RABU TRÄUMTE von den Tollen Tagen - Saisonrückblick

Nein, die 64. Saison fiel nicht komplett aus. Das wissen wir seit dem Überraschungscoup des Präsidenten und der Bürgermeisterin. Mit der Schlüsselübergabe aus dem privaten Wohnzimmerfenster der Rathauschefin und der anschließenden Kinderprinzenpaar-Krönung war die Saison dann doch eröffnet und die Karnevalisten hatten viele kreative Ideen.

Es bleibt (hoffentlich) eine außergewöhnliche Saison. Noch nie haben sich so viele Menschen gegenseitig als Narren bezeichnet.

Cover des im September aufgenommenen YouTube-Beitrags

RABU TRÄUMTE in einer „närrischen Zeit“ von „närrischen Zeiten“, die geprägt waren von einem rauschhaften Freiheitsgefühl. Die vom Narrenprinzen ausgerufene Kussfreiheit steht als Symbol dafür. Die Euphorie von Menschenmassen, Gedränge, Nähe, Unmittelbarkeit machen das Besondere aus, das das Saisonmotto eigentlich wiedergeben sollte: „RABU im Faschingsfieber!“ Nun hat das Motto eine ganz andere Bedeutung erhalten. „Negativ“ ist das neue „Positiv“. Ausgangssperre, Abstand, Isolation und das eigentliche Narrensymbol: Masken(!) bestimmen diese Zeit. Mit insgesamt sechs Online-Events sendete RABU Lebenszeichen über YouTube in die Wohnstuben der Narren:

  • 30.01.2021 - Digitale Prunksitzung
  • 07.02.2021 - Replay Digitale Prunksitzung
  • 11.02.2021 - RABU TRÄUMT (YouTube-Videoclip)
  • 13.02.2021 - Remmidemmi auf dem Sofa - mit der Narrenpolizei 
  • 14.02.2021 - KINDERFASCHING" vorerst weiter auf dem RCC Youtube Channel!
  • 16.02.2021 - Remmidemmi- Livestream reloaded mit der Narrenpolizei

(Aus lizenzrechtlichen Gründen sind nur RABU TRÄUMT und KINDERFASCHING noch online verfügbar)

Den Auftakt bot am Sonnabend, dem 30.01.2021 die virtuelle Prunksitzung. Die "Sendung" wurde im Laufe der zwei Stunden über 3000 mal aufgerufen. Da an manchen Geräten mehrere Personen schauten, Personen aber auch mehrmals den Kanal aufgerufen haben können, kann man davon ausgehen, dass dies auch etwa der Personenzahl entspricht, die zumindest mal reingesehen hat. Im Livechat konnte man verfolgen, dass gleichzeitig immer zwischen 400 und 600 Zuschauern dabei (präzise gesagt: Geräte mit dem Kanal verbunden) waren, also oft ja auch mehrere Zuschauer z.B. an einem Fernseher gleichzeitig.

Durchs Programm führte neben Olaf Häßlich Elferrat Mirko Angermann, der am Glücksrad drehte, an dem ausgewählt wurde, welche "Nummer" aus den vergangenen Jahren des RCC als nächstes gezeigt werden sollte. Die reichlich am Glücksrad verteilte "Schnapszahl" 11 bedeutete immer eine "Sonderziehung", verbunden mit einem "harten" Getränk aus Olafs Wisky-Keller. Wurde am Rad auf den Elferrat gedreht, erfolgte einer "Live-Schalte" aufs Sofa von Elferrat Kai Drabe, der sich als Gäste die Elferräte Nils Scheidweiler und Heiko Gneuß eingeladen hatte, um im Riverboat-Plauderstil frühere "Einsätze" der Ex-Prinzen in Erinnerung zu rufen un dabei auch aus dem Nähkästchen zu plaudern und das eine oder andere Missgeschick einem größeren Publikum bekannt zu machen. 

Zu sehen war insgesamt ein Mix von Highlights der zurückliegenden Jahrgänge aus allen Abteilungen des RCC - von der kleinen über die Große Schülergarde, die Große Garde und Narrenpolizei bis zum Elferrat. Zugabenträchtige Beiträge, an die man sich gern erinnert, waren dabei wie die NP-Nummer "Ich verkaufe meinen Körper", die Elferräte beim Stepptanz, die Schülergarde mit den "Fliegern" oder der "Hausfrauenrock" - die gemeinsame Nummer von NP und Garde aus der letzten Saison.

"Ein Riesendankeschön an unser RABU, ich hoffe, wir haben der Welt gezeigt, RABU ist einmalig!" " sagte Olaf Häßlich, in einer ersten Nachbetrachtung.

RABU TRÄUMT als Videoclip

RABU TÄUMT - dieser Wunsch wurde mit einem im September abgedrehten Spot in bewegten Bildern gezeigt. Premiere war zur Weiberfastnacht, dem Auftakt der Tollen Tage (mehr zu den Tollen Tagen weiter unten auf dieser Seite). 

Der Radeburger Carnevals Club (RCC) kündigte in den sozialen Medien die Premiere mit den Worten an: "Seit 1957 feiern wir Fasching in Radeburg! AUCH IN DIESEN SCHWEREN ZEITEN sind wir für euch da! An diesem Wochenende wäre wieder Ausnahmezustand in RaBu und Tausende würden mit uns feiern!"  Der vierminütoge Spot wurde bis Aschermittwoch bereits 5000 mal aufgerufen. 97% der Premierenzuschauer haben für den Beitrag ein "Like" hinterlassen.

Narrenpolizei lieferte Livestream ans Sofa zu Haus

"Glas nehmen, einschenken (im besten Fall einen leckeren Cuba Libre), eine Couch aufsuchen, es sich vor dem Laptop, Tablet oder auch TV bequem machen und den Livestream der schönsten Männer von Radeburg genießen wir freuen uns auf Samstag!" Mit diesen Worten lockte zur sonnabendlichen Primetime die Narrenpolizei 2311 Fans an die Displays, zur Spitzenzeit waren 312 Geräte gleichzeitig online.

Faschingsheft fast ausverkauft

Und das war längst noch nicht alles! Der RCC bot dem närrischen Volk trotz der Einschränkungen ein Saisonheft. Präsident Olaf Häßlich bestätigte auf RAZ-Nachfrage: "Die kleine Auflage, verbunden mit einem Spendenwunsch von 5 € pro Heft, ist inzwischen nahezu vergriffen." Na und dann war da noch der Kinderfasching, aber der Reihe nach.

RABU träumte - nicht nur

Kein "Umzugssonntag" ohne Haftbefehle

Wie wir aus Band 1 der RABU-Chronik wissen, tagt das Narrengericht schon seit der dritten Saison vor dem Umzug und so war es noch in der 63. Saison. Sollte es nun mitsamt dem Umzug ausfallen? Die Narrenpolizisten um Lars Dickhut wollten das nicht so ganz hinnehmen und hatten eine Idee.
Die Haftbefehle wurden „kontaktlos“ übergeben – am „Umzugssonntagmorgen“ per Einwurf in den Briefkasten, verbunden mit der unausgesprochenen Hoffnung auf ebenso kontaktlose Überweisung der "Gebühren".

Liebe/r (Name des Übeltäters), aus bekannten Gründen ist es uns leider nicht möglich, Dich traditionell abzuholen und standesgemäß mit Pauken und Trompeten den Haftrichtern unseres hoch geschätzten Narrengerichts vorzuführen. Es bleibt mir nur, mich für die vergangenen tollen Jahre zu bedanken und auf alsbaldiges und verrücktes Wiedersehen zu bauen. Hoffentlich im nächsten Jahr. Bleib gesund und munter und dem närrischen Treiben immer gewogen. Dein Narrenpolizist (Name / Dienstgrad, Siegel)

Über soziale Kanäle bedankten sich die Narren für die nicht vollzogene Verhaftung mit teils coolen Sprüchen und Andeutungen (siehe Screenshots) hoher Geldspenden. Damit war das Ziel erfüllt, dass der RCC seine in der Vorsaison gewindbeutelte und durch Corona endgültig zerzauste Kasse wieder etwas auffüllen konnte.

Ein NORMALERWEISE gibt es dieses Jahr nicht

Der Jugendclub Berbisdorf (JCB) bedankt sich bei der Narrenpolizei für die o.g. Aktion mit diesen Worten

Normalerweise wären wir heute Abend beim Ausklang in RaBu und könnten euch berichten was wir für eine Platzierung mit unserem Umzugswagen belegt haben. Normalerweise wären wir nämlich am Sonntag, bei bestem Wetter, beim größten Karnevalsumzug in Sachsen dabei gewesen.
Normalerweise hätte uns, vor unserem Aufbruch nach Radeburg, der gemeine Narrenpolizist Patrick mit einem Haftbefehl besucht.
Normalerweise hätte er uns wieder Geld aus der Tasche gezogen und unsern Schnaps weggetrunken.
Normalerweise gibt es aber dieses Jahr nicht ...

Die Narrenpolizei Radeburg hat uns aber nicht vergessen und den Patrick trotzdem zu unserem Vorsitzenden geschickt. Nicht um Geld einzutreiben, sondern um einfach mal „Danke“ zu sagen. „Danke“ für die Jahre der lustigen Zusammenkünfte und sicher auch für die geflossen Taler ...
Wir haben uns riesig gefreut und hoffen nächstes Jahr wieder unter bekannten Umständen aufeinander zu treffen!
Außerdem hatte die NaPo am 11.11. ein kleines Gewinnspiel bei dem wir mitgemacht haben. Zu gewinnen gab es einen „Cuba Krug“. Da wir die glücklichen Gewinner sind wurde der frisch desinfizierte Krug auch gleich übergeben.

(Erstveröffentlichung auf Facebook, Nachdruck mit freundlicher Genehmigung des JCB)

Während sonst der Umzug lief...

...lief ab 15 Uhr auf dem RCC-YouTube-Kanal die o.g. Liveübertragung des Kinderfaschingsprogramms. Homeschooling, Homekita - und jetzt also auch: Homekinderfasching... Erna, Jelle und Fuffi hoffen, dass es der erste (und hoffentlich auch einzige) Online-Kinderfasching des RCC ist. Die drei machten das so professionell, dass man kaum glauben mochte, nicht auf einem üblichen Kinderkanal zu sein. An 2190 Geräten wurde in dieser Beitrag aufgerufen. 

Elferrat Mirko Angermann bedankte sich auf Facebook: "Super Sache Erna! Eure Kinderfaschingsshow war echt superduperklasse! Echt Wahnsinn, wie ihr euch ins Zeug gelegt habt. Das verdient Dank und Anerkennung! Danke Danke Danke und Ra Bu!" Erna Walther antwortete: "Wir halten einfach zusammen und jeder tut das, was er kann.
Die Idee für den Kinderfasching kam von Elisabeth und das ganze herrliche spontane Projekt filmte Roland Seiler, er verbrachte die ganze Nacht, um es zurechtzuschneiden und hat es in die Endfassung gebracht. Elmar machte wie immer spektakuläres Licht, Hans überwachte das ganze und so hatten Jelle, der Fuffi und ich mit den Kindern mega viel Spaß."

 

Unvernunft ist kein Straftatbestand

Die Angebote des RCC schienen jedoch nicht alle Narren zufriedenzustellen. Am Sonntag, dem 14. Februar, traf man in Radeburg tagsüber immer wieder Leute, die kostümiert oder mit Narrenzeichen versehen durch die Stadt liefen, als wollten sie nicht glauben, dass wirklich nichts stattfindet. Um 16 Uhr kam es dann zu dem "spontanen RABU Narren-Flashmob". Eine offizielle Einladung gab es nicht und der RCC-Vorstand hatte nach eigenem Bekunden auch keine Kenntnis davon. Von etwa 200 Narren (eigene Schätzung) wurden eine halbe Stunde lang auf RABU umgedichtete "Klassiker" und Fetenhits abgespielt und dazu von den Anwesenen gesungen. Kurz nach 16:30 löste sich der "Mob" auf. Kurze Zeit später vorbeifahrende Polizeikräfte erkannten diese Situation offenbar nicht. Gegenüber MDR sagte Mario Laske, Sprecher der PD Dresden, dass aufgrund der Menschenmenge (auch die Polizei gibt 200 Personen an) Verstärkung angefordert worden sei, was sich bei Eintreffen dann als unnötig herausstellte.

Auf RAZ-Nachfrage war zu erfahren, dass bei der Polizeidirektion und beim Landratsamt von den Behörden wegen des Vorfalls nicht ermittelt wird.

Es mag paradox erscheinen, aber da keine Veranstaltung angemeldet war, wozu z.B. auch ein Veranstalter zu identifizieren wäre, fällt das Ereignis nicht unter das coronabedingte Versammlungsverbot. Auch die bei genehmigten Versammlungen geltenden Abstands- und Maskenpflichten kommen nicht zum Tragen. Personen durften sich im Rahmen der an diesem Tag noch geltenden Ausgangsbeschränkungen im 15-Kilometer-Radius um ihren Wohnort bewegen. Das Vermeiden von Ansammlungen, Abstandsregeln und das Maskentragen haben im öffentlichen Raum, wo nicht anders definiert, nur empfehlenden Charakter (§1(1) SächsCoronaSchVO). Ähnliches gilt auch für die zahlreichen Besucher in Moritzburg am gleichen Tag. Unvernunft, wenn man es so sehen will, ist sicher ein Grund für Unmut, Unverständnis und Zorn, aber kein Straftatbestand.

Zeigt mit Euren Bildern: #RABUlebt

Nicht jeder von Euch ist mit der Aktion auf dem Markt einverstanden. Wie auch immer man dazu steht: viele von Euch haben mit Bildern auf Instagram, im Whatsapp-Status, auf Facebook, Twitter und wo nicht noch überall gezeigt, dass RABU in euren Herzen ist. Bilder, wie Ihr die "Tollen Tage" trotzdem nicht ausfallen lassen und RABU die Ehre gegeben hat. Wir würden gern eure Bilder im Radeburger Anzeiger veröffentlichen, aber nur, wenn ihr sie beim Posten mit #RABUlebt verseht oder per Messenger, E-Mail, oder Whatsapp an 0173/9330725 sendet, dürfen wir sie verwenden. Der Saisonbericht aus dem Radeburger Anzeiger ist immer auch im nächsten Faschingsheft wiederzufinden - reichlich illustriert mit Bildern von den Zeltpartys und dem Umzug. Was machen wir mit dieser Saison? Schenken wir sie einfach ab? Nein? Also seid ihr dabei? Wir richten online unter dieser Seite in den kommenden Tagen auch wieder eine Galerie ein.

Warum "Tolle Tage"?

Was hat es eigentlich mit diesem „Ausnahmezustand“ auf sich? Warum ist Weiberfastnacht der Auftakt und warum findet dieser ohne Elferrat statt? Die Chronik von RABU, Band 1 gibt dazu Auskunft:

Am Donnerstag vor Aschermittwoch ist Weiberfastnacht, …der Tollen Tage erster.“ 1206 erstmals erwähnt spielen an diesem die Frauen „wilde Sau“. An diesem Tag wird die närrische Welt noch einmal auf den Kopf gestellt, indem das gesamte Patriarchat „entmannt“ wird – symbolisch werden den Chefs die Binder und Krawatten abgeschnitten. Dieser Brauch hielt in Radeburg erst nach der Wende Einzug. Die Weiberfastnacht wird deshalb auch nicht vom (männlichen) Elferrat organisiert, sondern „basisdemokratisch“ oder „spontan“ von Frauen außerhalb des organisierten Karnevals.

So ist es seit einigen Jahren, mindestens seit 2006, auch in Radeburg. Da das Remmidemmi im „Hirsch“ als Einnahmequelle wegfiel, wurde ein „Weiberfastnachtsball“ von den Hirsch-Wirten selbst auf die Beine gestellt und von den närrischen Radeburgerinnen dankend angenommen.

Der Begriff „Tolle Tage“ bezeichnet Tage mit dem Attribut „toll“ in seiner älteren Bedeutung, die für „verrückt“ steht – ähnlich gebraucht im Begriff „Tollhaus“, das früher für Irrenanstalt gebraucht wurde. Auch der schon genannte Begriff „Tollität“ – anstelle von Majestät für Prinz und Prinzessin ist mutmaßlich in diesem Zusammenhang zu sehen.

Das tolle, also verrückte, irre Treiben in Radeburg findet am Freitag und Samstag vor Fastnacht seit 2001, seit der 44. Saison, auf dem „überdachten Marktplatz“ mit tausenden Besuchern statt – die freitägliche „Megaparty“ und das sonnabendliche Remmidemmi. Letzteres hat auch schon eine sehr lange Tradition. Seit der 20. Saison, 1977, war es ununterbrochen, auch in den Wendejahren, also insgesamt 24-mal, auf dem „Hirsch“.