Neue Karikaturenausstellung in Radeburg - eine satirische Abrechnung mit der „Verkehrswende“

Einladung zur Ausstellung zum Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2022 im Heimatmuseum Radeburg. Mit Witz, Humor und viel Spaß nehmen Karikaturisten die Irrungen, Wirrungen, Schnapsideen und Denkfehler einer fragewürdigen (d.h. des Hinterfragens würdigen) Verkehrspolitik auseinander.

Unter dem Motto "Fahrt ins Blaue!" ließen die besten deutschen Cartoonistinnen und Cartoonisten ihrem Humor freien Lauf. Die neue Ausstellung zum Heinrich-Zille-Karikaturenpreis zeigt ab Sonntag, den 12. Juni, rund sechzig Zeichnungen von knapp fünfzig Künstlern, darunter ist auch der Zille-Preisträger von 2020, BECK aus Leipzig.

 "Wir haben das Motto bereits im Sommer 2021 festgelegt. Aber mit Spritpreis-Erhöhungen und Neun-Euro-Ticket-Debatte haben wir wohl mit Fahrt ins Blaue voll ins Schwarze getroffen", so die Veranstalter, die Stadt Radeburg und die Galerie Komische Meister Dresden. Vorsitzende der Karikaturenpreisjury ist die Miterfinderin des Preises, die Bürgermeisterin der Stadt Radeburg, Michaela Ritter (parteilos).

Die Cartoons und Karikaturen beschäftigen sich diesmal mit den Tücken der Elektromobilität, leeren Akkus und möglichen Fortbewegungsvarianten der Zukunft. 

2018 wurde der inzwischen deutschlandweit beachtete "Zille-Karikaturenpreis" als Premiere ausgeschrieben und wird seit 2019 von der Stadt Radeburg gemeinsam mit der Galerie Komische Meister Dresden jährlich vergeben. Radeburg ist der Geburtsort des später in Berlin berühmt gewordenen Grafikers, Malers und Fotografen Heinrich Zille (1858 bis 1929). Im Heimatmuseum Radeburg ist auch eine Kabinettschau zu Zilles Leben und Werk zu sehen. „Die tollen Besucherreaktionen in unserem neu gestalteten Museum geben der Idee des Preises recht“, so Bürgermeisterin Michaela Ritter. „Wir glauben, dass auch dieser neue Zille-Jahrgang viele zum Lachen und Nachdenken bringen wird.“ Das Bund-Länder-Programm Stadtumbau Ost fördert das Zille-Karikaturenpreis-Projekt – so wie bereits die Sanierung des Museumsgebäudes.

Am Sonntag, den 12.06.2022, um 14 Uhr, wird der Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2022 im Ratssaal der Stadt Radeburg feierlich an den Sieger übergeben. Gleichzeitig eröffnet die neue Ausstellung „Fahrt ins Blaue!“ im Heimatmuseum Radeburg, die bis zum 8. September zu sehen sein wird.

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"Schluss mit lustig": Publikumspreisträger ermittelt - "Fahrt ins Blaue": Publikumsliebling gesucht!

Der Preis der Ausstellung "Schluss mit lustig" geht an Sabine Winterweber

Wer nun fragt, wo eigentlich der letzte Publikumspreisträger "abgeblieben" ist, erfährt im Heimatmuseum, dass dieser erst nach dem Ende der letzten Ausstellung am 31. Mai ermittelt werden konnte. "Publikumsliebling" ist Sabine Winterwerber aus Hannover. Sie ist in kurzer Zeit schon sehr erfolgreich. Sie erhielt 2018 den Newcomer-Preis „Geflügelter Bleistift“ beim Deutschen Karikaturenpreis und belegte 2020 den 2. Platz beim „Goldenen Segel“. Ihre Zeichnungen erscheinen im Eulenspiegel-Verlag.

Herr Ufer und Herr Süßenguth haben mit ihr Kontakt aufgenommen, sie konnte aber bei der oben genannten Preisverleihung nicht dabei sein. Nun wird ins Auge gefasst, dann zur Eröffnung der Personalausstellung des diesjähjrigen Zillepreisträgers, Markus Grolik, im September dann gleich zwei Publikumspreise zu übergeben - neben dem für "Schluss mit Lustig" auch den für "Fahrt ins Blaue", der nun bei der jetzt laufenden Ausstellung im Heimatmuseum Radeburg ermittelt wird, wo entsprechende Abstimmungskarten für das Publikum ausliegen. Die Publikumspreise sind jeweils mit 500 € dotiert und werden von der Ideenwerk Radeburg GmbH gestiftet. „Dieser zweite Teil des Heinrich-Zille-Karikaturenpreises gehört inzwischen fest zum Wettbewerb dazu und gibt allen Künstlerinnen und Künstler eine Chance, deren Werk nicht von der Jury erwählt wurde", so Jurymitglied Mario Süßenguth. Er betreibt zusammen mit Dr. Peter Ufer die Galerie Komische Meister Dresden.

Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Heimatmuseums, also auch am Sonnabend, dem 18. Juni, von 14 bis 16 Uhr zu besichtigen. 

"Fahrt ins Blaue" Jurypreisträger ist Markus Grolik

Personalausstellung folgt im Herbst

Der aktuelle Jurysieger heißt Markus Grolik aus München. Er überzeugte mit seinem Motiv namens "Aufladen". Zwei Radler mit Elektro-Bike stehen entgeistert vor einer Aufladestation mit Grünem Strom - der per Hometrainer erzeugt werden muss.  Das Bild überzeugte die Jury mehrheitlich. Das Preisgeld beträgt 1.000 Euro, gestiftet vom Hauptsponsor der Schau, dem Unternehmen IVAS Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen und -systeme aus Dresden.

Laudatio - gehalten von Mario Süßenguth

Markus Grolik unternimmt gerne mal eine Fahrt ins Blaue. Lange Strecken mit seinem alten Dacia, und seit es in den Städten immer mehr Autos und immer mehr Verkehrsraum-Müll gibt, Elektro-Trittroller zum Beispiel, fährt er die kürzeren Touren auch sehr gerne mit seinem soliden Fahrrad der Marke „Panther“, diese übrigens 1896 in Ostdeutschland begründet, mit Nabenschaltung und mit Rücktritt. Dieses Rad hat er sogar nach Radeburg mitgebracht.

Markus Grolik liebt das Althergebrachte, wenn es sich erst einmal als gut erwiesen hat. So wie sein Fahrrad. Er mag auch sich selbst, denn seit seiner Geburt 1965 in München ist aus ihm inzwischen etwas althergebracht Gutes geworden. Vater von zwei erwachsenen Kindern ist er, von der Kunst beseelt sowieso.

Es mag eine Unterstellung sein, aber ein Zitat Heinrich Zilles passt vielleicht auf Markus Grolik. Es lautet: „Kinder, lernt nicht, sonst müsst ihr später arbeiten!“

Markus Grolik arbeitet nicht, weil er längst seine innere Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Nur wer lernt, muss später arbeiten, sagt Zille, und da ist was dra. Denn man lernt auch viel Unsinn in der Schule. Markus Grolik sagt: Sein Abitur habe etwas zu lange gedauert. Deshalb schlug er, auch um raffiniert der altbundesrepublikanischen Armee, der Bundeswehr, zu entgehen, zügig den künstlerischen Weg ein: Modegrafiker, Kinoplakatmaler, Kunststudium.

Mit 30 schließlich: ein Leben als Freiberufler. Motto: Wer als Festangestellter arbeitet, hat keine Zeit, Geld zu verdienen!

Der Münchner zeichnet Cartoons und Comics, illustriert Werke anderer, er schreibt auch, nicht nur Sprechblasen voll, sondern  richtige Kinderbücher, erfolgreiche im Übrigen, die bei großen Verlagen wie Rowohlt oder dtv erscheinen.

Seine Cartoons und Karikaturen sind Markus Groliks Spielwiese, um dem mitunter erdrückenden Alltag aus News und Fakenews schnell und unkompliziert die Luft rauszulassen, mit einem Witz! „Fahrt ins Blaue!“, heißt bekanntlich das Motto des Heinrich-Zille-Karikaturenpreises 2022. Und die Jury hat sich aus über 200 Einsendungen von 50 Künstlerinnen und Künstlern für das Werk von Markus Grolik entschieden: „Aufladen“.

Wir sehen darauf: Zwei frustrierte Elektro-Fahrradfahrer, E-Biker, wie es in Sachsen heißt. Mann und Frau stehen mit leerem Akku vor einem Green-Akku-Load-Häuschen mit Hometrainer darin. Sagt der Mann schnaufend zur seiner angetrauten Sportskanone: „Schon wieder eine Ladestation zum Selberradeln!“ Ich sehe Markus Grolik vor mir, wie er schmunzelnd den Kopf schüttelt, wenn er ehrlich, aus eigener Kraft, mit seinem

Nabenschaltungs-Fahrrad der Marke „Panther“ den Berg hoch tritt, während ihn vollschlanke Schummler, wie diese hier auf dem Bild, noch fröhlich pfeifend überholen – bis die Batterien schlapp machen. Dann pfeift Markus Grolik sein Liedchen und zeichnet Cartoons wie diesen.

Schauen wir noch genauer hin: D. I. Y. steht unten auf dem Sockel des Hometrainers, mit dem Strom erstrampelt werden kann. D. I. Y. steht nicht für „Das ist Yoga“, sondern für Do it yourself – Mach es selber! Und das war eigentlich auch mal der geniale Grundgedanke des Fahrradfahrens: frei von Öl, Kohle, Benzin, Diesel oder eben Strom einfach selberradelnd ordentlich Strecke machen. Der Antriebsmotor waren wir selbst, betankt mit Leitungswasser, Limo oder Hefeweizen – Weißbier, sagt der Münchner. Aber ein Fahrrad mit Batterie-Motor, das scheint für Markus Grolik die Verfälschung eines althergebrachten und guten Konzeptes zu sein. Eine Verfälschung wie fleischfreies Fleisch aus Tofu oder wie mehlloses Brot aus Eiweiß oder wie alkoholfreier Wein aus Traubensaft.

Und auch die abstruse Idee des „Grünen Stroms“ zeigt Groliks Cartoon herrlich entlarvend. Denn Strom ist bekanntlich nicht grün, sondern unsichtbar. Und die ja tatsächlich in der Wirklichkeit praktizierte Variante, dass in Fitnessstudios am Crosstrainer oder am Laufband Energie erzeugt wird, erscheint völlig gaga: Warum auf ein Gerät steigen, ins Schwitzen geraten – und keinen Meter von der Stelle kommen?

Markus Grolik will unsere verdrehte Welt wieder vom Kopf auf die Füße stellen. Daran hat sich zwar schon so mancher  verhoben, aber irgendwann, so hofft der Künstler, werden das Althergebrachte und das Gute wieder die Oberhand gewinnen. Ich erinnere an Markus Groliks eigenes Fahrrad, mit Funktionen, von denen nicht nur Politiker träumen: Es hat Freilauf – und eine funktionierende Rücktrittbremse!  

Lieber Markus Grolik, ganz herzlichen Glückwunsch zum Heinrich-Zille-Karikaturenpreis 2022 für die Karikatur „Aufladen“!