Am 5. Juni wurde unser ältestes Mitglied, Horst Richert, stolze 80 Jahre. Aber was noch viel bemerkenswerter ist: trotz seines Alters ist er immer noch so närrisch, in Rabu ein hohes Amt zu bekleiden. Es ist absolut selten, dass jemand in einem solchen Alter noch mit Leidenschaft eine aktive Funktion in unserem Verein ausübt.
1972 begann Horsts närrische Karriere in der Rolle des Karnevalsprinzen Horst I., natürlich mit Ihrer Lieblichkeit Rita I. an seiner Seite. Beim Radeburger Karneval hatte der angehende Lehrer für Deutsch und Kunsterziehung die Gardemajorin Rita Hasenpflug kennengelernt.
Unser Karneval hatte Horst Richert dermaßen fasziniert, dass er am Ende der Saison nicht nur seinem „Pflichtjahr“ oder seinen protokollarischen Pflichten als Exprinz nachkam, sondern danach festes Mitglied des Elferrates wurde. Hier war seine Mitwirkung sehr erwünscht, konnte er doch mit seinen Fähigkeiten die musischen, kabarettistischen und gesanglichen Talente im Verein voranbringen. Als Deutschlehrer wurde ihm gleich die Führung des Protokollbuches „übergeholfen“, was heute für Nachfolgegenerationen die Chance bietet, Ereignisse von damals nachzuvollziehen. Dafür ein zusätzliches Dankeschön.
Sein erstes Amt im Elferrat war das des Ministers für Närrische Justiz, in dem er recht bald erkannte, dass diese karnevalshungrige Truppe mehr kann, als nur am Karnevalssonntag die Delinquenten dem Narrenrichter zuzuführen. Daher entwickelte er mit Narrenrichtern und Narrenpolizisten eine eigene Arbeitsgruppe, die auch außerhalb der Saison aktiv war und nach und nach einzeln und später als Gruppe Programmbeiträge lieferte.
Seit Anfang der 80er Jahre bis zur Wende agierte er auch als Programmminister und hatte die Regieführung insbesondere bei der Prunksitzung in der Hand. Er wusste aber auch in verschiedenen Sprecherrollen z.B. als einer der drei „Karnevalektiker“, als Japaner, Polizist u.a.m., sowie als Sänger mit Ironie und Satire Missstände aufzuspießen. Er verstand sich auf eine elegante Klinge. Als Programmminister wirkte er mit leisen Tönen, mit Anregungen, Ermutigungen, Zuspruch und Gegenvorschlägen auf die Akteure ein.
Seinen größten Bühnenerfolg erntete er sowohl auf der Hirschbühne wie auch bei der 2. Karnevalsschau im Dresdner Kulturpalast mit den Radeburger Straßenfegern im November 1988, wo sein Solo „Abschied ist ein scharfes Schwert, wenn jemand von Berlin fortfährt“ die Säle zum Toben brachte. Doch auch die Hand des Kunsterziehers oder sagen wir besser Künstlers ist aus unserer Karnevalsgeschichte nicht wegzudenken. Genannt seien nur der Erstentwurf für unser RCCWappen, die RCC-Ehrenmedaille, diverse karnevalistische Orden wie der Hutschenstern, Urkunden u.a.m.
2005 kehrte Horst Richert in den „aktiven Dienst“ am närrischen Volk zurück als Narrenrichter. Auch unser Narrengericht hatte erst unter seiner Ägide als Minister für närrische Justiz die Form erhalten, wie wir sie heute kennen – mit Gerichtsdienern, Gerichtskasse, drei bis vier Richtern und einem Oberrichter. Letztgenanntes Amt übt Horst Richert nun bereits seit 2013 selbst aus. In dieser Funktion verantwortet er, dass zu jedem Faschingssonntag über 200 Haftbefehle ausgestellt werden, in deren Folge einsichtige närrische Sünder bereitwillig einen selbst festzulegenden Geldbetrag an die närrische Justizkasse übergeben, selbst beim Fast-Total-Ausfall einer ganzen Saison. Die Haftbefehle zu gestalten hat der pensionierte Kunsterzieher übrigens seit einigen Jahren selbst in die Hände genommen. Dass Haftbefehle Kunstwerke sind, gibt es dank Horst nur in RABU und dass Verurteilte um so bereitwilliger in die Justizkasse einzahlen, die dann wiederum dem Kinderfasching zugutekommt, ist zumindest selten.
Lieber Horst!
All dies hat uns bewogen, Dich zum Ehrenmitglied unseres Vereins zu ernennen. Diese Auszeichnung vor großem Publikum vorzunehmen, das normalerweise an Deinem Wiegenfest um Dich herum gewesen wäre, hätte einen würdigen Rahmen gegeben. Da coronabedingt nur eine kleine Feier stattfand, erfährst Du dies nun auf dem Weg über die Zeitung, Hier haben wir das derzeit größtmögliche Radeburger Publikum. Wir werden noch einen geeigneten Rahmen finden, Dir die Auszeichnung in einer Weise zu übergeben, bei dem auch unser angemessener Beifall an Dein Ohr dringt und natürlich unser Durst gestillt wird.
Wir verbleiben bis dahin mit einem dreifach donnernden RA-BU!
Dein Radeburger Carnevals-Club.