Sehr geehrte Redaktion,
nachfolgend möchte ich einige Gedanken zu obigem Artikel äußern, weil getroffene Hunde bellen – könnte man meinen. Nun ich besitze tatsächlich einen Hund.
Nach verschiedentlichen Erfahrungen mit der Haltung anderer Tiere, insbesondere langjähriger Katzenhaltung, stellt man verwundert fest, dass die Anschaffung eines Hundes eine fundamental andere Mensch–Tier-Beziehung darstellt, da der Hund imstande ist mit dem Menschen auf einer ganz anderen, höheren Stufe zu interagieren. Ein Hund schenkt seinem Menschen absolutes Vertrauen, bedingungslose Treue, Liebe und Trost in schweren Lebensabschnitten, z.B. nach dem Tod des Ehegatten. Ein Hund enttäuscht seine Menschen nie, er liebt seinen Leitwolf bedingungslos, selbstlos und selbst ein Zwei-Meter-Mann, der 30 Jahre bei der Feuerwehr gearbeitet hat und nach der letzten Spritze beim Tierarzt seinen toten Gefährten auf den Knien liegen hat, weint dann wie ein Kind.
Mit einem Hund kommen Sie mit völlig fremden Menschen plötzlich ins Gespräch, finden wieder Halt im Leben. Ein Hund folgt Ihnen immer und überall hin, setzt sogar sein Leben für das Ihre ein. Es gibt keine Rettungspferde, Rettungskatzen, -kaninchen oder -papageien – nur und einzig allein - Rettungshunde.
Sogenannte Therapiehunde werden heute mit Menschen zusammengeführt, welche schon seit vielen Jahren trotz aller ärztlichen Kunst, kein einziges Wort mehr gesprochen haben. Aber nach dem Auflegen einer Hundepfote auf ihrem Arm, bricht aus ihnen plötzlich ein raues, unartikuliertes „na du“ hervor. Allein für die Jagd stehen über 50 verschiedene Jagdhunde zur Verfügung. Hunde, welche aufstöbern, welche apportieren, welche die hetzen, verbellen, verfolgen, usw., usf.
Hinzu kommen verschiedene Wachhunde, die Immobilien wie Haus und Hof, oder Firmengelände zuverlässig schützen, aber auch welche, die fahrende Kutschen bewachen und dazu große Strecken nebenherlaufen mussten. Ja selbst zur Bekämpfung von Rattenplagen (in Paris) wurden Hunde eingesetzt, die dafür mal eben lediglich ihr Leben eingebüßt haben, oder anschließend schwer verletzt „entsorgt“ wurden.
Die Hunde im Polizeieinsatz, der Spürhund für Sprengstoff oder für Rauschgift, der Spürhund für die Nachverfolgung von Täterspuren, der Hund für die Nachverfolgung orientierungsloser oder verletzter, hilfloser Personen – all diese Hunde sind das Ergebnis Jahrhundertelanger (menschlicher!) Züchtung und Formung. All diese Hunde leben nicht für sich selbst, sondern dienen dem Menschen, genauer gesagt sorgen sie für die Bekämpfung der Folgen menschlicher Kriminalität, menschlicher Verantwortungslosigkeit, menschlicher Nachlässigkeit, menschlicher Ignoranz, Faulheit und Dummheit. Der Mensch hat ganz vorsätzlich und gezielt dafür gesorgt, dass dieses Lebewesen Hund für „seinen Menschen“, seinen „Leitwolf“, schier alles macht. Aber nun stört so ein Hund ganz einfach – weil er bellt wie konditioniert - und sein Revier hinterm Gartenzaun bewacht. Das Bellen stört bisweilen die vögeldurchzwitscherte Ruhe und gehört unterbunden, bis es mal wieder gebraucht wird. In Anbetracht dieser Zusammenhänge stimmt die Überschrift Ihres Artikel wirklich absolut exakt, allerdings in etwas anderer Konnotation.
Eine weitere, ganz unangenehme Eigenschaft solch eines Hundetieres, besteht nun aber in der Tatsache, dass es über einen Verdauungskanal verfügt, aus welchem täglich die unverdaulichen Reststoffe ausgeschieden werden müssen, genau wie auch beim Menschen. Während sich der Mensch dieser unverdaulichen Reststoffe 9Millionen, 999Tausend und ca. 600Jahre, genauso wie der Hund, einfach irgendwo entledige, wurden vor etwa 400 Jahren die ersten Abortgruben errichtet und Ende des 18.Jahrhunderts in England das erste mit Wasser zu spülende Klosett erfunden, was die Gepflogenheiten langsam etwas änderte (siehe dazu Veröffentlichungen/Ausstellungen wie „10Mio Jahre Mensch“ und „Drauf Gesch…ichten um das stille Örtchen“).
Ein Blick, nur wenige Hundert Jahre zurück macht schnell deutlich, dass Hundekot bis dato wahrlich das kleinste Problem war, weil allenthalben die Hinterlassenschaften von Pferden und Menschen zum unverwechselbaren Geruch einer Stadt beitrugen. Und wessen Dynastie schon mehrere hundert Jahre in Radeburg ansässig sein sollte, der kann fest davon ausgehen, dass seine Vor- Vor-…Vorfahren den Marktplatz und dessen Umgebung fleißig mit zugeschissen haben. Später wurden dann sicher bevorzugt die Röder und die Promnitz dazu genutzt, aber nur von Freitags bis Dienstags, weil Donnerstags Bier gebraut wurde. Unglaublich, dass wir das alles überlebt haben - und erfolgreich verdrängt - und nun rafft uns der Diesel und der Klimawandel und der Hundekot dahin. Aber ehe es soweit ist, moralisieren wir uns zu Tode.
Kot zerfällt übrigens relativ schnell und bis zu Staub, dank der großartigen Natur, welche dies so regelt, jedenfalls wesentlich schneller, als Papiertaschentücher oder Damenbinden, die teils Jahre dazu brauchen, wie man auf Autobahn- Rastplätzen feststellen kann. Interessant, wie sich der Mensch, welcher sich innerhalb seiner urbanen Umgebung so trefflich über Hundekot empören kann, fern seiner Urbanität, die Natur mit seinen Hinterlassenschaften ganz genau so, ja sogar noch viel mehr belastet, indem er noch zusätzlich Kippen, Büchsen, Flaschen, Verpackungen,… einfach in die Umwelt schmeißt.
Die Zustände im Mittelalter waren schließlich ausschlaggebend dafür, dass in den urbanen Zentren der Städte Regelungen getroffen wurden, die dafür sorgen sollten, wenigstens das Gebiet um den Markt von menschlichen Fäkalien frei zu halten. In Radeburg kam damit nun die Vor-, Vor-,…. Vorverordnung der jetzigen Polizeiverordnung (PVO) zum Ansatz. Und ohne mich näher mit der PVO von Radeburg beschäftigt zu haben, möchte ich wetten, dass darin u.a. - und in etwa so etwas zu lesen steht, wie: “Es ist verboten die Notdurft im öffentlichen Raum der Stadt Radeburg zu verrichten“. Dieses Relikt entstammt noch dem Mittelalter, obwohl es weitestgehend gegenstandslos ist. (Wer jetzt möglicherweise an Fasching denkt – es findet sich allenthalben, auch dort wo gar keine Feste stattfinden.) Es dokumentiert die Trägheit und den Unwillen Verordnungen zeitgemäß zu gestalten und sich und seine Einwohner von nutzloser Paragraphenschlacke zu befreien. Statt dessen wird mit endlosen Erweiterungen und Ergänzungen solange herumfabuliert, bis der Paragraphenwirrwarr mit der realen Welt nicht mehr viel gemein hat.
Der Ausgewogenheit halber möchte ich aber auch eines meiner nachhaltigsten Erlebnisse bezüglich herumliegender Hinterlassenschaften erwähnen:
Ohne es zu bemerken, war ich in einen Kothaufen getreten und bin anschließend Auto gefahren. Nach einiger Zeit bemerkte ich einen unangenehmen Geruch und begann zu ahnen, an was das liegen könnte. Leider war ich dienstlich auf der Autobahn unterwegs und konnte nicht ohne weiteres anhalten, sondern erst am nächsten Rastplatz lediglich meine Schuhsohlen im nassen Gras etwas abputzen. Mittels eines abgebrochenen Zweiges versuchte ich noch etwas das Profil meiner Schuhsohle zu dekontaminieren, was auch einigermaßen gelang. Die auf dem Rastplatz herumliegenden Tretminen, machten die Situation dabei nicht wirklich entspannter, obwohl sie vermutlich weniger von Hunden stammten. Leider war die Pedalerie des Fahrzeuges ebenfalls betroffen. Diese ließ sich im Anzug und irgendwo im nirgendwo schon gar nicht zu säubern, sondern erst nach mehreren Stunden und einigen hundert Kilometern weiter - zuhause – in Arbeitskleidung, mit Schaum vorm Mund, Tunnelblick und einem Schraubenzieher in der Hand.
Natürlich kann es nicht sein, dass ich als Hundehalter keinerlei Einfluss darauf nehme, wo mein Hund seinen Kot absetzt. Natürlich habe ich darauf zu achten, dass mein Hund andere Menschen nicht belästigt, verängstigt, anspringt. Natürlich werde ich (i.d.R.) Kinderspielplätze mit einem Hund gar nicht erst ansteuern. Natürlich kann ich meinen Hund nicht einfach von der Leine lassen. Selbstverständlich achte ich auf meinen Hund, auch wenn er angeleint ist. Selbstverständlich beachte ich Schilder, welche mir den Zutritt mit Hund nicht gestatten. Und last not least – selbstverständlich kann ich mein Tier nicht ein, zwei Stunden dauerbellen lassen, ohne nachzuschauen, was da los ist. Allerdings ist es auch hier, wie im wahren Leben – Ausnahmen bestätigen die Regel bzw. manchmal kommt es unvorstellbar anders.
Nun einige Zeilen zu Ihren diagnostizierten Irrtümern, die m.E., die in den roten Bereich übersteuern, bzw. die Welt in ihrer gesamten Vielfalt etwas ausblenden.
Irrtum Nr. 2 – Passanten anbellen:
Ein Hund bellt, oder knurrt oder bleibt auch ganz ruhig und entscheidet das nach einem äußerst feinsinnigen Vertrauens – Nichtvertrauens - Modus, welcher unser menschliches Empfinden, haushoch übertrifft. Eben Hund bzw. Natur und der Hundeführer ist gut beraten bei „grundlosem Anbellen“ sensibel und misstrauisch zu werden. Einem bellendem Hund ist es auch nicht möglich die Schnauze zu verbieten. Er verleiht seiner Aufregung Ausdruck, er warnt intuitiv seinen Menschen ohne Beachtung der PVO, aber als Resultat einer über 100jährigen Zuchtbemühung.
Irrtum Nr.4 und 6 – Leinenpflicht soweit die PVO nur irgend reicht:
LHier fliegt der Zeiger nicht nur in den roten Bereich, sondern knallt an den Anschlag. Was im Stadtpark von Radeburg durchaus Sinn macht, macht in den Landgemeinden, welche aus rein finanzpolitischen Spielchen, nun als trauriger Appendix an Radeburg herumbaumeln, einfach nur Unsinn, aber immerhin welchen mit 100%igen Reinheitsgrad.
Aber das Lebensgefühl, die Lebenskultur, die Ländlichen Sitten und Gebräuche in diesen Landgemeinden, benötigen in keiner Weise die Radeburger PVO.
Ein Teil dieser ländlichen Lebenskultur besteht u.a. darin, praktisch von Kindesbeinen an den Umgang mit Tieren und deren Bedürfnisse gewöhnt zu sein, Liebe und Verantwortung für Tiere zu entwickeln.
Regelrecht skurril wird es ja, wenn Wildtiere – z.B. Vögel - durch Hunde nicht mal beunruhigt, aber durch 200 Meter hohe Windräder problemlos geschreddert werden dürfen. Das war doch der Plan in der Röderschen Heide, oder?. Auch Rehe sollten natürlich keinesfalls beunruhigt werden, bis der Wolf sie rudelweise killt.
Wäre dieser ganze weltfremde, grenzdebile Paragraphendschungel, der beliebig von anderen noch weltfremderen Entscheidungen überrollt und übertroffen wird, so dass er sich in Teilen formal-logisch selbst bekämpft, nicht eigentlich mal ein treffliches Faschingsthema?
Irrtum Nr.7 - Hund auf dem Spielplatz:
Da stimme ich Ihnen generell zu – aber auch hier ist die Sicht mal wieder absolut auf den Hund fokussiert. Außerdem stecken Kinder keine Fäkalien in den Mund. Abgesehen davon, dass sie von klein auf AA kennen, sorgt auch die großartige Natur von ganz allein dafür, dass etwas, was stinkt und nicht gut ausschaut, auch nicht als essbar angesehen wird. Diese Regelung nennt sich übrigens somatische Intelligenz und macht (nicht nur an dieser Stelle) menschliches Eingreifen so überflüssig wie einen Kropf. Andererseits laufen diese Kinder jedoch überglücklich in Streichelgehegen umher, wo der Kot wie gesät herumliegt. In der Hebelei beispielsweise, stehen die Ziegen direkt vor der Erlebnisrutsche und die herumkullernden Kötel in denen man am Ende der Rutsche landet, sind nicht mal ansatzweise ein Thema. Auch die Weiden, welche bis an die Seen heranreichen, werden gern zum Sonnen und Baden genutzt. Decken und Badetücher müssen dabei geschickt zwischen den herumliegenden Tellerminen positioniert werden und kein Kind kommt auf den Gedanken von so einer Pizza mal naschen zu wollen. Was für eine heile Welt, nur gut, dass weit und breit kein Hundehaufen zu finden ist.
Irrtum Nr.8 – Absetzen von Hundekot
Wenn der Hund Gassi geht, schafft er es, etwa 100 bis 300 Meter zurücklegen, dann wird es passieren, Ausnahmen bestätigen die Regel. Hat er bis dahin nicht den Grüngürtel erreicht, kommen die Hinterlassenschaften schnell an ungeeigneten Orten zu liegen, was selbstverständlich ein Ärgernis darstellt. Nun gibt es Kot-Tüten, aber es gibt, wie auch beim Menschen, unterschiedliche Konsistenzformen für Kot, bis hin zu verflüssigtem, wo der Kotbeutel nicht mehr einsetzbar ist. Die Polizeiverordnung von Radeburg (PVO) sollte deshalb dringend dahingehend ergänzt und überarbeitet werden, dass jeder Hundehalter ausschließlich mit einem mobilen, auf dem Rücken tragbaren Kärcher ausgestattet sein muss, wenn er mit seinem Hund den öffentlichem Raum betritt.
Obwohl Gassi-Gehen von Gasse / Straße kommt, wird jeder normale Hund schon von sich aus bestrebt sein, asphaltierte, betonierte oder gepflasterte Flächen zu vermeiden. Er erkennt darin den sauber zuhaltenden Lebensraum seines Leitwolfes, was es ermöglicht dieses Tier mit auf Terrassen, Freisitze und dergleichen zu nehmen. Der Hund sucht also schon selbstständig nach einer „Grün“- (Unkraut/Mulch/…)Fläche, aber das darf er ja laut PVO auch nicht. Wie schade deshalb, dass so ein Hund in solcher Situation nicht mal vorübergehend zu einem Pferd verwandelt werden kann. Dann könnte er eimerhohe, cheopspyramidenartige Haufen mitten auf der Straße platzieren, in die man nicht einfach hineintreten, nein in denen man regelrecht versinken kann. Oder er scheißt einfach hundert Meter Straße mehr oder weniger durchgängig voll.
Hei - was das für einen Spaß macht, dies dann alles mit dem Auto schön breit zu fahren, am besten mit der ausgedruckten PVO auf dem Beifahrersitz.
Auch Katzen, von welchen es laut Statistik in Deutschland mehr gibt als Hunde, setzen ihren Kot ab – übrigens bevorzugt in Sandkästen. Und auf Jagd gehen die auch, wobei die dann wirklich jagen und nicht nur hinter Wildtieren herumtollen. Also auch hier bedarf es noch umfassender Ergänzungen in der PVO. Oder eben auch nicht, denn klar - Katzen hinterlassen ja keinen Hundekot.
Irrtum Nr.9 – Hundesteuer
Da es leider tatsächlich völlig verantwortungslose Hundehalter gibt, die ihren Hund lediglich vor die Haustür führen, um ihn dort Quadratmeterweise Haufen an Haufen machen zu lassen und auch nicht ansatzweise auf den Gedanken kommen, diese Sauerei irgendwie zu beräumen, wäre es regelrecht falsch, das Geld der Gemeinde für die Dekontaminierung solch einen Hotspots einzusetzen. Die von allen Hundebesitzern eingezahlte Hundesteuer sollte nicht dem verantwortungslosesten Hundehalter indirekt zufließen. Wie oben schon beschrieben, dürfte solch ein Verursacher über den relativ begrenzten Verursachungsradius schnell ausfindig gemacht und zur Verantwortung gezogen/erzogen werden können.
Soweit, so gut, aber Hundesteuer sollte auch zweckentsprechend eingesetzt werden. Grade in der heutigen Zeit, wo alles maschinell und sehr effektiv abläuft und niemand mehr mit Besen und Schaufel losziehen muss, würde die Hundesteuer sicher zu monatlichen Reinigungen des inneren, urbanen Stadtgebietes mittels Kehrmaschine ausreichen und so aufgestauten Unmut schon im Ansatz beseitigen, wobei menschlicher Müll wie Zigarettenkippen, Zellstofftaschentücher, Keks- und Bonbonpapier, Verpackungsreste etc. gleich mit beseitigt werden könnte.
Leider dient die Hundesteuer weder dem Hundehalter, noch den Hunden, noch dem Schutz der Einwohner – auch nicht indirekt als Regulativ - wie im Artikel vermutet, sondern verschwindet direkt und vollkommen geräuschlos im schwarzen Loch. Wie auch KFZ-Steuer, Benzinsteuer, Maut etc., die bestenfalls nur noch in Teilen der Sanierung von Straßen, Brücken, Parkraum zugutekommen. Diese Steuern wurden geschaffen, um zweckentsprechend eingesetzt - sinnvoll zu wirken. Die Tatsache, dass zweckgebundene Steuern nicht mehr zweckentsprechend verwendet werden, auch noch richtig zu finden, macht mich traurig und konterkariert im Übrigen den ganzen Artikel. Dieser wäre nämlich schlichtweg erst gar nicht entstanden, wenn kein Hundekot herumgelegen hätte, weil das Stadtgebiet mittels Hundesteuer immer leidlich sauber gehalten werden könnte – sozusagen ein Kardinals-Irrtum.
Außerdem führt diese Art „Steuer-Brauchtum“ leider zu einer verhängnisvollen Eigendynamik. Wenn zweckgebundene, vom Bürger eingetriebene Steuern nicht mehr zweckentsprechend verwendet werden, ist dies nicht mehr sinnfällig und auch nicht mehr nachvollziehbar. Was nicht nachvollziehbar ist, verliert an Akzeptanz und führt in Folge zur Entkopplung des Individuums vom Gemeinwesen und damit zur Entsolidarisierung unserer Gesellschaft.
Abschließend möchte ich noch einige Gedanken grundsätzlicher Art zu Papier bringen:
Ferdinand Eduard Bilz, der Gründer des Bilzbades, sowie einiger Sanatorien, hatte seinem Wirken einen wunderbaren Spruch zugrunde gelegt, dem auch ich mich verpflichtet fühle. Er lautet: Die Natur ist mein Leitstern!
Fünf Worte, die uns daueraufgeregten, hyperventilierenden Menschen wenigstens von Zeit zu Zeit mal wieder in den Sinn kommen sollten, wenn wir dabei sind regulierungswütig Abläufe zu erfinden, die gar nicht ablaufen können, weil dabei mal eben die Natur – der Dinge – der Sache – schlichtweg zu wenig oder auch gar keine Beachtung fand. Viel zu oft vergessen wir, dass die Natur sich selber allumfassend regelt, ohne dass es den Menschen dazu, auch nur ansatzweise, benötigt.
Der o.g. Artikel landet weit hinter dem Ziel und wird schon deshalb wenig bewirken. Es mag möglicherweise den einen oder anderen Prozesshansel ermuntern, nun seinen Teil zur allgegenwärtigen Anschuldigungskultur beizutragen und so das Zusammenleben weiter verkomplizieren.
Ich erlebe Radeburg eigentlich nicht als ein sonderlich mit Kot verunreinigtes, sondern als ein relativ gepflegtes, sauberes Städtchen.
Was ist es denn für eine Art, wegen einiger weniger Ecken, welche diesbezüglich möglicherweise überproportional kontaminiert sind, als Anwohner einer solcher Ecke zur Lokalzeitung zu gehen und sinngemäß die allgemeine Verbannung aller Hunde aus Radeburg und Umgebung anzustreben? Wie viel sinnvoller wäre es doch solche Ecken konkret zu benennen, um mit den Beteiligten (z.B. Vermietungsgesellschaft/Eigentümer/Mitbewohnern) tatsächlich etwas bewirken zu können. Vielleicht wäre auch eine Hundewiese die Lösung, wie anderswo schon lange gängige Praxis.
Wir leben gegenwärtig in einer sehr spannenden Zeit mit großen, teils offenbar unlösbaren Problemen, in welcher es kontraproduktiv erscheint den Hund und seinen Haufen als Nebelkerze zu zünden. Wir sollten vielmehr fest zusammenstehen in Erwartung wirklicher Probleme, zu deren Bewältigung dies die unabdingbare Voraussetzung sein wird. Jedenfalls mag man Radeburg den unglaublichen Glückszustand noch lange gönnen, sich in Ermangelung von No-Go-Areas, Vandalismus, Raub, Mord, Vergewaltigung und Drogenkonsum mit ganzer Akribie sporadisch detektierbarem Hundekot zu widmen.
Ich hätte noch vor fünf Jahren gelacht, wenn mir jemand prophezeit hätte, auf den Hund zu kommen. Vor allem hätte ich niemals erwartet, dabei mit so viel Lebensqualität beschenkt zu werden.
Ich würde das jedem wünschen. Zudem bewacht er zuverlässig persönliches Eigentum und ja, möglicherweise rettet er einem sogar das Gesäß.
Mit freundlichem Gruß,
Winfried Tegge