was Sebastian Kruhl schier aus der Fassung bringt. „Wir haben Dresden regelrecht zuplakatiert.“ Außerdem in vielen Medien Werbung gemacht, Presse und Rundfunk berichteten im Vorfeld. Vielleicht ging man doch zwischen den Wahlplakaten einfach unter? Vielleicht ist Dresden aber auch übersättigt mit Hochkarätigem – nicht zuletzt durch die zahlreichen Konzerte in Dresden, zum Teil gratis, mit namhaften Akteuren? Es bleibt auch unklar, wieso man dem „kleinen Moritzburg“ ein Konzert dieser Größe nicht zutraute, wenn sich bis zum Schluss das Gerücht hielt, es kämen nur Coverbands.

Ein weiterer – verwunderlicher – Grund wurde von einem „eingefleischten Letzte-Instanz-Fan“ Sebastian Kruhl selbst mitgeteilt: „Mag ja sein, dass Letzte Instanz auftritt, aber die „Söhne Mannheims“ sind rechts. Da gehen wir nicht!
Wenn Personen, die sich selbst als links, weltoffen und tolerant sehen, nicht erkennen, dass sie selbst nur voller Vorurteile sind, dann fällt selbst ihm dazu nichts mehr ein. Die Multikulti-Truppe als rechts zu bezeichnen, vielleicht weil sie aus ihrem eigenen Erleben heraus kritisieren, was bei der Integration falsch läuft, statt der Probleme einfach zu leugnen, ist höchst intolerant. Zumal die „Söhne“ mit ihrem Integrationsprojekt „Aufwind Mannheim“ Ausgegrenzten und Abhängten bei der Integration in die Gesellschaft helfen – egal welcher Herkunft diese sind. Zumal das Projekt „WIR“ nachhaltig für Wasseraufbereitung in Afrika sorgt und damit eine wirkliche Fluchtursache bekämpft. Sie tun damit mehr für den Zusammenhalt der Weltgemeinschaft als Leute, die ihr Gewissen beruhigen, indem sie irgendwelche Parolen nachbrüllen, über die sie noch nie wirklich nachgedacht haben. „Letzte Instanz“ sind wirklich die Letzten, die das Engagement der „Söhne“ und ihrer Freunde nicht zu schätzen wüssten und die unter anderen Vorzeichen sich gar nicht auf eine solche Veranstaltung eingelassen hätten.

Die Veranstalter, die Bands, die Künstler danken allen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben – ob als Techniker, im Servicebereich, bei der Sicherheit und nicht zuletzt bei der Gemeinde Moritzburg, bei Bürgermeister Jörg Hänisch für die Unterstützung und bei den Anwohnern für das Verständnis und die Tolerierung der Lautstärke, die nun mal zu so einem Konzert gehört.

Die letzten beiden „BärnsDorfkonzerte finden im Kulturbahnhof  in Radeburg statt.  Am Sonnabend, dem 12. Oktober, ist Julia Neigel und am Sonnabend, dem 14. Dezember sind Falkenberg & Band zu Gast (Beginn jeweils: 20 Uhr, Einlass: 18 Uhr). Tickets kosten beim RAZ und in der KfZ-Werkstatt Bernd Schmiedgen 32,- €, an der Abendkasse: 35,- € (bei Eventim teurer).

Wie bei allen Bärnsdorfkonzerten ist der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre frei!